Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
2. Die Opfer unter den Gefangenen des Zuchthauses Hameln
Todesorte 2
2.4.2 Nach der Verschleppung aus dem Zuchthaus Hameln in andere Strafanstalten -
Andere Strafanstalten sowie Hinrichtungsstätten
Strafgefangenenlager Esterwegen
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Groenwoet, Marcel
Belgier, wurde am 7. August 1909 in Charleroi geboren. Der Gastwirt wohnte in Gent, rue de l´hopital militaire.
Marcel Groenwoet war in Gent Sektionsleiter der Widerstandsgruppe „B.V.L.“ (niederl.: „Bevrijdingsleger“ / „Belgisch Vrijwilligerslegioen“; franz.: „A.L.“ = „armée de la libération“). Seit 1941 beteiligte er sich an der Verbreitung von Flugblättern und Untergrundzeitungen wie der konservativen „La Libre Belgique“. Die deutsche „Sicherheitspolizei“ (SiPo-SD) verhaftete ihn am 9. Mai 1942 „bei Nacht und Nebel“ und sperrte ihn in das deutsche Wehrmachtsgefängnis Gent.
Von dort wurde Marcel Groenwoet am 30. Juli 1942 heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Bochum verschleppt.
Am 22. Mai 1943 kam Marcel Groenwoet mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen in das Zuchthaus Hameln. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Nach wenigen Monaten, am 15. September 1943, wurde Marcel Groenwoet in das Strafgefangenenlager Esterwegen, eines der KZ-artigen Moorlager im Emsland, verschleppt.
Damit teilte er das Schicksal von mehr als 50 Männern des NN-Transportes vom 22. Mai 1943, die zumeist Anfang 1944 von Hameln nach Esterwegen kamen.
Die Justiz lieferte Marcel Groenwoet im Mai 1944 an die Gestapo aus, die ihn in das KZ Sachsenhausen deportierte.
Im Sommer 1944 gehörte er zu den zahlreichen NN-Gefangenen, die in das wegen seiner hohen Todesrate besonders berüchtigte KZ Natzweiler-Struthof im Elsass verschleppt wurden. Dessen erst 1944 errichtete Außenlager im Raum Balingen auf der Schwäbischen Alb benötigten dringend Arbeitskräfte für den Abbau von Ölschiefer.
Marcel Groenwoet starb am 30. November 1944 im KZ-Außenlager Erzingen bei Balingen.
Hubert, Joseph
Belgier, wurde am 11. Juli 1893 in Boncelles bei Lüttich geboren. Der Tischler wohnte in Esnaux, Provinz Lüttich, rue Foxhalle 3. Er war verheiratet und hatte einen erwachsenen Sohn.
Wegen Beherbergung von Widerstandskämpfern und anderen besatzerfeindlichen Aktivitäten wurde Joseph Hubert am 23. Juli 1942 von der deutschen „Sicherheitspolizei“ (SiPo-SD) bei „Nacht und Nebel“ verhaftet und in das deutsche Wehrmachtsgefängnis Lüttich gesperrt, sodann – am 27. Oktober 1942 – in das zentrale deutsche Wehrmachtsgefängnis Brüssel-St. Gilles.
Aus St. Gilles wurde Joseph Hubert heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Aachen verschleppt und bald weiter in das Gefängnis Bochum.
Am 22. Mai 1943 kam Joseph Hubert mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen in das Zuchthaus Hameln. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Aus dieser Zeit, vom 30. Dezember 1943, datiert eine Sammel-Anklage des Sondergerichts Essen gegen Joseph Hubert und weitere NN-Gefangene. Ein Urteil ist allerdings nicht überliefert.
Am 26. Januar 1944 wurde Joseph Hubert in das Strafgefangenenlager Esterwegen, eines der KZ-artigen Moorlager im Emsland, verschleppt.
Damit teilte er das Schicksal von mehr als 50 Männern des NN-Transportes vom 22. Mai 1943, die zumeist Anfang 1944 von Hameln nach Esterwegen kamen.
Später lieferte die Justiz Joseph Hubert an die Gestapo aus, die ihn in das KZ Sachsenhausen deportierte. Ob er aus Esterwegen direkt in dieses KZ kam oder auf Umwegen, ist nicht bekannt.
Möglicherweise wurde er im April 1944 wie viele NN-Gefangene aus Esterwegen zunächst auf Transport in das Zuchthaus Sonnenburg/Neumark in Ostbrandenburg gesetzt. Dort saßen zwischen 1942 und 1945 über 1500 NN-Gefangene strikt isoliert ein und mussten überharte, für viele zum Tod führende Zwangsarbeit leisten.
Als die deutsche Justiz die NN-Gefangenen im Herbst 1944 an die Gestapo auslieferte und die Rote Armee näher rückte, könnte Roger Bayez mit vielen anderen Sonnenburger Häftlingen in das KZ Sachsenhausen verschleppt worden sein.
Joseph Hubert starb im März 1945 im KZ Sachsenhausen.
