Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
 

2.  Die Opfer unter den Gefangenen des Zuchthauses Hameln

     Todesorte 2

2.4  Nach der Verschleppung aus dem Zuchthaus Hameln in andere Strafanstalten

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Eysganck, Constant

Belgier, wurde am 22. Januar 1921 in Brüssel geboren. Der Angestellte wohnte in Brüssel, rue de Louvain 68a.
Constant Eysganck war seit Juni 1941 Mitglied der „groupe grenadier“, einer Vorläufergruppe der „armée secrète“, der größten, konservativen Widerstandsorganisation Belgiens. Am 24. September 1941 nahm ihn die deutsche „Sicherheitspolizei“ (SiPo-SD) mit anderen Gruppenmitgliedern fest und lieferte ihn in das zentrale deutsche Wehrmachtsgefängnis Brüssel-St. Gilles ein.
Am 30. Januar 1942 wurde Constant Eysganck heimlich nach Deutschland in ein Kölner Gefängnis transportiert, vermutlich in das Gestapo-Gefängnis Brauweiler. Anschließend – am 15. Oktober 1942 ? – kam Constant Eysganck in das Gefängnis Bochum und von dort womöglich am 28. Mai 1943 in das Strafgefangenenlager Esterwegen, eines der KZ-artigen Moorlager im Emsland.
Wohl schon 1942 hatte ihn das Sondergericht Essen in einem Sammelprozess zu einer vermutlich mehrjährigen Freiheitsstrafe verurteilt.
Insgesamt zählten sieben spätere Hamelner Gefangene zu den Verurteilten, die alle dem Brüsseler Widerstand angehörten. Einschließlich Eysganck sollten fünf ihre Gefangenschaft nicht überleben (s. auch Namensartikel Dewael, Destaercke, Spruyt und Vervust).
Constant Eysganck wurde am 6. Oktober 1943 – zusammen mit den anderen Verurteilten – aus Esterwegen in das Zuchthaus Hameln verlegt. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Nach wenigen Monaten, am 12. Januar 1944, wurde Constant Eysganck – unter anderem mit den genannten Verurteilten – in das Strafgefangenenlager Esterwegen zurückverlegt.
Im Herbst 1944 lieferte die Justiz NN-Gefangene vermehrt an die Gestapo aus, so auch Constant Eysganck im September 1944.
Für ihn begann eine Odyssee durch mehrere KZs, die er nicht überlebte:
Über das Gefängnis Lingen am 1. September 1944 in das KZ Natzweiler im Elsaß, am 6. September in das KZ Dachau und womöglich am 13. Dezember 1944 in das KZ Buchenwald sowie möglicherweise am 20. Februar 1945 in das KZ Sachsenhausen.
In Buchenwald bzw. auf dem Transport nach Sachsenhausen verliert sich seine Spur; festhalten lässt sich lediglich, dass Constant Eysganck zur Jahreswende 1944/45 umgekommen ist.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Esterwegen

Famree, Pierre

Belgier, wurde am 28. November 1923 in Flavinne geboren. Der Hilfsapotheker wohnte in Namur.
Als Widerstandskämpfer bei „Nacht und Nebel“ verhaftet, wurde Pierre Famree heimlich nach Deutschland in das Untersuchungsgefängnis Bochum verschleppt.
Am 22. Mai 1943 kam Pierre Famree mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen aus dem Gefängnis Bochum in das Zuchthaus Hameln.
Am 1. März 1944 wurde Pierre Famree in das Strafgefangenenlager Esterwegen, eines der KZ-artigen Moorlager im Emsland, verschleppt.
Pierre Famree dürfte im Verlauf des Jahres 1944, wie viele andere NN-Gefangene aus Esterwegen, in das Zuchthaus Groß Strehlitz gekommen sein.
Am 30. Oktober 1944 wurde er in das KZ Groß Rosen in Niederschlesien deportiert. Pierre Famree kam am 30. November 1944 im KZ Groß Rosen ums Leben.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Groß Strehlitz

Fonteyne, Georges

Belgier, wurde am 21. Mai 1904 in Brüssel-Molenbeek geboren. Der Kohlenhändler wohnte in Brüssel, avenue Jan de Bruk 170.
Als Widerstandskämpfer bei „Nacht und Nebel“ verhaftet, wurde Georges Fonteyne heimlich nach Deutschland in das Untersuchungsgefängnis Bochum verschleppt.
Am 22. Mai 1943 kam Georges Fonteyne mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen aus dem Gefängnis Bochum in das Zuchthaus Hameln.
Am 19. Oktober 1943 wurde Georges Fonteyne in das Untersuchungsgefängnis Essen verlegt, vermutlich um ihn vom Sondergericht Essen als Widerstandskämpfer aburteilen zu lassen.
Womöglich wurde Georges Fonteyne anschließend in das Strafgefangenenlager Esterwegen, eines der KZ-artigen Moorlager im Emsland, verschleppt und 1944 wie viele NN-Gefangene in das oberschlesische Zuchthaus Groß Strehlitz.
Georges Fonteyne kam am 17. März 1945 im KZ Bergen-Belsen ums Leben; möglicherweise starb er, wie viele andere, an den Folgen eines Todesmarsches aus dem Osten.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Groß Strehlitz

Fromme, Karl

wurde am 8. April 1892 in Einbeck geboren. Der Postfacharbeiter wohnte in Hannover, Karolinenstr. 15.
Am 5. Juli 1940 nach „Kriegssonderstrafrecht“ zu einer langjährigen Freiheitsstrafe verurteilt, kam Karl Fromme am 7. August 1940 zur Strafverbüßung in das Zuchthaus Hameln.
Nach acht Monaten, am 6. April 1941, wurde er in das Zuchthaus Celle verlegt.
Karl Fromme starb am 24. Februar 1943 im dortigen Zuchthaus-Lazarett.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Celle

Gansemans, Corneille

Belgier, wurde am 2. Juni 1898 in Brüssel-Uccle geboren. Der Bankbeamte wohnte in Brüssel-Woluwé-Saint-Lambert, Avenue du Couronnement 104.
Als Mitglied einer Brüsseler Widerstandsgruppe engagierte sich Corneille Gansemans seit 1. August 1940 bei der Verbreitung der im Untergrund erscheinenden konservativen Zeitung „La Libre Belgique“ und anderer besatzerfeindlicher Blätter; auch soll er an Spionageaktivitäten beteiligt gewesen sein. Die Geheime Feldpolizei nahm ihn am 10. Juli 1942 bei „Nacht und Nebel“ fest und sperrte ihn in das zentrale deutsche Wehrmachtsgefängnis Brüssel-St. Gilles.
Am 19. Dezember 1942 wurde Corneille Gansemans heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Bochum verschleppt.
Am 22. Mai 1943 kam Corneille Gansemans mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen aus Bochum in das Zuchthaus Hameln. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 29. April 1944 wurde Corneille Gansemans zusammen mit knapp 70 Belgiern und Franzosen des genannten Transports in das von alliierten Bomben nicht bedrohte Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien weiterverlegt, den zentralen Zielort für NN-Verschleppte seit Frühjahr 1944 und bis zur Deportation in KZs im Herbst 1944.
Mit Räumung dieses Zuchthauses am 30. Oktober 1944 vor der herannahenden Roten Armee wurde Gansemans auf einen mörderischen Todesmarsch zum KZ Groß Rosen in Niederschlesien gezwungen, den er wie viele seiner zumeist belgischen Leidensgenossen nicht lange überlebte.
Corneille Gansemans starb am 13. Januar 1945 im KZ Groß Rosen.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Groß Strehlitz