Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
 

 
 
Nega, Willy

wurde am 29. November 1900 in Helmstedt geboren. Der Heizer war verheiratet und hatte zahlreiche Kinder.
1936 wohnte die Familie in der Ohsener Straße 44 (damals Bückebergstraße). Wegen des ungesunden sanitären Zustands des Hauses bat Willy Nega die Stadtverwaltung mehrmals erfolglos um eine andere Wohnung. Umziehen musste die Familie schließlich, weil das Haus Ohsener Straße 44 dem Bau des Rüstungswerks Domag weichen musste. Spätestens 1937 lebten Negas am Unteren Hamelwehr; dort hatte die Stadt schlichte Behelfsunterkünfte errichtet.
Am 21. April 1938 nahm die Hamelner Polizei im Zuge der Aktion „Arbeitsscheu Reich“ („ASR“) Willy Nega frühmorgens in seiner Wohnung fest und brachte ihn ins Gefängnis des Amtsgerichts Hameln. Von dort wurde er am 19. Mai 1938 in das KZ Buchenwald verschleppt.
Tatsächlich war Willy Nega gar nicht arbeitslos, sondern ging einer regelmäßigen Arbeit nach. Er war jedoch eine dem Regime missliebige Person.
Während Himmlers Aktion „ASR“ vom 21. bis 30. April 1938 wurden über 1500 Männer erfasst, die das NS-Regime als „arbeitsscheu“ bezeichnete (= Arbeitslose, die zweimal eine Arbeit abgelehnt oder eine solche nach kurzer Zeit aufgegeben hatten), und zunächst in das KZ Buchenwald deportiert. Im KZ gehörten sie zur großen Gruppe der – aus NS-Sicht –„Asozialen“, die in der Häftlingshierarchie ganz unten stand.
Am 7. März 1940 wurde Willy Nega in das KZ Mauthausen in Österreich weiterverschleppt; dort musste er fünf Monate lang Schwerstarbeit im Steinbruch verrichten.
Durch die mörderischen Arbeitsbedingungen erkrankt und geschwächt, wurde Willy Nega am 14. August in das KZ Dachau verlegt.
Willy Nega starb vier Monate später, kurz vor Weihnachten, am 22. Dezember 1940 an einer „Lungenentzündung“, einer Folgeerscheinung der unmenschlichen Behandlung.
Seine Urne wurde von Dachau nach Hameln überführt und am 15. Februar 1941 auf dem Friedhof Deisterstraße beigesetzt. Die Grabstelle wurde 1979 eingeebnet.
Willy Nega wurde, wie alle im KZ umgekommenen – aus NS-Sicht – „Asozialen“, staatlicherseits nie als NS-Opfer anerkannt, die Familie erhielt somit keinerlei Anerkennung oder Entschädigung.
Im September 2018 wurde für Willy Nega in der Ohsener Straße unweit der Ruthenstraße ein Stolperstein verlegt.

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