Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
2. Die Opfer unter den Gefangenen des Zuchthauses Hameln
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van Raaij, Jacobus
Niederländer, wurde am 6. Dezember 1923 in Voorst/Gelderland geboren. Der Molkereiarbeiter wohnte in Voorst. Zuletzt war er vermutlich als Zwangsarbeiter in Vörden im Kreis Bersenbrück im Einsatz.
Seit 1943 aufgrund einer Verurteilung nach „Kriegssonderstrafrecht“ (wegen Abhörens ausländischer Sender) in Zuchthaushaft, wurde Jacobus van Raaij am 13. Januar 1944 in das Zuchthaus Hameln verlegt.
Er starb im Alter von 20 Jahren am 15. April 1944 im Zuchthaus und wurde auf dem Friedhof Wehl bestattet (F I/48).
Jacobus van Raaij wurde am 23. Oktober 1951 auf den niederländischen Nationalfriedhof Loenen umgebettet (laut Auskunft seiner Familie vom Oktober 2020).
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Hameln
van Ries, Joseph
wurde am 30. Mai 1887 in Neunkirchen im Kreis Ottweiler geboren. Der Zugschaffner wohnte in Essen, Eickenscheidtertor 182.
Vermutlich schon seit längerem in Haft, wurde van Ries am 24. November 1944 wohl mit einem Sammeltransport in das Zuchthaus Hameln verlegt, möglicherweise im Zuge der Räumung frontnaher Strafanstalten im Westen.
Seine gesundheitliche Verfassung war bei seiner Ankunft so schlecht, dass er als nicht geeignet für einen Arbeitseinsatz im Zuchthaus-Außenlager Holzen eingestuft wurde.
Joseph van Ries starb am 9. März 1945 im Zuchthaus und wurde auf dem Friedhof Wehl ohne Sarg bestattet (Feld C I/63).
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Hameln
van Waes, Edmond
Belgier, wurde am 8. März 1892 in Gent-Ledeberg geboren. Der Schneider wohnte in Gent, Korte Dagsteig 23.
Als Widerstandskämpfer bei „Nacht und Nebel“ vermutlich 1942 verhaftet und zunächst im deutschen Wehrmachtsgefängnis Gent festgehalten, wurde Edmond van Waes heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Bochum verschleppt.
Am 22. Mai 1943 kam Edmond van Waes mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen in das Zuchthaus Hameln. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Die Justiz lieferte Edmond van Waes früher als andere NN-Gefangene, am 26. Juni 1943, an die Gestapo aus, die ihn von Hameln in das wegen der sehr hohen Todesrate besonders berüchtigte KZ Natzweiler-Struthof im Elsaß verschleppte.
Dort wurde Edmond van Waes umgebracht. Der Zeitpunkt seines Todes ist nicht bekannt.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Gestapogefängnis-Ghetto-KZ
van Wynendaele, Josef
Belgier, wurde am 28. September 1912 in Molenbeek bei Brüssel geboren. Der Tapezierer wohnte in Anderlecht bei Brüssel, 60 Rue Evert.
1943 verhaftet und von einem Kriegsgericht in Brüssel verurteilt, kam van Wynendaele im Zuge der Räumung frontnaher Strafanstalten im Westen mit einem vielköpfigen Sammeltransport aus dem Zuchthaus Rheinbach bei Bonn am 16. September 1944 in das Zuchthaus Hameln.
Josef van Wynendaele starb nach der Befreiung am 31. Juli 1945 im UNRRA-Hospital 'Jugendherberge' in Hameln und wurde auf dem 'alten Kriegsgefangenenfriedhof' am Rande des Friedhofs Wehl bestattet (KGF B 21a).
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Hameln
Vanhulle, Joseph (Josephus),
Vanhulle, Joseph
Belgier, wurde am 1. Februar 1903 in Gent geboren. Der Ingenieur wohnte in Gent, rue de Meulestede 61. Er war verheiratet und hatte vier Kinder.
Joseph Vanhulle war Mitglied einer kleineren Widerstandsgruppe, der „O.M.B.R“ (franz.: „Organisation Militair Belge de Résistance“). Er beteiligte sich an der Verbreitung illegaler Zeitungen („La Libre Belqique“, „Vrij“) und betrieb Spionage für die Alliierten. Die Geheime Feldpolizei nahm ihn am 2. Juli 1942 bei „Nacht und Nebel“ fest und brachte ihn in das zentrale deutsche Wehrmachtsgefängnis Brüssel-St. Gilles.
Nach über einem Jahr wurde Joseph Vanhulle am 25. August 1943 heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Essen verschleppt. Möglicherweise verurteilte ihn das Sondergericht Essen zu einer empfindlichen Strafe.
Joseph Vanhulle gehörte zu einem Sammeltransport von zehn NN-Gefangenen, der am 8. September 1943 in Hameln eintraf. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 29. April 1944 wurde Joseph Vanhulle zusammen mit knapp 70 Belgiern und Franzosen des genannten Transports in das von alliierten Bomben nicht bedrohte Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien weiterverlegt, den zentralen Zielort für NN-Verschleppte seit Frühjahr 1944 und bis zur Deportation in KZs im Herbst 1944.
Mit Räumung dieses Zuchthauses am 30. Oktober 1944 vor der herannahenden Roten Armee wurde Joseph Vanhulle auf einen mörderischen Todesmarsch zum KZ Groß Rosen in Niederschlesien gezwungen, dem Hunderte seiner zumeist belgischen Leidensgenossen zum Opfer fielen.
Als das KZ Anfang Februar 1945 ebenfalls geräumt wurde, musste Joseph Vanhulle einen Todesmarsch Richtung Westen mitmachen, der zum KZ Mittelbau-Dora in Thüringen führte. Diesen überlebte er nicht.
Josephus Vanhulle starb am 22. Februar 1945 im KZ Mittelbau-Dora.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Groß Strehlitz


