Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
 

2.  Die Opfer unter den Gefangenen des Zuchthauses Hameln

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Toutin, Raoul

Belgier, wurde am 23. November 1920 in Gilly bei Charleroi geboren. Der Eisenbahner wohnte in Gilly.
Als Widerstandskämpfer vermutlich 1942 bei „Nacht und Nebel“ verhaftet und zunächst in den Gefängnissen von Charleroi und St. Gilles festgehalten, wurde Raoul Toutin heimlich nach Deutschland in das Untersuchungsgefängnis Bochum verschleppt.
Am 22. Mai 1943 kam Toutin mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen aus Bochum in das Zuchthaus Hameln.
Drei Monate später, am 18. August, wurde Raoul Toutin mit zwei anderen Eisenbahnern aus Charleroi, Marcel Creusiaux und Francois Levens, in das Strafgefangenenlager Esterwegen, eines der KZ-artigen Moorlager der Justiz im Emsland, gebracht, um vom dort tagenden Berliner „Volksgerichtshof“ wegen Feindbegünstigung zum Tode verurteilt zu werden.
Am 16. September 1943 wurde Raoul Toutin zusammen mit den Todeskandidaten Creusiaux und Levens in das Gefängnis Dortmund überstellt, in dem sich eine Hinrichtungsstätte befand.
Dort wurde Raoul Toutin am 18. Oktober 1943 mit dem Fallbeil getötet.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Dortmund

Trammer, Wilhelm

wurde am 24. Februar 1880 in Breslau geboren. Der Kaufmann, der jüdischen Glaubens war, wohnte in Hannover, Cellerstr. 21.
Als rassisch Verfolgter kurz zuvor verurteilt, wurde Trammer am 29. November 1938 in das Zuchthaus Hameln eingeliefert. 1939 kam er in das Zuchthaus Celle, kehrte aber nach einem Monat wieder nach Hameln zurück, um im hiesigen Zuchthaus bis zum Ablauf seiner Strafzeit einzusitzen
Am Tage seiner Entlassung, dem 12. Juli 1941, holte ihn die Polizei Hameln ab und hielt ihn für mehr als drei Monate im Gerichtsgefängnis Hameln in „Schutzhaft“. Am 22. Oktober 1941 schließlich wurde Trammer über das Gestapogefängnis Hannover in das KZ Sachsenhausen verschleppt. Dort kam er nach einem Monat, am 25. November 1941 um.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Gestapogefängnis-Ghetto-KZ

Trösken, Wilhelm

wurde am 25. April 1871 in Dorsfeld im Kreis Dortmund geboren. Der kaufmännische Angestellte wohnte in Gütersloh, Feuerbornstr. 16.
Seit 1943 in Haft und am 21. Januar 1944 nach „Kriegssonderstrafrecht“ verurteilt, wurde Trösken am 2. Februar 1944 in das Zuchthaus Hameln verlegt.
Wilhelm Trösken starb am 24. März 1945 im Zuchthaus und wurde auf dem Friedhof Wehl ohne Sarg in einem doppelt belegten Grab bestattet (Feld C I/118).

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Hameln

Tschabulas, Jonas

Litauer, wurde am 20. Oktober 1901 in Jutgaicin (?) Litauen geboren. Er war verheiratet und hatte zwei Kinder. Zuletzt war er in Hamburg vermutlich als Zwangsarbeiter im Einsatz.
Seit Anfang 1944 in Untersuchungshaft, wurde Jonas Tschabulas am 4. Mai 1944 vom Sondergericht Hamburg nach Kriegssonderstrafrecht wegen „Verbrechens gegen die Volksschädlingsverordnung“ zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt und am 17. Mai zur Strafverbüßung nach Hameln verlegt.
Jonas Tschabulas kam in das Zuchthaus-Außenlager Holzen zum „verschärften“ Arbeitseinsatz. Die dort erlittenen Strapazen dürften ihn gesundheitlich geschwächt haben.
Jonas Tschabulas musste am Todesmarsch der Lagerinsassen von Holzen zum Zuchthaus Bützow-Dreibergen teilnehmen, der am 4. April 1945 in Halle an der Saale Halt machte und am 6. April das Zuchthaus in Coswig an der Elbe erreichte.
Als der Marsch am 8. April entlang der Elbe nach Osten weiterging, blieben Jonas Tschabulas und mehrere seiner Leidensgenossen in Coswig, weil sie nicht mehr marschfähig waren.
Jonas Tschabulas starb wenige Tage später, am 12. April 1945, im Zuchthaus Coswig.
Sein Leichnam wurde verbrannt und die Urne auf dem Zuchthausgelände in Grab Nr. 95 beigesetzt.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Von Holzen nach Bützow-Dreibergen

Tumbowski, Max

wurde am 7. Mai 1909 in Neubrandenburg geboren. Der Buchhalter, der jüdischen Glaubens war, wohnte in Dresden, Alaunstr. 8.
Als rassisch Verfolgter seit 1939 in Haft, wurde er zusammen mit anderen jüdischen Gefangenen am 4. September 1940 aus dem Zuchthaus Celle in das Zuchthaus Hameln verlegt. In dem Celler Außenlager Mulmshorn hatten diese Männer Hunger und schwere Misshandlungen zu erleiden.
Kurz vor seiner Entlassung teilte die Oberstaatsanwaltschaft Dresden der Zuchthausverwaltung mit, dass die Gestapo Dresden „gebeten" habe, Tumbowsky „nach Strafverbüßung mittels Sammeltransports in das Polizeigefangenenhaus Dresden rückführen zu lassen."
So wurde er am Tag seiner Entlassung, dem 1. April 1941, von der Polizei Hameln abgeholt und zur „Schutzhaft" in das Gerichtsgefängnis Hameln verbracht, um einen Tag später „auf Transport" in das Gestapogefängnis Dresden gesetzt zu werden. Tumbowsky kam ein Jahr später, am 21. April 1942, im KZ Sachsenhausen ums Leben.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Gestapogefängnis-Ghetto-KZ