Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
 

 
 
Vermaesen, Jozef

Belgier, wurde am 16. Juli 1922 in Malderen geboren, gelegen in Flämisch-Brabant zwischen Antwerpen und Brüssel. Der Schüler wohnte in Malderen, Dorp 26.
Jozef Vermaesen war Mitglied einer regionalen Widerstandsgruppe, der „Schwarzen Hand“ (niederl.: „Zwarte Hand“ / franz.: “La Main Noire”). Diese entwickelte schon kurz nach der Okkupation, seit August 1940, im Raum Antwerpen-Brüssel vielfältige Aktivitäten, die von dem Anbringen von Wandinschriften und Verteilen von Flugblättern gegen die NS-Besatzung bis hin zu kleineren Sabotageaktionen und Spionage für die Alliierten reichten. Im Herbst 1941 konnte die Besatzungsmacht die Gruppe zerschlagen und viele Mitglieder verhaften, ermöglicht teils durch Verrat, teils durch Aussagen, die durch Folter erzwungen worden waren.
Jozef Vermaesen war unter anderem an der Verbreitung von besatzerfeindlichen Flugschriften beteiligt. Er wurde am 27. Oktober 1941 festgenommen und vermutlich über das zentrale deutsche Wehrmachtsgefängnis Brüssel-St. Gilles – zusammen mit Jozef Maris, Hendrik Spiessens sowie Frans und Hendrik Jozef van Beneden (s. deren Namensartikel) und weiteren Mitgliedern der Gruppe – heimlich nach Deutschland in das Untersuchungsgefängnis Wuppertal verschleppt.
Vor dem vor Ort tagenden „Volksgerichtshof“ Berlin kam es zu einem Massenprozess gegen die „Schwarze Hand“. Dieses höchste NS-Gericht zog nur „schwere Fälle“ der NN-Verfahren an sich. Es verurteilte Jozef Vermaesen am 15. Januar 1943 wegen „Zuwiderhandlung gegen Verbote der Besatzungsmacht“ zu sieben Jahren Zuchthaus.
Während führende „Schwarze Hand“-Mitglieder in das Strafgefangenenlager Esterwegen kamen und dort ermordet wurden, gehörten Jozef Vermaesen und acht weitere Mitglieder zu einer Gruppe von 20 verurteilten NN-Gefangenen aus Wuppertal, die am 17. und 24. Februar 1943 im Zuchthaus Hameln eintraf. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Drei Monate später, am 19./20. Mai 1943, wurden Jozef Vermaesen und die anderen Gruppenmitglieder in einem Sammeltransport von 80 vor allem belgischen Widerstandskämpfern in das Zuchthaus Sonnenburg/Neumark in Ostbrandenburg überführt. Dort saßen zwischen 1942 und 1945 über 1500 NN-Gefangene strikt isoliert ein und mussten überharte, für viele zum Tod führende Zwangsarbeit leisten.
Jozef Vermaesen starb im Mai 1944 im Zuchthaus Sonnenburg an körperlicher Erschöpfung.
Von den „Schwarze Hand“-Mitgliedern im Zuchthaus Hameln kamen die vier namentlich genannten ebenfalls ums Leben, davon zwei in Sonnenburg. Insgesamt sollen knapp zwei Drittel von über 100 verschleppten Mitgliedern ihren Widerstand mit dem Leben bezahlt haben.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Sonnenburg