Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
 

Corrigenda

Unter Corrigenda finden sich Personen, die wir - aufgrund der uns zur Verfügung stehenden Quellen -
unter die Toten aufgenommen hatten, von denen wir aber wegen neuer Quellenfunde davon ausgehen,
dass sie überlebt haben.
Wir möchten diese Personen nicht stillschweigend aus der Dokumentation der Opfer entfernen,
sondern halten es für wichtig, den ursprünglichen Text und die Korrektur zu veröffentlichen.
 

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Hanne, Ida, geb. Löwenstein

wurde am 28. Juli 1870 in Aerzen im Kreis Hameln geboren. Sie wohnte in Schmarrie bei Lauenau/Schaumburg.
Ida Hanne wurde am 20. Februar 1945 mit einem der letzten von Hannover ausgehenden Transporte in das Ghetto Theresienstadt deportiert.
Dort kam sie zu Tode.
 
Korrektur vom 2.2.2015:

Ida Hanne hat mit Glück und mit Hilfe mutiger Schmarrier Bürger überlebt:
Sie stürzte offenbar unbemerkt vom Begleitpersonal von dem LKW, der sie und andere Juden am 20. Februar 1945 von Schmarrie nach Hannover zur Deportation nach Theresienstadt bringen sollte; so konnten ihr Dorfbewohner zur Flucht verhelfen und sie bis zum Kriegsende verstecken.
Ida Hanne starb am 4. März 1956 und wurde in Hannover bestattet (entweder auf dem Friedhof 'An der Strangriede' oder auf dem Friedhof Bothfeld).

(Ursprüngliche) Gruppenzugehörigkeit:  Juden - Aerzen

Harles, Eugène

Luxemburger, wurde am 15. September 1918 in Oberkorn geboren. Der Schriftsetzer wohnte in Differdingen, Escherstr. 129.
Seit 1942 als politischer Gefangener in Haft, kam Harles am 16. September 1944 mit einem Sammeltransport mit Hunderten von Leidensgenossen aus dem Zuchthaus Rheinbach bei Köln nach Hameln.
Nachdem seine Strafzeit am 18. November 1944 abgelaufen war, wurde Eugène Harles an die Gestapo Hannover ausgeliefert, die ihn vermutlich in das Gestapogefängnis Hannover-Ahlem schaffte. Als Todestag wird der 6. Dezember 1944 genannt. Dieses Todesdatum ist jedoch nicht gesichert, da der 6. Dezember 1944 auch als Tag der Auslieferung an die Gestapo überliefert ist.
 
Korrektur vom 30.1.2014:
Eugène Harles hat überlebt.
Er starb am 15. Februar 1991 in Esch/Luxemburg.
Dies haben neuere Recherchen im Dokumentations- und Forschungszentrum zur Geschichte des luxemburgischen Widerstandes in Luxemburg ergeben.
Quelle: Ehrung als Widerstandskämpfer (Ordensverleihung posthum) vom 12. März 1991

(Ursprüngliche) Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene - Gestapogefängnis-Ghetto-KZ

Kellner, Ernst

wurde am 23. März 1892 in Hannover geboren. Der Schlosser wohnte in Hannover-Badenstedt, Am Lohgraben 17.
Kurz nach seiner Verurteilung als Mitglied der SPD-Widerstandsgruppe „Sozialistische Front“ wurde Kellner am 30. Dezember 1937 in das Zuchthaus Hameln eingeliefert.
Nach Ablauf seiner Strafzeit am 16. September 1940 konnte er zunächst in seine Heimatstadt zurückkehren.
Später aber verschleppte ihn die Gestapo in ein KZ. Kellner starb am 7. März 1945 im KZ Ebensee bei Gmünden (Oberösterreich), einem Mauthausener Außenlager, dessen Insassen für die Firma „Solvay-Zement“ schuften mussten.
 
