Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
 

 
 
Saile, Ingrid

wurde 28. Juli 1939 in Hannover geboren. Die Mutter starb noch im Wochenbett. Zusammen mit seiner Stiefmutter, einer Schwester der Mutter, und der Großmutter wurde das Mädchen nach Benstorf im Landkreis Hameln-Pyrmont evakuiert – vermutlich 1943 nach den verheerenden Luftangriffen auf Hannover – und wohnte in Haus Nr. 72.
Da ein Gutachten des Gesundheitsamtes Hameln eine Einlieferung wegen „hochgradigen Schwachsinns“ empfahl, brachten Großmutter und Stiefmutter das Kind am 8. September 1944 in die Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg. Diese stellte die Diagnose „Idiotie“ und „Blindheit“, verursacht wohl infolge einer schweren Zangengeburt.
In der „Kinderfachabteilung“ der Anstalt starb Ingrid am 18. September 1944, angeblich an „akuter Gastroenteritis“ (Magen-Darm-Entzündung, Brechdurchfall).
Nicht auszuschließen ist, dass das Mädchen zu den über 300 Kindern gehörte, die die Lüneburger Anstalt im Rahmen der Kinder-„Euthanasie“ als „lebensunwert“ durch die Gabe des Schlafmittels Luminol getötet hat. Wahrscheinlich aber ist Ingrid zu den 100 Kindern zu zählen, die infolge von Mangel- oder Fehlversorgung umkamen.

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