Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
 

 
 
Parent, Octave Clement

Belgier, wurde am 4. März 1909 in Péronnes-lez-Antoing bei Tournai geboren. Der Gendarm wohnte in Mons, Provinz Hainaut (Hennegau), rue du Rossignol 1.
Octave Parent war Mitglied der königstreuen „Légion Belge“, die 1944 in der „armée secrète“, der größten, konservativen Widerstandsorganisation Belgiens, aufging. Wegen Übermittlung von militärischen Informationen an die Alliierten wurde er am 22. Juni 1942 „bei Nacht und Nebel“ mit mehreren Mitstreitern am Bahnhof von Mons festgenommen.
Diese durchliefen ganz oder teils dieselben Stationen der Gefangenschaft und überlebten nicht (s. Namensartikel Duesberg, Lestarquit, Wauters und Zavaro).
Die Geheime Feldpolizei brachte Octave Parent noch am selben Tag in das deutsche Wehrmachtsgefängnis Mons. Über das Wehrmachtsgefängnis Charleroi wurde er vermutlich im Frühjahr 1943 in das grausige KZ Breendonk bei Mechelen verschleppt, das einzige KZ auf belgischem Boden.
Wohl am 20. August 1943 wurde Octave Parent heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Essen weiterverschleppt.
Hier dürfte der Staatsanwalt des vor Ort tagenden „Volksgerichtshofes“ Berlin im Rahmen eines Sammelverfahrens Anklage erhoben haben. Jedoch ist über einen etwaigen Prozess nichts bekannt. Die Tatvorwürfe müssen gravierend gewesen sein, denn das höchste NS-Gericht zog nur „schwere Fälle“ der NN-Verfahren an sich.
Octave Parent gehörte zu einem Sammeltransport von zehn NN-Gefangenen, der am 8. September 1943 in Hameln eintraf, unter ihnen André Duesberg, Louis Lestarquit, Etienne Wauters und Emile Zavaro. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 29. April 1944 wurde Octave Parent zusammen mit knapp 70 Belgiern und Franzosen in das derzeit noch fernab des Bombenkriegs liegende Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien weiterverlegt, den zentralen Zielort für NN-Verschleppte seit Frühjahr 1944 und bis zur Deportation in KZs im Herbst 1944.
Mit Räumung dieses Zuchthaus am 30. Oktober 1944 vor der herannahenden Roten Armee wurde Octave Parent auf einen mörderischen Todesmarsch zum KZ Groß Rosen in Niederschlesien gezwungen, dem Hunderte seiner vornehmlich belgischen Leidensgenossen zum Opfer fielen, darunter auch die vier oben genannten.
Octave Parent starb am 9. Dezember 1944 im KZ Groß Rosen.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Groß Strehlitz