Ortsbilder

Stadtführungen

In den letzten Jahren hat der Verein eine Reihe von Stadtführungen durchgeführt, die in der Folge kurz vorgestellt werden.

Stadtführungen zu diesen und anderen Themen
werden auch in Zukunft angeboten.

  

Dagmar Köhler

Die Altstadtsanierung in Hameln – Ein Rückblick

Teil 1 und 2

Der Rundgang beginnt an der Osterstraße, Ecke Bungelosenstraße – dem Ausgangspunkt für die traditionellen Stadtrundgänge. Unser Weg führt uns „hinter die Kulissen“, zu den weniger schönen Hinterhöfen und Zulieferstraßen als Folgen der Altstadtsanierung.

Zu Beginn wird kurz die Geschichte der Altstadtsanierung rekapituliert, angefangen von den ersten Planungen und Zielsetzungen der Sanierung bis zum Erwerb und Abbruch zahlreicher Gebäude. Aus verschiedenen Gründen, dem zunehmenden Protest der Bürger, aber auch einer veränderten Ausgangslage, kam es ab 1973 zu mehrfachen Überarbeitungen des Sanierungskonzeptes, so dass schließlich die Einzelobjektsanierung im Mittelpunkt der Bemühungen stand, wie es in der „Kleinen Straße“ abzulesen ist.

Am Beispiel des Kopmanshofes wird gezeigt wie gravierend der Einschnitt in die Grundrissstruktur der Stadt war, indem die bis dahin vorhandene Blockrandbebauung aufgebrochen wurde. Ebenso schwerwiegend waren die Eingriffe in die Struktur der Hinterhöfe, die komplett entkernt wurden (Beispiel „Himmelreich“). Zum Schluss kommen wir an den Ausgangspunkt der Sanierung, der durch den Abbruch des Quartiers Thietorstraße, den Kaufhausbau und Schaffung des Busbahnhofes die größten Proteste hervorrief. Gute dreißig Jahre später wurde die gleiche Diskussion noch einmal geführt, als es um den Bau des neuen Einkaufszentrums ging.

 
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Dr. Martin Hellmold

Unbekannte Meisterwerke?

Kunst im öffentlichen Raum seit den 1950er Jahren Teil 1

Anhand von sieben Werkbeispielen wurde in der Führung die Spannbreite von Kunst im öffentlichen Raum in Hameln dargestellt. Treffpunkt und erste Station war die Steinplastik „Walze“ von Klaus Behr am Roseplatz. Mit der aufwändigen Fassadengestaltung am Flößergang wurde dann eine typische Form der Kunst am Bau der 1950er Jahre in Augenschein genommen. Es folgten zwei Werke, deren Aufstellung im Rahmen der Hamelner Bildhauersymposien von 1986 und 1992 erfolgte: Friedrich Heißmeyers „Trigon“ am Torbayufer und Werner Sauers „Eine Frage – 37 Antworten“ im nahe gelegenen Fußgängertunnel. Für kontroverse Diskussionen sorgten die „Tanzende Weserratte“ von Elena Glazunova und das „Liebespaar“ von Karl-Ulrich Nuss. Den Abschluss machte die Arbeit „Ohne Titel“ von Rainer Splitt an der Weserpromenade.

 
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Dr. Martin Hellmold

Kunst und dekorative Plastik zwischen Bürgergarten und Pferdemarkt

Kunst im öffentlichen Raum Teil 2

Zwischen Deisterallee und Pferdemarkt hat ein großer Teil der öffentlichen Kunstwerke in Hameln seinen Standort gefunden. Der Rundgang führt vom Bürgergarten über den Rathausplatz, den Posthof, den Pferdemarkt und durch die Osterstraße zurück zum Ausgangspunkt.

Die Führung liefert Informationen zu den Künstlerinnen und Künstlern und zum Ideengehalt der Werke. Durch eine kritische Bewertung der Arbeiten soll auch zum Nachdenken und zur Diskussion über Kunst, Kitsch und dekorative Plastik angeregt werden.

 
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Joachim Schween

Die Klütfestung Teil I

Die zwischen 1760 und 1784 im Auftrag König Georgs III. nach Plänen des Grafen Wilhelm zu Schaumburg-Lippe und der beiden hannoverschen Ingenieuroffiziere Kunze und Schneider auf der linken Weserseite hoch über der Stadt errichtete Bergfestung besteht im Wesentlichen aus drei Forts (Fort George No. 1 bis 3), die sich entlang der nach Osten abfallenden Kammlinie in einigem Abstand zueinander aufreihen, sowie aus vorgelagerten Verteidigungswerken an den Flanken. 1808 wurde die Festung auf Anordnung Napoleons geschleift. Die noch erhaltenen Reste sind heute nahezu vollständig unter Wald verborgen.

