Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
2. Die Opfer unter den Gefangenen des Zuchthauses Hameln
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Silberreis, Karl
wurde am 16. März 1894 in Eschede geboren. Der Friseur wohnte in Frankfurt-Höchst, Hospitalstr. 13a.
Kurz zuvor verurteilt, wurde er am 28. März 1935 in das Strafgefängnis Hameln eingeliefert.
Mit Ablauf seiner Haft am 28. November 1939 nahm ihn die Polizei Hameln für die Gestapo Frankfurt in „Vorbeugehaft“ und brachte ihn in das Gerichtsgefängnis, um ihn dann unverzüglich in das Gestapo-Gefängnis Frankfurt/M. „auf Transport" zu setzen. Seit 6. April 1940 war Silberreis Häftling im KZ Flossenbürg; hier kam er am 5. Februar 1941 ums Leben.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Gestapogefängnis-Ghetto-KZ
Silkenbeumer, Johann Theodor
wurde am 31. Juli 1878 in Essen geboren. Der Gastwirt wohnte in Hiddesen Nr. 220 bei Detmold.
Zwei Wochen zuvor nach „Kriegssonderstrafrecht“ verurteilt, wurde Silkenbeumer am 23. September 1942 in das Zuchthaus Hameln verlegt.
Johann Silkenbeumer starb am 17. März 1943 im Zuchthaus-Lazarett und wurde auf dem Friedhof Wehl bestattet.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Hameln
Simon, Oskar
Franzose, wurde am 13. März 1906 in Bruay-sur-Escaut im Departement Cote du Nord geboren. Der Bergmann wohnte in Divion La Clarence, 38 Rue de Calais.
Ein Kriegsgericht in Arras verurteilte Simon am 23. November 1942 als Widerstandskämpfer zu einer langjährigen Freiheitsstrafe.
Wie viele ausländische „Politische“ kam er im Zuge der Räumung frontnaher Strafanstalten im Westen mit einem vielköpfigen Sammeltransport aus dem Zuchthaus Rheinbach bei Bonn am 16. September 1944 in das Zuchthaus Hameln.
Simon wurde in das Zuchthaus-Außenlager Holzen zum mörderischen Arbeitseinsatz gebracht. Die erlittenen Strapazen dürften Simon nachhaltig geschwächt haben.
Oskar Simon starb nach dem Todesmarsch vom Zuchthaus-Außenlager Holzen zum Zuchthaus Bützow-Dreibergen am 13. Mai 1945 in Bützow im "Lazarett Mittelschule“.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Von Holzen nach Bützow-Dreibergen
Simon, Willy
Belgier, wurde am 17. Februar 1922 in Namur geboren. Der Student wohnte in Namur, rue de Bas-Prés 42.
Als Widerstandskämpfer bei der Untergrundpresse aktiv, wurde Willy Simon von der deutschen „Sicherheitspolizei“ (SiPo-SD) am 21. August 1942 verhaftet und bis 30. November 1942 in das deutsche Wehrmachtsgefängnis Namur gesperrt.
Über das zentrale deutsche Wehrmachtsgefängnis Brüssel-St. Gilles wurde Willy Simon am 5. Dezember 1942 bei „Nacht und Nebel“ heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Bochum verschleppt.
Am 22. Mai 1943 kam Willy Simon mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen aus dem Gefängnis Bochum in das Zuchthaus Hameln. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 1. März 1944 wurde er auf Transport in das Strafgefangenenlager Esterwegen, eines der KZ-artigen Moorlager im Emsland, gesetzt. Vermutlich weil Esterwegen vollkommen überfüllt war, soll Willy Simon am 6. März 1944 über das Gefängnis Lingen in das Emsland-Lager Aschendorfermoor gebracht worden sein.
Über 50 Mann des genannten NN-Transportes vom 22. Mai 1943 kamen zumeist Anfang 1944 von Hameln nach Esterwegen bzw. ins Emsland, während knapp 70 Mann dieses Transportes im April 1944 in das oberschlesische Zuchthaus Groß Strehlitz gebracht wurden.
Willy Simon wurde im weiteren Verlauf des Jahres 1944 wie viele NN-Gefangene aus Esterwegen in das von alliierten Bomben nicht bedrohte Zuchthaus Groß Strehlitz gebracht, den zentralen Zielort für NN-Verschleppte seit Frühjahr 1944 und bis zur Deportation in KZs im Herbst 1944.
Mit Räumung dieses Zuchthauses am 30. Oktober 1944 vor der herannahenden Ostfront wurde Willy Simon auf einen mörderischen Todesmarsch zum KZ Groß Rosen in Niederschlesien gezwungen, dem Hunderte seiner zumeist belgischen Leidensgenossen zum Opfer fielen.
Als das KZ bis Anfang Februar 1945 ebenfalls geräumt wurde, musste Willy Simon einen Todesmarsch in Richtung Westen mitmachen, der im KZ Buchenwald bei Weimar sein Ende fand. Am 5. Februar 1945 wurde Willy Simon als Zugang im KZ registriert und am 28. Februar wegen „allgemeiner Schwäche“ und „Durchfall“ als Zugang im Lagerlazarett.
Mit Räumung des KZ Buchenwald vor den heranrückenden US-Truppen am 7. April 1945 wurde Willy Simon auf einen weiteren Todesmarsch gezwungen.
Willy Simon starb am 12. April 1945 auf der Strecke von Weimar nach Eschenbergen nordwestlich von Erfurt.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Groß Strehlitz
Sinemus, Walter
wurde am 1. April 1908 in Quelle im Kreis Bielefeld geboren. Der Schneider wohnte in Bielefeld, Am Bach 10.
Kurz zuvor verurteilt, wurde Walter Sinemus am 24. März 1936 in das Zuchthaus Hameln eingeliefert.
Nach Haftverbüßung am 10. Mai 1941 nahm ihn die Polizei Hameln für die Gestapo in „Vorbeugehaft“ und sperrte ihn für vier Tage in das Gerichtsgefängnis, um ihn am 14. Mai dem Gestapogefängnis Hannover „zuzuführen“.
Anschließend wurde Walter Sinemus über das KZ Neuengamme in das KZ Dachau verschleppt. Als Todesdatum ist der 7. Juni 1942 überliefert.
Nach Recherchen einer Großnichte ist dieses Datum gefälscht. Vielmehr sei Walter Sinemus am 24. Februar 1942 mit einem sog. Invalidentransport in die „Tötungsanstalt“ Hartheim des KZ Mauthausen gebracht worden. Dort sei Walter Sinemus zusammen mit 100 anderen Gefangenen sofort vergast worden.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Gestapogefängnis-Ghetto-KZ