Mallit, Gustave
Belgier, wurde am 1. Juli 1891 in Wavre, Wallonisch-Brabant, geboren. Der Friseur wohnte in Wavre, Place-du-Sablon 12. Er war verwitwet und hatte zwei Kinder.
Gustave Mallit wurde am 16. November 1941 wegen Beherbergung von untergetauchten Widerstandskämpfern von der Geheimen Feldpolizei verhaftet, offenbar zusammen mit Robert Tilman (s. dessen Namensartikel), und zunächst in das deutsche Wehrmachtsgefängnis Brüssel-St. Gilles gesperrt.
Am 30. Januar 1942 wurde er bei „Nacht und Nebel“ heimlich nach Deutschland in das Gestapo-Gefängnis Brauweiler bei Köln verschleppt. Nach über acht Monaten in der Gewalt der Gestapo kam Gustave Mallit am 17. Oktober 1942 in das Gefängnis Bochum.
Am 22. Mai 1943 gelangte Gustave Mallit mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen aus dem Gefängnis Bochum in das Zuchthaus Hameln. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 2. Februar 1944 wurde Gustave Mallit in das Strafgefangenenlager Esterwegen, eines der KZ-artigen Moorlager im Emsland, verschleppt (wie auch Robert Tilman).
Während viele belgische NN-Gefangene aus Hameln und Esterwegen über die Zuchthäuser Groß Strehlitz/Oberschlesien oder Sonnenburg/Ostbrandenburg Ende 1944 in KZs deportiert wurden, lieferte die Justiz Gustave Mallit am 24. September 1944 direkt an die Gestapo aus, die ihn über das Gefängnis Lingen in das KZ Sachsenhausen und von dort am 6. Januar 1945 weiter in das KZ Buchenwald verschleppte.
Gustave Mallit starb am 19. April 1945 in Buchenwald, eine Woche nach der Befreiung durch US-Truppen.
Stoefs, Georges Gustave
Belgier, wurde am 13. August 1882 in Brüssel geboren. Der Lehrer wohnte in Brüssel-Ixelles, rue du Bailli 92.
Als Mitbegründer einer Brüsseler Widerstandsgruppe war Georges Stoefs an Aktivitäten gegen die Besatzungsmacht beteiligt. Die deutsche „Sicherheitspolizei“ (SiPo-SD) nahm ihn am 13. Februar 1942 „bei Nacht und Nebel“ in seiner Wohnung in Ixelles fest und dürfte ihn in das zentrale deutsche Wehrmachtsgefängnis Brüssel-St. Gilles gesperrt haben.
Von dort wurde er vermutlich Ende 1942 heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Bochum gebracht.
Am 22. Mai 1943 kam Georges Stoefs mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen in das Zuchthaus Hameln. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 14. Dezember 1943 wurde Georges Stoefs in das Strafgefangenenlager Esterwegen, eines der KZ-artigen Moorlager im Emsland, verschleppt.
Über 50 Mann des genannten NN-Transportes kamen zumeist Anfang 1944 von Hameln nach Esterwegen, während knapp 70 Mann dieses Transportes im April 1944 in das oberschlesische Zuchthaus Groß Strehlitz gebracht wurden, den zentralen Zielort für NN-Verschleppte seit Frühjahr 1944 und bis zur Deportation in KZs im Herbst 1944.
Georges Stoefs kam jedoch nicht wie auch viele NN-Gefangene aus Esterwegen auf Transport in das Zuchthaus Groß Strehlitz; vielmehr lieferte ihn die Justiz schon im Sommer 1944 an die Gestapo aus. Diese deportierte ihn am 17. Juli 1944 in das KZ Natzweiler-Struthof im Elsaß, das wegen seiner sehr hohen Todesrate besonders berüchtigt war.
Später wurde Georges Stoefs in das KZ Dachau verschleppt, womöglich am 6. September 1944 zusammen mit seinem ehemaligen Hamelner Mitgefangenen Constant Eysganck.
Georges Stoefs starb am 5. Februar 1945 im KZ Dachau, angeblich an Gehirnhautentzündung.
van Horenbeek, Jean
Belgier, wurde am 16. November 1886 in Brüssel-Schaerbeek geboren. Der Gastwirt wohnte in Brüssel-Schaerbeek, rue Cossens 3.
Als Widerstandskämpfer vermutlich 1942 bei „Nacht und Nebel“ verhaftet, dürfte Jean van Horenbeek zunächst in das zentrale deutsche Wehrmachtsgefängnis Brüssel-St. Gilles gesperrt worden sein.
Wohl Anfang 1943 wurde er heimlich nach Deutschland verschleppt, auf direktem Wege oder über Zwischenstationen in das Gefängnis Bochum.
Am 22. Mai 1943 kam Jean van Horenbeek mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen aus dem Gefängnis Bochum in das Zuchthaus Hameln. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 2. Februar 1944 wurde Jean van Horenbeck in das Strafgefangenenlager Esterwegen, eines der KZ-artigen Moorlager im Emsland, verschleppt.
Jean van Horenbeek starb am 24. März 1944 im Strafgefangenenlager Esterwegen.