Die Gruppe traf sich am Forsthaus Finkenborn und begab sich von dort zur gut erhaltenen Sternschanze südlich des Kinderspielplatzes, wo die Funktion dieser auffällig kleinen Anlage diskutiert wurde. Anschließend ging es weiter zu einer Schanze, die links der Straße auf etwa halbem Weg zum Klütturm versteckt im Unterholz liegt. Reste von Wällen, die offenbar noch Fort George No. 1 zuzuordnen sind, konnten in einem Waldstück innerhalb der Wendeschleife zwischen Funkturm und Klütturm besichtigt werden. Reproduktionen historischer Festungspläne und Karten vermittelten ein Bild vom ehemaligen Aussehen des Forts. Darüber hinaus ließen sich anhand archäologischer Grabungsfotos, die während der Baumaßnahmen um das von der CEMAG Holding GmbH erneuerte Klütrestaurant im Jahr 2009 entstanden sind, Reste einer vermutlich gesprengten Kasematte und eines nur unvollständig zugeschütteten Ganges zeigen.

Auf dem Weg zu Fort No. 2 fiel auf, dass Teile der Festung ausgesprochen intensiv durch das Befahren mit Mountainbikes in Anspruch genommen werden, wodurch die mehr als 200 Jahre alten Wälle und Trümmerhügel auf die Dauer erheblich beschädigt werden. Die teilweise aus dem Waldboden hervorschauenden Reste von Backstein- und Sandsteinsetzungen wurden übrigens nicht durch Fachleute freigelegt, sondern sind die sichtbaren Spuren von Raubgräbern, die die Klütfestung bereits seit vielen Jahren heimsuchen. Von Fort No. 2 aus erfolgte der steile Abstieg zum sogenannten Kanonenweg, der an der Nordflanke des Klütkamms verläuft und ursprünglich die direkte Verbindung zwischen Fort No. 3 (Klüthang unten) und Fort No. 1 (Klüthang oben) darstellte, ohne Fort No. 2 direkt zu berühren. Auch hier war während der Erdarbeiten 2009 der Rest eines Tunnels angeschnitten worden. Um den Ausgangspunkt der Exkursion zu erreichen, folgte man dem Kanonenweg wieder Richtung Klütrestaurant beim ehemaligen Fort No. 1.

 
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Joachim Schween

Die Klütfestung Teil II

Hauptziel des zweiten Teils der Klütführung war das vom Felsenkellerweg aus zu Fuß leicht erreichbare Fort No. 3, dessen Konturen sich durch einen Graben und steile Böschungen noch deutlich im Gelände abzeichnen.

Besondere Aufmerksamkeit erfuhren die mit Hilfe eines historischen Fotos lokalisierbaren Reste einer Freilichtbühne, die 1939 durch die „Kulturgemeinschaft Bückeberg e.V.“ im westlichen Teil von Fort No. 3 errichtet wurde und 1200 Menschen Platz geboten haben soll.

Anschließend wurden die Standorte zweier kasemattierter Wachttürme an der Nord- und Südflanke der Klütfestung aufgesucht. Trotz des dichten Bewuchses sind die umwallten Plateaus noch gut erkennbar. Über steile Treppen waren sie ursprünglich mit Fort No. 2 verbunden. Die Führung endete mit der Feststellung, wie wenig doch bisher über die Klütfestung bekannt ist und der Hoffnung, dies durch eine systematische Forschung in den Archiven und im Gelände zu ändern.

 
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Bernhard Gelderblom

Kriegerdenkmäler in Hameln

Der Rundgang führte zu drei Kriegerdenkmälern, die in Form und Sprache den Geist einer national und expansionistisch denkenden Zeit zeigen.

Das Kriegerdenkmal zu Ehren der Gefallenen des deutsch-französischen Krieges 1870/71 wurde 1872 im Invalidengarten (heute St. Maur-Platz) aufgestellt. 1971 fand es auf dem Garnisonfriedhof seinen Platz. Der Obelisk erinnert an die insgesamt 167 Gefallenen des Hamelner Regimentes 56. Der Krieg von 1870/71, also „Blut und Eisen“, ebnete den Weg zur Einigung des Deutschen Reiches unter Bismarck.

