Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
 

2.  Die Opfer unter den Gefangenen des Zuchthauses Hameln

     Todesorte 1 (in Hameln, in Holzen und auf Todesmärschen)

2.3  Todesmärsche

Seite 1 von 10 Seiten - 49 Einträge - 62 Opfer
 

Bichler, Leo

Luxemburger, wurde am 10. April 1917 in Berdorf geboren. Der Landwirt wohnte in Tetingen, Große Str. 83.
Leo Bichler wurde am 8. Mai 1942 als Widerstandskämpfer vom deutschen Sondergericht in Luxemburg zu einer längeren Freiheitsstrafe verurteilt.
Wie viele ausländische „Politische“ kam Leo Bichler im Zuge der Räumung frontnaher Strafanstalten im Westen mit einem vielköpfigen Sammeltransport aus dem Zuchthaus Rheinbach bei Bonn am 16. September 1944 in das Zuchthaus Hameln.
Leo Bichler wurde in das Zuchthaus-Außenlager Holzen zum „verschärften“ Arbeitseinsatz gebracht. Die erlittenen Strapazen dürften Bichler nachhaltig geschwächt haben.
Leo Bichler starb nach dem Todesmarsch vom Zuchthaus-Außenlager Holzen zum Zuchthaus Bützow-Dreibergen am 13. Mai 1945 in Bützow im „Lazarett Mittelschule“.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Von Holzen nach Bützow-Dreibergen

Boelhouwers, Arie

Niederländer, wurde am 15. Juni 1915 in Rotterdam geboren. Er war Buchdrucker und wohnte in Rotterdam, Wilem Buytenweghstraat 200b. Zuletzt lebte er in Oberhausen, Nohlstrasse 157, und war bei der Reichspost im Arbeitseinsatz.
Seit 1943 aufgrund einer Verurteilung nach „Kriegssonderstrafrecht“ in Haft, kam Boelhouwers im Zuge der Räumung frontnaher Strafanstalten im Westen mit einem vielköpfigen Sammeltransport aus dem Zuchthaus Remscheid-Lüttringhausen am 2. November 1944 in das Zuchthaus Hameln.
Es ist unklar, ob Boelhouwers – möglicherweise vorübergehend – in das Zuchthaus-Außenlager Holzen zum mörderischen Arbeitseinsatz gebracht wurde.
Arie Boelhouwers ist seit Kriegsende verschollen. Dies spricht für seine Teilnahme an einem der Todesmärsche; auf dem Marsch vom Außenlager Holzen zum Zuchthaus Dreibergen bei Bützow südöstlich von Rostock sollen viele Gefangene umgekommen sein, andere sind seitdem verschollen. Dass Boelhouwers auf dem Todesmarsch von Hameln nach Holzen umkam ohne eine Spur zu hinterlassen, ist zwar wenig wahrscheinlich, aber nicht gänzlich auszuschließen.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Von Holzen nach Bützow-Dreibergen

Borchert, Josef Walter

wurde am 2. August 1907 in Seeburg bei Rössel geboren. Der Holzkaufmann wohnte in Allenstein und lebte zuletzt in Rawa-Ruska im besetzten Galizien.
Borchert war Untersuchungsgefangener; Grund und Zeitpunkt seiner Inhaftierung sind nicht bekannt.
Borchert wurde im Zuge der Räumung frontnaher Strafanstalten im Osten mit einem Sammeltransport am 8. August 1944 in das Zuchthaus Hameln verlegt. Dieser Transport bestand aus 50 Untersuchungsgefangenen, die vermutlich aus Gefängnissen im okkupierten Polen kamen.
Dieser Transport wurde nach einer Woche, am 16. August, in das Zuchthaus Celle weitergeleitet.
Josef Borchert starb nach dem Todesmarsch vom Zuchthaus Celle zum Zuchthaus Bützow-Dreibergen am 18. Mai 1945 in Dreibergen.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Von Celle nach Bützow-Dreibergen

Boucq, Emile

Franzose, wurde am 23. Juni 1885 in Amentrières im Departement Nord geboren. Der Hotelier wohnte in Lempres im Departement Somme.
Seit 1944 in Haft und von einem Kriegsgericht in Lille verurteilt, kam Boucq im Zuge der Räumung frontnaher Strafanstalten im Westen mit einem großen Sammeltransport aus dem Gefängnis Bochum am 22. März 1945 in das Zuchthaus Hameln.
Er wurde am 27. März 1945 mit weit über 100 Männern vor allem dieses Transportes in das Zuchthaus Celle weiterverlegt.
Emile Boucq starb nach dem Todesmarsch vom Zuchthaus Celle zum Zuchthaus Bützow-Dreibergen am 19. April 1945 in Dreibergen.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Von Celle nach Bützow-Dreibergen

Brugman, Arend

Niederländer, wurde am 28. Juli 1898 in Kampen geboren. Der gelernte Zigarrenmacher wohnte in Amsterdam, Nieuwevoorburgsteeg 13,
In Schwarzmarktgeschäfte verwickelt wurde Arend Brugman am 18. August 1943 von einem Gericht der deutschen Besatzungsmacht in Den Haag zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe verurteilt und zur Strafverbüßung über die Gefängnisse in Utrecht und Kleve in das Zuchthaus Rheinbach gebracht.
Arend Brugman kam im Zuge der Räumung frontnaher Strafanstalten im Westen mit einem vielköpfigen Sammeltransport aus dem Zuchthaus Rheinbach bei Bonn am 16. September 1944 in das Zuchthaus Hameln.
Drei Tage später, am 19. September, wurde Brugman in das Zuchthaus-Außenlager Holzen zum mörderischen Arbeitseinsatz verlegt. Die erlittenen Strapazen ließen ihn erkranken und dürften ihn nachhaltig geschwächt haben. Brugman ist offenbar nicht nach Hameln zurückverlegt worden.
Arend Brugman ist seit Kriegsende verschollen und wurde von den niederländischen Behörden für tot erklärt. Da die Belegschaft des Außenlagers Holzen am 5. April 1945 auf den Todesmarsch zum Zuchthaus Dreibergen bei Bützow südöstlich von Rostock gezwungen wurde, dürfte Arend Brugman zu den unbekannten Toten dieses Marsches gehören.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Von Holzen nach Bützow-Dreibergen