Ortsbilder

Verluste und Gefährdungen

Ortsbilder – mit diesem Oberbegriff ist zunächst einmal das bauliche Erscheinungsbild von Hameln und den umliegenden Dörfern gemeint. Aus der Fülle der daraus resultierenden Themen können hier nur einige Bereiche, mit denen wir uns näher beschäftigen wollen, angerissen werden.

Sicherlich die größten Veränderungen im Stadtbild brachte die Altstadtsanierung, die 1992 nach mehr als zwei Jahrzehnten abgeschlossen wurde. Die Folge der anfänglichen Flächensanierung waren unzählige Gebäudeabbrüche vor allem im Bereich Thietorstraße / Stubenstraße, eine völlige Entkernung aller Innenhöfe und eine Veränderung des Stadtgrundrisses durch den Neubau der Straße Kopmannshof. Erst Mitte der 1970er Jahre fand ein Umdenken statt, so dass vor allem im Bereich der reinen Wohnbebauung an der Großen Hofstraße und der Alten Marktstraße das alte Stadtbild erhalten geblieben ist.

Auch nach dem Abschluss der Sanierung ist es in den letzten zehn Jahren zu schwerwiegenden Eingriffen inner- und außerhalb der Altstadt gekommen. An erster Stelle sind Veränderungen zu nennen, die ganze Stadtquartiere betreffen, z. B. der Bau des ECE, der bis heute kontrovers diskutiert wird. Am Pferdemarkt wurden zwei Gebäude für den Kolle-Neubau abgebrochen, das Haus der Kirche wurde neu errichtet und schließlich wurde das Hochzeitshaus total entkernt. Der Krankenhausbau an der Weser mit seinen Zufahrtswegen veränderte das Gesicht der Invalidenstraße, musste doch ein Gebäude an der Invalidenstraße / Ecke Gröningerstraße einer Parkpalette weichen. Auch viele einzelne Gebäude wurden abgerissen, wie z. B. das Gebäude an der Papenstraße / Ecke Wendenstraße, von dem man lediglich die Fassade erhalten hat, oder Fachwerkhäuser wurden durch Neo-Fachwerk ersetzt (Fischpfortenstraße).

Langfristig plant der Verein eine Dokumentation aller in jüngerer Zeit abgebrochenen Gebäude, aber auch aller Gebäude, die durch ihren schlechten Erhaltungszustand oder durch geplante Baumaßnahmen gefährdet sind.

 
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Zu den Persönlichkeiten, die das Hamelner Stadtbild über Jahrzehnte prägten, gehört Stadtbaurat Schäfer, der von 1922-1953 tätig war und sowohl für die Aufstellung der Bebauungspläne als auch für die Baugestalt einzelner Häuser zuständig war. Wilhelm Vollmer war einer der wenigen Architekten, die eine eigene Handschrift entwickelt haben. Viele Arbeiten der beiden wurden bereits zerstört oder stark verändert, so der Innenausbau des Hochzeitshauses und des Grüner Reiters (Stadtsparkasse in der Osterstraße).

Der Künstler Rudolf Riege ist nicht nur durch zahlreiche Illustrationen im „Klütkalender“ bekannt geworden, sondern auch durch die jetzt entfernten Glasbilder im Hochzeitshaus und im ehemaligen Gebäude der AOK in der Zentralstraße. Für die drei genannten Personen fehlen Monographien und eine Dokumentation ihrer Werke.

Indem wir uns mit der Vergangenheit befassen, wollen wir ein Bewusstsein für das (noch) Vorhandene schaffen und die gegenwärtigen Veränderungen und Planungen kritisch begleiten. Ein aktuelles Beispiel dafür ist die Grundschule Afferde, von der wahrscheinlich die wenigsten wussten, dass es ein Bau des bedeutenden hannoverschen Architekten Oesterlen ist (der von ihm gebaute Plenarsaal in Hannover ist jetzt zum Abbruch freigegeben worden).

Durch einschneidende Umbaupläne ist das Schulgebäude kürzlich ins Blickfeld der Öffentlichkeit geraten. Sie sind jetzt durch die Intervention des Ortsrates, des Schulleiters und nicht zuletzt durch die Berichterstattung in der örtlichen Presse ad acta gelegt worden.

Autorin: Dagmar Köhler

 
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