Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
 

 
 
Grandjean, Jules

Belgier, wurde am 22. März 1899 in Bellefontaine in der wallonischen Provinz Luxembourg geboren. Der Priester wohnte in Willerzie, Provinz Namur, rue grande 13.
Jules Grandjean war im Widerstand aktiv, indem er offenbar Unterstützer rekrutierte und sich an der Verbreitung der Untergrundpresse beteiligte. Im März 1942 warb er einen Helfer an, dem er die illegalen Zeitungen „La Libre Belgique“ und „Voix des Belges“ zum Weiterverteilen übergab.
Am 11. Mai 1942 „bei Nacht und Nebel“ verhaftet und in das deutsche Wehrmachtsgefängnis Lüttich eingeliefert, wurde Jules Grandjean vermutlich zur Jahreswende 1942/43 heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Bochum verschleppt. Hier wurde er vor dem Sondergericht Essen angeklagt (und verurteilt?).
Mit einem Sammeltransport von zehn NN-Gefangenen, darunter der „Légion Belge“-Führer André Duesberg und seine Mitstreiter (s. die entsprechenden Namensartikel), traf Jules Grandjean am 8. September 1943 im Zuchthaus Hameln ein. Wie für NN-Gefangene allgemein angeordnet, hätte Jules Grandjean in Hameln in Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot sitzen müssen. Trotzdem soll aber geduldet worden sein, dass ihn – und andere Geistliche – der katholische Gefängnispfarrer seelsorgerisch betreute.
Am 29. April 1944 wurde Jules Grandjean zusammen mit knapp 70 Belgiern und Franzosen des genannten Transports in das von alliierten Bomben nicht bedrohte Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien weiterverlegt, den zentralen Zielort für NN-Verschleppte seit Frühjahr 1944 und bis zur Deportation in KZs im Herbst 1944.
Vermutlich mit Räumung dieses Zuchthauses am 30. Oktober 1944 vor der herannahenden Roten Armee wurde Jules Grandjean auf einen mörderischen Todesmarsch zum KZ Groß Rosen in Niederschlesien gezwungen, dem Hunderte seiner zumeist belgischen Leidensgenossen zum Opfer fielen.
Als das KZ Anfang Februar 1945 ebenfalls geräumt wurde, musste Jules Grandjean einen Todesmarsch zum KZ Mittelbau-Dora in Thüringen mitmachen, den er nicht überlebte.
Jules Grandjean starb am 11. Februar 1945 noch auf der Strecke zum KZ Mittelbau-Dora oder aber in diesem KZ.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Groß Strehlitz