Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
 

 
 
Lestarquit, Louis

Belgier, wurde am 17. November 1906 in Vaulx bei Tournai in der wallonischen Provinz Hainaut (Hennegau) geboren. Der Verwaltungsdirektor und Armee-Offizier wohnte in Tournai, chaussee de Bruxelles 27.
Louis Lestarquit war Mitglied der königstreuen „Légion Belge“, die 1944 in der „armée secrète“, der größten, konservativen Widerstandsorganisation Belgiens, aufging. Wegen seiner Aktivitäten gegen die deutsche Besatzungsmacht wurde er am 22. Juni 1942 am Bahnhof von Mons mit mehreren Mitstreitern aus Tournai „bei Nacht und Nebel“ festgenommen.
Diese durchliefen ganz oder teils dieselben Stationen der Gefangenschaft und überlebten nicht (s. Namensartikel Duesberg, Parent, Wauters und Zavaro).
Die Geheime Feldpolizei brachte Louis Lestarquit gleichentags noch am selben Tag in das deutsche Wehrmachtsgefängnis in Loos-lez-Lille im nahen Frankreich. Über das zentrale Wehrmachtsgefängnis Brüssel-St. Gilles wurde Louis Lestarquit im August 1943 heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Essen verschleppt.
Hier dürfte der Staatsanwalt des vor Ort tagenden „Volksgerichtshofes“ Berlin im Rahmen eines Sammelverfahrens Anklage erhoben haben. Über einen etwaigen Prozess ist jedoch nichts bekannt.
Die Tatvorwürfe müssen gravierend gewesen sein, denn das höchste NS-Gericht zog nur „schwere Fälle“ der NN-Verfahren an sich.
Louis Lestarquit gehörte zu einem Sammeltransport von zehn NN-Gefangenen, der am 8. September 1943 in Hameln eintraf, unter ihnen André Duesberg, Octave Parent, Etienne Wauters und Emile Zavaro, die mit ihm verhaftet und verurteilt worden waren. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 29. April 1944 wurde Louis Lestarquit zusammen mit knapp 70 Belgiern und Franzosen in das von alliierten Bomben nicht bedrohte Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien weiterverlegt, den zentralen Zielort für NN-Verschleppte seit Frühjahr 1944 und bis zur Deportation in KZs im Herbst 1944.
Mit Räumung dieses Zuchthaus am 30. Oktober 1944 vor der herannahenden Roten Armee wurde Louis Lestarquit auf einen mörderischen Todesmarsch zum KZ Groß Rosen in Niederschlesien gezwungen, dem Hunderte seiner vornehmlich belgischen Leidensgenossen zum Opfer fielen, darunter auch die vier oben genannten.
Louis Lestarquit starb am 6. Februar 1945 im KZ Groß Rosen.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Groß Strehlitz