Korrektur vom 3.2.2014:
Ernst Kellner aus Hannover ist nicht im KZ Ebensee gestorben.
Bei dem dort Gestorbenen handelt es sich um den am 25.10.1892 in
Nagyrakos/Ungarn geborenen Juden Ernö (=Ernst) Kellner.
Mitteilung Christian-Alexander Wäldners vom 3.2.2014 nach diesbezüglicher Recherche im Archiv des Internationalen Suchdienstes des Roten Kreuzes in Bad Arolsen

(Ursprüngliche) Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene - Gestapogefängnis-Ghetto-KZ

Meyer, Georg

wurde am 12. November 1905 in Stadtoldendorf im Kreis Holzminden geboren. Der Kraftfahrer wohnte in Hildesheim, Kramerstr. 2.
Als KPD-Anhänger einige Monate zuvor verurteilt, wurde er am 24. Februar 1938 in das Zuchthaus Hameln eingeliefert.
Nach Haftende am 17. Juni 1940 nahm ihn die Polizei Hameln für die Gestapo in „Schutzhaft“ und sperrte ihn für neun Tage in das Gerichtsgefängnis, wo er auf seinen Abtransport in das Gestapo-Gefängnis Hannover warten musste. Die Gestapo verschleppte ihn am 17. Juni 1940 in das KZ Sachsenhausen.
Dort wurde Georg Meyer am 5. November 1944 für das Strafbataillon Dirlewanger, eine SS-Bewährungseinheit, zwangsrekrutiert und an die Front geschickt. Im April 1945 geriet er in sowjetische Gefangenschaft. Diese überlebte Georg Meyer vermutlich nicht.
 
Korrektur nach einer uns am 4. September 2013 zugestellten E-Mail:
Meyer war in Hildesheim KPD-Mitglied und Ortskassierer der RGO (Revolutionäre Gewerkschafts-Opposition). Zusammen mit vielen anderen aus der 9. Kompanie der Dirlewanger-Einheit, in der sich auch Karl Baller befand, ist er bereits Mitte Dezember 1944 (nicht erst April 1945) zur Roten Armee übergelaufen.
In Kriegsgefangenschaft hat er sich dem Nationalkomitee Freies Deutschland angeschlossen und wurde bereits im Sommer 1945 aus der Kriegsgefangenschaft entlassen. Im August 1945 lebte er in Ostberlin in einem Erholungsheim, das vom Hauptausschuss der Opfer des Faschismus Berlin betreut wurde.
Weil man der Auffassung war, man müsse die Führung der KPD über das Schicksal der SS-KZ-Häftlinge aufklären und insbesondere den noch in Kriegsgefangenschaft befindlichen Kameraden aus der Dirlewanger-Einheit helfen, verfasste er am 21.08.1945 zusammen mit seinem Kameraden Lothar Wand einen Bericht über die Zwangsrekrutierung in Sachsenhausen und die weiteren Ereignisse.
Der Bericht wurde an das ZK der KPD weitergeleitet und trug 1946/1947 mit dazu bei, dass auch die KZ-Dirlewanger-Heimkehrer - anders als zuvor - in der SBZ als Opfer des Faschismus anerkannt wurden.
Anders als andere Dirlewanger-Heimkehrer scheint Meyer in der DDR nicht in höhere staatliche Ämter aufgestiegen zu sein.

Quellen:
Hans-Peter Klausch 'Antifaschisten in SS-Uniform' S. 242, 390, 485 und 501
Jutta Seidel 'Das große Dilemma' Leipziger Antifaschisten in der SS-Sturmbrigade Dirlewanger S. 45 und 59
Georg Meyer/Lothar Wand 'Bericht der Genossen aus dem K. L. Sachsenhausen über ihre Haltung und Stellung zum Sonderkommando Dirlewanger' SAPMO-BArch, DY30/IV 2/11/210

(Ursprüngliche) Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene - Gestapogefängnis-Ghetto-KZ

Sdamczyk, Johann

wurde am 27. Januar 1906 in Wowichowice im Kreis Opatow geboren. Er musste seit April 1940 beim Holzwerk Bock in Osterwald arbeiten.
Sdamczyk starb am 3. Mai 1940 und wurde vermutlich auf dem örtlichen Friedhof bestattet.

Sdamczyk, Johann ist identisch mit Adamczyk, Jan, siehe den entsprechenden Eintrag.

(Ursprüngliche) Gruppenzugehörigkeit:  Zwangsarbeitende - Polen