Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
 

2.  Die Opfer unter den Gefangenen des Zuchthauses Hameln

     Todesorte 1 (in Hameln, in Holzen und auf Todesmärschen)

2.3  Todesmärsche

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van Megen, Josef (Sef)

Niederländer, wurde am 9. Dezember 1916 in Leunen bei Venray in Nordlimburg geboren. Der Schullehrer wohnte in Broekhuizen an der Maas nördlich von Venlo.
Sef van Megen gehörte dem katholischen Widerstand in der Grenzprovinz Limburg an. Im August 1943 wurde er verhaftet und über die Polizeigefängnisse in Maastricht und „Kamp Haaren“ zum Prozess nach Utrecht gebracht. Ein Gericht der deutschen Besatzungsmacht verurteilte van Megen wegen illegaler Tätigkeit zu einer fünfjährigen Zuchthausstrafe, die er im Zuchthaus Siegburg verbüßen sollte. Am 17. Juli 1944 wurde Sef van Megen jedoch erneut nach „Kamp Haaren“ verschleppt, um dort in einem zweiten Prozess wegen Fluchthilfe für französische Kriegsgefangene und abgestürzte britische Piloten zum Tode verurteilt zu werden. Sef van Megen gehörte einem großen Sammeltransport von NN-Gefangenen an, der am 29. Juli über Kevelaer das Zuchthaus Anrath erreichte. Am 5. September 1944 wurde van Megen in das Zuchthaus Lüttringhausen weiterverlegt.
Wie viele niederländische „Politische“ kam van Megen im Zuge der Räumung frontnaher Strafanstalten im Westen mit einem vielköpfigen Sammeltransport aus dem Zuchthaus Remscheid-Lüttringhausen am 2. November 1944 in das Zuchthaus Hameln.
Van Megen musste am 5. April 1945 am Todesmarsch vom Zuchthaus Hameln in das Zuchthaus-Außenlager Holzen teilnehmen. Bei Wegensen konnte er vor Erschöpfung der Marschkolonne nicht mehr folgen; daraufhin wurde Sef van Megen zusammen mit seinem niederländischen Leidensgenossen Louis Franzen und einem weiteren Niederländer – denunziert von Dorfbewohnern – von einer SS-Streife erschossen.
Sef van Megen wurde zunächst an Ort und Stelle begraben und im Herbst 1945 auf den nahen Gemeindefriedhof von Dohnsen umgebettet. Enge Freunde und Kampfgefährten, die überlebt hatten, überführten den Leichnam im Frühjahr 1946 auf eigene Faust in die Heimat. Auf dem Friedhof von Broekhuizen wurde ihm ein Grabstein gesetzt, der bis heute erhalten ist.
Sef van Megen erfuhr in der Provinz Limburg vielfältige Ehrungen; in Broekhuizen wurde eine Straße nach ihm benannt und die örtliche Schule, an der er unterrichtet hatte, trägt seinen Namen.
Der Amsterdamer Schriftsteller Eduard Veterman, der in Lüttringhausen mit van Megen in einer Zelle gesessen hatte, schreibt in seinen Erinnerungen:
'Nachdem ich nicht mehr allein in der Zelle saß, hatte ich das Glück Freunde zu haben. Ich denke an Sef van Megen, ein Volksschullehrer aus Limburg, imemr gute Laune, der leider kurz vor der Befreiung wegen Erschöpfung ums Leben kam und erschossen wurde.'

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Von Hameln nach Holzen

Vanhuyse, Moritz

Belgier, wurde am 4. Januar 1907 in Mooslede in Westflandern geboren. Er war Tischler, sein Wohnort ist unbekannt.
Zuletzt war er vermutlich als Zwangsarbeiter in Hannover, Essenstr. 9b, im Einsatz.
Seit Anfang 1944 in Haft, wurde Vanhuyse am 26. August 1944 mit einem Transport von 50 Gefangenen aus dem Celler in das Hamelner Zuchthaus verlegt.
Wie die Mehrzahl der Transportteilnehmer kam er unverzüglich in das neu eingerichtete Zuchthaus-Außenlager Holzen zum mörderischen Arbeitseinsatz; diesen überlebten mindestens 36 Mann der Erstbelegung nicht lange. Die erlittenen Strapazen ließen Vanhuyse bald erkranken, so dass er als "nicht außenarbeitsfähig" nach Hameln zurückverlegt wurde.
Vermutlich am 27. März 1945 kehrte Vanhuyse mit einem vielköpfigen Sammeltransort zurück in das Zuchthaus Celle.
Moritz Vanhuyse starb nach dem Todesmarsch vom Zuchthaus Celle zum Zuchthaus Bützow-Dreibergen am 22. April 1945 in Dreibergen.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Von Celle nach Bützow-Dreibergen

Verhagen, Jan

Niederländer (auch: Argentinier), wurde am 10. März 1920 in Olivos in Argentinien geboren. Sein Wohnort und sein Beruf sind unbekannt.
Grund und Zeitpunkt seiner Inhaftierung sind nicht bekannt.
Verhagen kam vermutlich im Zuge der Räumung frontnaher Strafanstalten im Westen mit einem vielköpfigen Sammeltransport aus einem westdeutschen Zuchthaus (Rheinbach bei Bonn, Siegburg oder Remscheid-Lüttringhausen) am 19. September 1944 in das Zuchthaus Hameln.
Verhagen wurde in das Zuchthaus-Außenlager Holzen zum mörderischen Arbeitseinsatz gebracht. Die erlittenen Strapazen dürften ihn nachhaltig geschwächt haben.
Jan Verhagen starb nach dem Todesmarsch vom Zuchthaus-Außenlager Holzen zum Zuchthaus Bützow-Dreibergen am 13. Mai 1945 in Dreibergen.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Von Holzen nach Bützow-Dreibergen

Wohlgemuth, Andre

wurde 1924 geboren. Sein genaues Geburtsdatum, sein Geburts- und Wohnort sowie sein Beruf sind unbekannt.
Grund und Zeitpunkt seiner Inhaftierung sind ebenfalls nicht bekannt.
Wohlgemuth wurde mit über 150 Gefangenen noch am 29. März 1945 in das Zuchthaus Hameln verlegt, mithin eine Woche, bevor Hameln Frontstadt wurde; vermutlich trafen an diesem Tage im Zuge der Räumung frontnaher Strafanstalten im Westen letzte Sammeltransporte ein, so möglicherweise aus dem Zuchthaus Werl oder dem Gefängnis Herford.
Wohlgemuth wurde offenbar unverzüglich in das Zuchthaus-Außenlager Holzen zum mörderischen Arbeitseinsatz gebracht. Zu diesem kann es allerdings kaum mehr gekommen sein, denn wenig später begann der Todesmarsch der Lagerbelegschaft in Richtung Bützow.
Andre Wohlgemuth kam auf dem Todesmarsch vom Zuchthaus-Außenlager Holzen zum Zuchthaus Bützow-Dreibergen am 14. April 1945 in Bad Liebenwerda ums Leben.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Von Holzen nach Bützow-Dreibergen