Die Reichserntedankfeste auf dem Bückeberg

Die Pläne des Sieger-Büros

 

Bernhard Gelderblom
Leiter des Konzeptionsprojekts „Dokumentation Bückeberg“
Vorsitzender des Vereins für regionale Kultur- und Zeitgeschichte Hameln e.V.

Hameln, den 28. Dezember 2017

 

In den Jahren 2018/19 soll auf Grundlage des Gestaltungsentwurfs der Arbeitsgemeinschaft Jung / Ermisch / Kerck auf dem bis heute in keiner Weise kenntlich gemachten Gelände ein historisch-topographisches Informationssystem realisiert werden. Ziel ist es, einen Ort zu schaffen, der die Propagandamechanismen des NS-Regimes in Gestalt des „Reichserntedankfestes“ verdeutlicht, dessen gigantische räumliche Ausmaße visualisiert sowie zur Auseinandersetzung mit der Frage anregt, wie Menschen Täter oder Unterstützer eines Unrechtsregimes werden konnten.

Hauptzielgruppe sind Jugendliche. Der Ort steht darüber hinaus allen Interessierten offen, darunter auch den zahlreichen Touristen, die den nahen Weserradweg befahren.

 

Zum Entwurf der Arbeitsgemeinschaft Jung / Ermisch / Kerck

Der  E n t w u r f  ist aus einem Wettbewerb von vier renommierten Gestaltungsbüros mittels einer Jury-Entscheidung als Sieger hervorgegangen. Der Jury gefiel besonders die gelungene Balance von Info-Inseln und Platzerschließung sowie die Betonung der Beziehung von Ehren- und Rednertribüne.

Das Team um Martina Jung betont die markanten Punkte der Topografie, indem es die Ehrentribüne durch „Aufastung“ und einen über die Fundamentreste laufenden barrierefreien Gittersteg sowie die Rednertribüne durch eine „Landmarke“ inmitten des bewirtschafteten Ackers akzentuiert. In Kombination mit dem „Mittelweg“ wird die Weite des Platzes sichtbar. Die mit Bild-Text-Tafeln bestückten Info-Inseln sind platzschonend angelegt („Schotterrasen“-Befestigung) und über ein „offenes Wegenetz“ (gemäht) erreichbar.

Zurzeit verhandelt das Projektteam mit der Arbeitsgemeinschaft bestimmte Einzelheiten des Entwurfs.

Konsens ist, dass der Zu- bzw. Abgang auf der Ostseite des Platzes entfallen soll.

Noch zu entscheiden sind die folgenden Punkte:

Hinsichtlich der Landmarke „Propaganda“ sind von zwei Seiten Bedenken geäußert worden. Einwohner der Gemeinde Emmerthal beklagen eine Diffamierung des gesamten Ortes. Diesen Einwand meinen wir damit entkräften zu können, dass wir den ca. zwei Meter hohen Schriftzug mit einer Hecke hinterpflanzen, so dass er nur noch vom Hanggelände aus zu sehen ist.

Die Fachkommission der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten hält den Begriff „Propaganda“ inhaltlich nicht für angemessen. Er greife nicht alles auf, wofür der Bückeberg stehe, beinhalte eine Interpretationsvorgabe und könne eventuell sogar die Verführungsthese bestätigen. Es sei möglicherweise besser, ein Symbol zu wählen. Die „Landmarke“ als solche sei aber wichtig.

 
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