Das Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges am 164er Ring fällt auf durch das farbige Siegfried-Mosaik. Vor einem von Blitzen durchzuckten Hintergrund schmiedet der germanische Held das blanke und scharfe Schwert – für den nächsten Krieg. Die Darstellung steht in krassem Widerspruch zur Realität des massenhaften Todes im Schützengraben und dem unsäglichen Leid der vielen Verwundeten. Das in Hameln beheimatete 164er-Regiment hatte die erschütternd große Zahl von 2.423 gefallenen Soldaten zu beklagen.

Das Denkmal für die Gefallenen der Kolonialkriege auf dem St. Maur-Platz am Weserufer erinnert auf der zur Weser zeigenden Seite an vier Hamelner Soldaten, die beim blutigen Feldzug der europäischen Großmächte gegen China zur Niederschlagung des sogenannten Boxeraufstands (1900) ums Leben kamen. Die Rückseite gedenkt der acht aus Hameln und Umgebung stammenden Soldaten, die bei der Bekämpfung des sogenannten Herero-Aufstandes (1904-1907) in Namibia, dem ehemaligen Deutsch-Südwestafrika, ihr Leben ließen. In beiden Kriegen hat das deutsche Kaiserreich rücksichtslos seine kolonialen Interessen verfolgt und auf Kosten der unterworfenen Völker Weltmachtpolitik betrieben.

 
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Bernhard Gelderblom

Auf den Spuren des früheren jüdischen Lebens in Hameln.

Der Rundgang führte zu Häusern in der Innenstadt, in denen jüdische Familien gewohnt haben und erzählte ihre Lebensgeschichten. Er macht den bedeutenden Beitrag sichtbar, den die Hamelner Juden vor allem als Kaufleute, aber auch Ärzte und Rechtsanwälte im Leben der Stadt Hameln spielten. Ein wichtiges Beispiel ist das Manufakturwarengeschäft Keiser (heute Kolle) in der Ritterstraße.

Einen besonderen Akzent legte die Führung auf die Geschehnisse im Dritten Reich, die allmähliche Ausgrenzung der Juden, ihre Kenntlichmachung und Konzentration in „Judenhäusern“ (Pferdemarkt 8 und Neue Marktstraße 13), ihre Deportation und die „Verwertung“ ihres Vermögens.

 
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Bernhard Gelderblom

Kriegszerstörungen, Wiederaufbau und Neubauten der 1950er Jahre

In den letzten Kriegstagen wurden wertvolle Gebäude wie das Rathaus und die Marktkirche zerstört. Wie gestaltete sich der Wiederaufbau? Die Nachkriegszeit brachte mit dem starken Anstieg der Bevölkerung die Notwendigkeit der Stadterweiterung. Zahlreiche, in der Regel gelungene Neubauten der 1950er Jahre prägen deswegen heute das Stadtbild.

Die Führung beginnt am Bürgergarten und erläutert die drei großen Bauten am Rathausplatz (Weserberglandfesthalle, Studio des Kunstkreises und das ehemalige BHW-Gebäude und heutige Rathaus).

Die Fortsetzung in der Osterstraße schildert, wie die große durch us-amerikanischen Beschuss verursachte Baulücke geschlossen wurde. Hier ist vor allem die Volksbank zu nennen.

Ihren Abschluss fand die Führung am Pferdemarkt. Die vorbildliche Wiedererrichtung der zerstörten Marktkirche steht dort dem voreiligen Abriss des schwer beschädigten Rathauses gegenüber. Das Rathaus hinterlässt eine Lücke, die bis heute schmerzt.

 
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Bernhard Gelderblom

Führung über den jüdischen Friedhof in der Scharnhorststraße

Mit einer Belegungszeit von über 200 Jahren gibt der Friedhof Kunde vom Lebensweg der Hamelner Juden seit der Zeit der absolutistischen Schutzherrschaft im 18. Jahrhundert über die Hoffnungen auf eine deutsch-jüdische Symbiose im 19. Jahrhundert bis hin zum schrecklichen Ende im Dritten Reich und schließlich dem Neubeginn des jüdischen Lebens in Hameln seit 1990.

Damit ist der Friedhof ein wichtiges Stück Stadtgeschichte.

 
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