Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
2. Die Opfer unter den Gefangenen des Zuchthauses Hameln
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Musalf, Berthold
wurde am 5. Dezember 1907 in Kiew geboren. Der staatenlose Schmied wohnte in Groß Ilsede Nr. 213.
Kurz zuvor verurteilt, wurde er am 17. August 1939 in das Zuchthaus Hameln eingeliefert, um hier seine Strafe bis zum 17. Juli 1940 abzusitzen.
An seinem Entlassungstag übergab ihn die Zuchthausverwaltung an die Polizei Hameln zur „Vorbeugehaft“. Noch am selben Tag fand vom Gerichtsgefängnis aus seine „Überführung“ in das Gestapogefängnis Hannover statt. Zunächst im KZ Buchenwald festgehalten, musste Musalf am 4. November 1940 an einem Häftlingstransport vom KZ Neuengamme in das KZ Dachau teilnehmen. Dort starb er unmittelbar nach seiner Ankunft, am 6. November 1940.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Gestapogefängnis-Ghetto-KZ
Nause, Franz
wurde am 15. Februar 1903 in Achtum im Kreis Hildesheim-Marienburg geboren. Der Arbeiter wohnte in Hannover-Limmer, Kesselstr. 19.
Als führendes Mitglied der SPD-Widerstandsgruppe „Sozialistische Front“ kurz zuvor zu einer drakonischen Freiheitsstrafe verurteilt, wurde Franz Nause am 19. Oktober 1937 in das Zuchthaus Hameln eingeliefert.
Nach nur einem halben Jahr, am 14. März 1940, wurde Nause in das Zuchthaus Brandenburg verlegt, und zwar auf die dortige Tbc-Station. Der Grund für die Verlegung dürfte also eine Erkrankung an Tuberkulose gewesen sein.
Infolge von schweren Misshandlungen und Unterernährung starb Franz Nause zwei Jahre später, am 20. März 1943, im Zuchthaus Brandenburg.
Seine Urne wurde auf dem Ricklinger Stadtfriedhof beigesetzt.
Schon seit 1950 erinnert in Hannover-Limmer die Franz-Nause-Straße an ihn, und 2010 wurde für Nause vor dem Haus Kesselstr. 19 ein Stolperstein verlegt.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Brandenburg
Nett, Gerard
Niederländer, wurde am 27. Oktober 1924 in Kouderke in der Provinz Seeland geboren. Der Matrazenmacher wohnte in Amsterdam, Jan Steinstr. 135.
1943 wurde Nett wegen Fahnenflucht zu einer hohen Freiheitsstrafe verurteilt. Nachdem er das KZ-ähnliche Straflager Neu-Sustrum im Emsland erduldet hatte, wurde er am 22. März 1944 in das Zuchthaus Hameln verlegt.
Im Sommer 1944 kam er in das Zuchthaus-Außenlager Holzen zum mörderischen Arbeitseinsatz. Die erlittenen Strapazen ließen ihn bald erkranken, so dass er als 'nicht außenarbeitsfähig' nach Hameln zurückverlegt wurde.
Gerard Nett starb am 5. November 1944 im Zuchthaus und wurde auf dem Friedhof Wehl bestattet (F I/103). Seit seiner Umbettung in den Nachkriegsjahren befindet sich sein Grab auf dem Seelhorster Friedhof in Hannover (19f/C51).
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Hameln
Neugarten, Siegfried
wurde am 17. März 1887 in Mengede bei Bochum geboren. Der Viehhändler und Schlachter, der jüdischen Glaubens war, wohnte in Zeven, Langestr. 32.
Als rassisch Verfolgter kurz zuvor verurteilt, wurde er am 1. März 1938 in das Zuchthaus Hameln eingeliefert und blieb bis zum Ablauf seiner Strafzeit am 30. Januar 1941 vor Ort.
Anschließend nach Wesermünde (Bremerhaven) entlassen, dürfte Neugarten wie seine Ehefrau Melitta im November von der Gestapo nach Hamburg gebracht worden sein. Wie seine Ehefrau wird er am 18. November 1941 in das Ghetto Minsk deportiert worden sein. Seine Ehefrau starb am 28. Juli 1942 im Ghetto. Neugarten selbst ist verschollen.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Gestapogefängnis-Ghetto-KZ
Neumann, Joachim
wurde am 25. September 1900 in Pirna/Elbe geboren. Der kaufmännische Angestellte, der jüdischen Glaubens war, wohnte in Dresden, Strehlenerstr. 52.
Als rassisch Verfolgter seit 1939 in Haft, wurde er zusammen mit anderen jüdischen Gefangenen am 4. September 1940 aus dem Zuchthaus Celle in das Zuchthaus Hameln verlegt. In den Celler Außenlagern Mulmshorn oder Lührsbockel hatten diese Männer Hunger und schwere Misshandlungen zu erleiden. Neumann blieb bis zum Ende seiner Haftzeit in Hameln.
Bei seiner Entlassung am 21. März 1942 nahm ihn die Polizei Hameln für die Gestapo Hannover fest und brachte ihn als „Schutzhäftling“ in das Gerichtsgefängnis, um ihn nach vier Tagen „auf Transport" zur Gestapo nach Hannover zu setzen. Seine Verschleppung in das KZ Mauthausen am 20. Juni 1942 überlebte Neumann nur wenige Tage. Er starb am 25. Juni.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Gestapogefängnis-Ghetto-KZ


