Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
 

2.  Die Opfer unter den Gefangenen des Zuchthauses Hameln

     Todesorte 1 (in Hameln, in Holzen und auf Todesmärschen)

2.3  Todesmärsche

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Castel, Georges

Franzose, wurde am 1. März 1918 in La Foret bei Auvray geboren. Der Bergmann wohnte in Brest, 25 Rue Keravel.
Vermutlich 1944 von einem Kriegsgericht in Brest zu einer langjährigen Freiheitsstrafe verurteilt, kam Castel im Zuge der Räumung frontnaher Strafanstalten im Westen mit einem großen Sammeltransport aus dem Gefängnis Bochum am 22. März 1945 in das Zuchthaus Hameln.
Er wurde am 27. März 1945 mit weit über 100 Männern vor allem dieses Transportes in das Zuchthaus Celle weiterverlegt.
Georges Castel starb nach dem Todesmarsch vom Zuchthaus Celle zum Zuchthaus Bützow-Dreibergen am 7. Mai 1945 in Bützow im 'Lazarett Mittelschule'.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Von Celle nach Bützow-Dreibergen

Cocquereaux, Pierre

Belgier, wurde am 3. September 1919 in Molenbeek bei Brüssel geboren. Er war Arbeiter, sein Wohnort ist unbekannt. Zuletzt war er im Arbeitseinsatz in Berlin, Greifswalderstr. 221/223.
Cocquereaux saß aufgrund eines Urteils nach „Kriegssonderstrafrecht“ vom 18. August 1944 in Haft.
Cocquereaux kam am 15. Februar 1945 mit einem vielköpfigen Sammeltransport im Zuge der Räumung frontnaher Strafanstalten im Osten in das Zuchthaus Hameln, vermutlich aus dem Zuchthaus Brandenburg oder einer weiter östlich – so auch im besetzten Polen – gelegenen Strafanstalt.
Sechs Wochen später, am 27. März 1945, wurde Cocquereaux wiederum mit einem großen Sammeltransport in das Zuchthaus Celle weiterverlegt.
Pierre Cocquereaux starb nach dem Todesmarsch vom Zuchthaus Celle zum Zuchthaus Bützow-Dreibergen am 23. April 1945 in Dreibergen.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Von Celle nach Bützow-Dreibergen

de Pauw, Ortar Leo

Belgier, wurde am 14. September 1901 in Gent geboren. Der Postbeamte und Lebensmittelkontrolleur wohnte in Messines, Korte mooie 1.
Wohl seit 1942 als Widerstandskämpfer in Haft, verurteilte ihn im Januar 1943 ein Kriegsgericht in Brügge zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe.
Wie viele ausländische „Politische“ kam de Pauw im Zuge der Räumung frontnaher Strafanstalten im Westen mit einem vielköpfigen Sammeltransport aus dem Zuchthaus Rheinbach bei Bonn am 16. September 1944 in das Zuchthaus Hameln.
Bald nach seiner Ankunft wurde de Pauw in das Zuchthaus-Außenlager Holzen zum mörderischen Arbeitseinsatz gebracht. Die erlittenen Strapazen ließen ihn erkranken und dürften ihn nachhaltig geschwächt haben.
De Pauw kam auf dem Todesmarsch vom Zuchthaus-Außenlager Holzen zum Zuchthaus Bützow-Dreibergen am 14. April 1945 in Bad Liebenwerda ums Leben.
Aus einem Brief seines Leidensgenossen Dr. Etienne Grandrie an die Ehefrau de Pauws:
„Am nächsten Tag, den 14. April, sind wir am frühen Nachmittag in Liebenwerda angekommen. Nachdem wir zwei Stunden im Stehen in voller Sonne gewartet hatten, hörten wir, dass sich der Direktor des Gefängnisses geweigert hat, uns hinein zu lassen. Wir wurden dann auf den großen Rasen vor dem Kurhaus platziert. Abends, als die Nacht kam, etwa um 6 Uhr, bekamen wir den Befehl uns anzustellen, um 3 bis 6 Kartoffeln pro Person zu bekommen. Seit dem Donnerstagmorgen hatten wir nichts gegessen, und dies, nachdem wir 60 Stunden und 56 Km marschiert waren. Ich wartete in der Reihe, wenn die Kameraden mich riefen. Der Hauptwachmann wollte meine Meinung über den Gesundheitszustand Ihres Ehemannes hören. Ortar lag mitten auf dem Rasen; er antwortete schwach. Vollkommen geschwächt lag er im Gras, ohne die Kraft, um aufzustehen und seine magere Ration zu holen. Ich habe daraufhin erklärt, dass er sehr krank sei und seine sofortige Aufnahme im Krankenhaus angefragt. Wir haben gesehen, wie er mit fünf oder sechs Kameraden, die auch völlig erschöpft waren, auf einer kleinen Karre abgefahren wurde. Es ist mir nicht möglich, die genaue Uhrzeit seines Sterbens zu sagen. Ortar ist am 15. April 1945, am Sonntagmorgen, in Liebenwerda gestorben.“

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Von Holzen nach Bützow-Dreibergen

Didier, Paul Fernand

Belgier, wurde am 18. Juni 1919 in Ruette geboren. Der Landarbeiter wohnte in Saint Remy.
Am 15. Juni 1944 verurteilte ein Kriegsgericht Didier als Widerstandskämpfer zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe.
Wie viele ausländische „Politische“ kam Didier im Zuge der Räumung frontnaher Strafanstalten im Westen mit einem vielköpfigen Sammeltransport aus dem Zuchthaus Rheinbach bei Bonn am 16. September 1944 in das Zuchthaus Hameln.
Bald nach seiner Ankunft wurde Didier in das Zuchthaus-Außenlager Holzen zum mörderischen Arbeitseinsatz gebracht. Die erlittenen Strapazen ließen ihn erkranken und dürften ihn nachhaltig geschwächt haben.
Paul Didier starb nach dem Todesmarsch vom Zuchthaus-Außenlager Holzen zum Zuchthaus Bützow-Dreibergen am 22. Juni 1945 in Bützow im 'Lazarett Mittelschule“.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Von Holzen nach Bützow-Dreibergen

Dragosavac, Duro

Serbe, wurde am 3. Mai 1911 in Vrebac bei Gospic in Kroatien geboren. Der Bauer wohnte in Vrebac. Er war Kriegsgefangener und musste vor seiner Verhaftung in einem Kriegsgefangenenlager in Neubrandenburg („Stammlager II“) leben.
Dragosavac wurde am 12. Mai 1942 von einem Kriegsgericht wegen „Wehrkraftzersetzung“ zu einer langjährigen Freiheitsstrafe verurteilt.
Nachdem er zunächst das KZ-ähnliche Straflager Esterwegen im Emsland erduldet hatte, wurde Dragosavac nach einer Zwischenstation im Zuchthaus Celle am 14. Oktober 1942 in das Zuchthaus Hameln verlegt.
Im Sommer 1944 kam Dragosoavac in das neu eingerichtete Zuchthaus-Außenlager Holzen zum mörderischen Arbeitseinsatz. Die erlittenen Strapazen ließen ihn erkranken und dürften ihn nachhaltig geschwächt haben.
Duro Dragosavac kam auf dem Todesmarsch vom Zuchthaus-Außenlager Holzen zum Zuchthaus Bützow-Dreibergen am 14. April 1945 in Bad Liebenwerda ums Leben.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Von Holzen nach Bützow-Dreibergen