Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
2. Die Opfer unter den Gefangenen des Zuchthauses Hameln
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Renard, Gustav Mathieu
Belgier, wurde am 18. Dezember 1896 in Fleron bei Lüttich geboren. Der Tischler wohnte in Lüttich, 30 Rue de Hesbaye.
Am 30. April 1943 wurde Renard als Widerstandskämpfer von einem Kriegsgericht zu einer drakonischen Freiheitsstrafe verurteilt.
Wie viele ausländische „Politische“ kam Renard im Zuge der Räumung frontnaher Strafanstalten im Westen mit einem vielköpfigen Sammeltransport aus dem Zuchthaus Rheinbach bei Bonn am 16. September 1944 in das Zuchthaus Hameln.
Gustav Renard starb am 20. Dezember 1944 im Zuchthaus. Er wurde auf dem Friedhof Wehl bestattet (Feld C I/4) und am 18. November 1948 nach Lüttich umgebettet.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Hameln
Renaux, Maurice
Belgier, wurde am 27. Januar 1903 in Antwerpen-Ekeren geboren. Der Fabrikant wohnte in Antwerpen, Avenue Margrave 118.
Maurice Renaux war als Widerstandskämpfer offenbar an vielen Sabotage- und Spionageaktivitäten für die Alliierten beteiligt. Aufgrund einer Denunziation nahm ihn die Geheimen Feldpolizei am 9. Oktober 1941 in seinem Haus in Antwerpen fest und brachten ihn noch am selben Tag in das zentrale deutsche Wehrmachtsgefängnis Brüssel-St. Gilles.
Der letzte Kontakt zu seiner Ehefrau datiert vom Dezember 1941. Sein „spurloses Verschwinden“ danach war die gewollte Folge des berüchtigten „Nacht- und Nebel“-Erlasses vom Dezember 1941.
Am 30. Januar 1942 wurde Maurice Renaux heimlich nach Deutschland verschleppt, in das Gestapo-Gefängnis Brauweiler bei Köln. Nach über acht Monaten in der Gewalt der Gestapo gehörte er am 17. Oktober 1942 zu einem Transport belgischer NN-Gefangener in das Gefängnis Bochum.
Am 22. Mai 1943 kam Maurice Renaux mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen in das Zuchthaus Hameln. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 12. Dezember wurde Maurice Renaux in das Strafgefangenenlager Esterwegen weiterverlegt. Hier verurteilte ihn das vor Ort tagende Sondergericht Essen zu „lebenslänglich“.
Seit Februar 1944 zählte Maurice Renaux zu den über 1500 NN-Häftlingen, die zwischen 1942 und 1945 im Zuchthaus Sonnenburg/Neumark in Ostbrandenburg strikt isoliert waren und überharte, für viele zum Tod führende Zwangsarbeit leisten mussten.
Maurice Renaux erkrankte an Scharlach, konnte die Krankheit aber mit Hilfe eines belgischen Medizin-Studenten überwinden. Bis Ende 1943 soll er in einem (Zuchthausaußen-)Lager bei Königsberg/Neumark im Arbeitseinsatz gewesen sein, wo er sich eine schwere Lungenentzündung zuzog.
Als die deutsche Justiz die NN-Gefangenen im Herbst 1944 an die Gestapo auslieferte und die Rote Armee näher rückte, wurden Gefangene aus Sonnenburg in das KZ Sachsenhausen verschleppt, unter ihnen Maurice Renaux.
Mit Ankunft im Oktober 1944 kam er in das KZ-Außenlager der Heinkel-Flugzeugwerke in Oranienburg.
Am 17. Februar 1945, mithin Wochen vor der Räumung des KZ Sachsenhausen im April vor der Roten Armee, gehörte Maurice Renaux zu einem 300köpfigen Transport, der vom Lager Heinkel zum KZ Mauthausen bei Linz in Österreich abging. Die Häftlinge sollen in offenen Waggons eisiger Kälte ausgesetzt gewesen und kaum versorgt worden sein, sodass nur wenige lebend angekommen seien. Maurice Renaux soll zu den Opfern dieses Todestransports gehört haben.
Wenn hingegen die Datierung seines Todes auf März 1945 stimmte, wäre er kurz nach Ankunft in Mauthausen gestorben.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Sonnenburg
Rendigs, Dietrich Heinrich Wilhelm
wurde am 2. Januar 1895 in Ridderade im Kreis Syke geboren. Der Landwirt wohnte in Rüssen Nr. 18 im Kreis Syke.
Kurz zuvor verurteilt, wurde Rendigs am 20. Juli 1939 in das Zuchthaus Hameln verlegt.
Dietrich Rendigs starb am 29. Januar 1942 im Zuchthaus und wurde auf dem Friedhof Wehl bestattet.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Hameln
Reuter, Eugen
Luxemburger, wurde am 21. Februar 1901 in Weimerskirch geboren, einem Vorort von Luxemburg-Stadt. Der Hüttenarbeiter wohnte im benachbarten Vorort Pfaffenthal, Drei Eichelstr. 3.
Am 17. Dezember 1943 wurde Eugen Reuter von der deutschen „Sicherheitspolizei“ wegen „verbotenen Rundfunkempfangs“ verhaftet und in das Gefängnis Luxemburg-Grund eingeliefert.
Am 15. Februar 1944 verurteilte ihn das deutsche Sondergericht Luxemburg in einem Sammelprozess nach „Kriegssonderstrafrecht“ zu einer zweijährigen Zuchthausstrafe.
Zur „Strafverbüßung“ wurde Eugen Reuter zwei Tage später, am 17. Februar 1944, nach Deutschland in das Zuchthaus Rheinbach bei Bonn verschleppt.
Wie viele ausländische „Politische“ kam Eugen Reuter im Zuge der Räumung frontnaher Strafanstalten im Westen mit einem vielköpfigen Sammeltransport aus Rheinbach am 16. September 1944 in das Zuchthaus Hameln.
Eugen Reuter wurde umgehend in das Zuchthaus-Außenlager Holzen zum „verschärften“ Arbeitseinsatz gebracht. Die erlittenen Strapazen dürften ihn nachhaltig geschwächt haben.
Eugen Reuter starb nach dem Todesmarsch vom Zuchthaus-Außenlager Holzen zum Zuchthaus Bützow-Dreibergen am 20. April 1945 in Bützow.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Von Holzen nach Bützow-Dreibergen
Riemke, Ferdinand
wurde am 3. Januar 1907 in Hildesheim geboren. Der Arbeiter wohnte in Himmelsthür, Schulstr. 5.
Kurz zuvor verurteilt, wurde Riemke am 18. Dezember 1935 in das Zuchthaus Hameln eingeliefert und nach nur zwei Wochen in das Zuchthaus Celle weiterverlegt.
Ein Jahr später entlassen musste Riemke ab 1940 erneut eine Haftstrafe in Celle verbüßen, um nach Ablauf derselben, am 31. Oktober 1942, der Gestapo Hannover übergeben zu werden. Die „Schutzhaft“ überlebte Riemke nur vier Monate. Am 1. März 1943 kam er im KZ Neuengamme ums Leben.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Gestapogefängnis-Ghetto-KZ


