Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
 

 
 
Androsch, Johann

Österreicher, wurde am 11. Dezember 1893 in Goslaren bei Horn in Niederösterreich geboren. Der frühere Offizier und Ministerialbeamte wohnte in Wien, Waldgasse 29.
1942 von einem Kriegsgericht wegen „Wehrkraftzersetzung“ verurteilt, wurde Androsch am 16. März 1944 in das Zuchthaus Hameln verlegt.
Johann Androsch starb nach längerem Leiden am 15. Januar 1945 im Zuchthaus-Lazarett. Johann Androsch wurde auf dem Friedhof Wehl bestattet (Feld C I/6).
Der Mitgefangene Bernhard Huys, der im Lazarett als Hilfskraft eingesetzt war, schreibt über Androschs letzte Lebensphase im Tbc-Raum des Lazaretts:
„Ich erinnere mich besonders an einen österreichischen Offizier, der Abteilungsleiter im Sozialministerium in Wien gewesen war und hier mit übermenschlichen Anstrengungen gegen seine Krankheit ankämpfte, immer wieder auf bessere Lebensbedingungen drang, dafür immer wieder rohe Abfuhr erlebte und hinfälliger wurde. Ich sehe ihn vor mir, wie er mich morgens beim Kaffeebringen … mit großen Augen anblickte und seine Lippen wie allmorgendlich die Frage formten. ´Was Neues? Ist der Krieg bald vorbei?´ Wenn er noch drei Wochen dauert, sagte er mir dann zum letzten Mal, als ich ihn sah, dann ist es für mich zu spät. Und er hatte recht, er starb, ohne sein geliebtes Wien, seine Frau und Kinder, deren Foto er ständig bei sich versteckt trug, wiedergesehen zu haben.“

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Hameln