Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
 

2.  Die Opfer unter den Gefangenen des Zuchthauses Hameln

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Vervust, Georges

Belgier, wurde am 4. August 1920 in Brüssel geboren. Der Angestellte wohnte in Brüssel-Ixelles, rue Francart 10/12.
Georges Vervust war als Chef einer Brüsseler Widerstandsgruppe an Anschlägen auf deutsche Munitionsdepots und Waffentransporte beteiligt. Am 24. September 1941 nahm ihn die Geheime Feldpolizei fest und sperrte ihn in das zentrale deutsche Wehrmachtsgefängnis Brüssel-St. Gilles.
Am 30. Januar 1942 wurde Georges Vervust heimlich nach Deutschland in das Gestapo-Gefängnis Brauweiler bei Köln verschleppt. Nach mehr als acht Monaten in der Gewalt der Gestapo, am 15. Oktober 1942, kam er – zusammen mit zumindest drei späteren belgischen NN-Gefangenen des Zuchthauses Hameln – in das Gefängnis Bochum.
Noch 1942 verurteilte ihn das Sondergericht Essen in einem Sammelprozess zu einer dreijährigen Freiheitsstrafe.
Insgesamt zählten sieben spätere Hamelner Gefangene zu den Verurteilten, die alle dem Brüsseler Widerstand angehörten. Einschließlich Vervust sollten fünf ihre Gefangenschaft nicht überleben (s. auch Namensartikel Destaercke, Dewael, Eysganck und Spruyt).
Ab 28. Mai 1943 war Georges Vervust Häftling im Strafgefangenenlager Esterwegen, einem der KZ-artigen Moorlager im Emsland.
Georges Vervust wurde am 6. Oktober 1943 – zusammen mit den anderen Verurteilten – in das Zuchthaus Hameln verlegt. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Nach wenigen Monaten wurde Georges Vervust unter anderem mit den genannten Verurteilten in das Strafgefangenenlager Esterwegen zurückverlegt.
Im April 1944 kam Georges Vervust in das zuchthausähnliche „Gefangenenhaus“ Graz. Der Grund für die Verschleppung nach Österreich ließ sich bislang nicht ermitteln.
Schwer erkrankt starb Georges Vervust am 24. Oktober 1944 im „Gefangenenhaus“ Graz.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Weitere

Vierstraete, Jerome

Belgier, wurde am 11. Dezember 1893 in St. Jean bei Ypern in Westflandern geboren. Der Händler wohnte in Ypern, Rijsselstraat 23. Er war verheiratet und hatte sieben Kinder.
Jerome Vierstraete unterstützte seit 1941 die königstreue Widerstandsgruppe „Légion Belge“, eine Vorläuferin der „armée secrète“, der größten, konservativen Widerstandsorganisation Belgiens. Er war an Spionageaktivitäten für Großbritannien beteiligt und an der Verbreitung illegaler Zeitungen. Am 11. April 1942 nahm ihn die Geheime Feldpolizei bei „Nacht und Nebel“ fest und sperrte ihn in das deutsche Wehrmachtsgefängnis Gent.
Vermutlich Anfang 1943 wurde Jerome Vierstraete heimlich nach Deutschland verschleppt, über das Gefängnis Aachen in das Gefängnis Bochum.
Am 22. Mai 1943 kam Jerome Vierstraete mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen aus Bochum in das Zuchthaus Hameln. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 29. April 1944 wurde Jerome Vierstraete zusammen mit knapp 70 Belgiern und Franzosen des genannten Transports in das von alliierten Bomben nicht bedrohte Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien weiterverlegt, den zentralen Zielort für NN-Verschleppte seit Frühjahr 1944 und bis zur Deportation in KZs im Herbst 1944..
Mit Räumung dieses Zuchthauses am 30. Oktober 1944 vor der herannahenden Roten Armee wurde Jerome Vierstraete auf einen mörderischen Todesmarsch zum KZ Groß Rosen in Niederschlesien gezwungen, den er wie Hunderte seiner zumeist belgischen Leidensgenossen nicht lange überlebte.
Jerome Vierstraete starb am 8. Januar 1945 im KZ Groß Rosen.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Groß Strehlitz

Vöge, Heinrich

wurde am 25. April 1878 in Emtinghausen geboren. Der Landarbeiter wohnte in Horstedt/Weser.
Grund und Zeitpunkt seiner Inhaftierung sind nicht bekannt.
Vöge kam am 15. Februar 1945 wohl mit einem vielköpfigen Sammeltransport im Zuge der Räumung frontnaher Strafanstalten im Osten in das Zuchthaus Hameln, vermutlich aus dem Zuchthaus Brandenburg oder einer weiter östlich – so auch im besetzten Polen – gelegenen Strafanstalt. Er gehörte zu den über 40 Teilnehmern, die den Transport nicht lange überlebten.
Heinrich Vöge starb nach der Befreiung am 10. April 1945 im Zuchthaus und wurde am 17. April 1945 auf dem Friedhof Wehl ohne Sarg in einem doppelt belegten Grab bestattet (Feld C I/97).

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Hameln

Vogler, Gustav

wurde am 3. September 1882 in Hamburg geboren. Der Arbeiter wohnte in Berlin, Georgenkirchstr. 21.
Grund und Zeitpunkt seiner Inhaftierung sind nicht bekannt.
Vogler kam im Zuge der Räumung frontnaher Strafanstalten im Osten am 15. Februar 1945 mit einem vielköpfigen Sammeltransport in das Zuchthaus Hameln, vermutlich aus dem Zuchthaus Brandenburg oder einer weiter östlich – so auch im besetzten Polen – gelegenen Strafanstalt. Vogler gehörte zu den über 40 Teilnehmern, die den Transport nicht lange überlebten.
Gustav Vogler starb nach der Befreiung am 10. April 1945 im Zuchthaus und wurde am 17. April 1945 auf dem Friedhof Wehl ohne Sarg in einem doppelt belegten Grab bestattet (Feld C I/125).

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Hameln

Voigt, Alfred

wurde am 19. April 1903 in Vlotho/Weser geboren. Der Musiker wohnte in Bielefeld, Welle 1.
Grund und Zeitpunkt seiner Inhaftierung sind nicht bekannt.
Voigt wurde am 11. Oktober 1944 in das Zuchthaus Hameln verlegt, vermutlich mit einem Sammeltransport aus dem Gefängnis Hannover, dem Gefangene aus dem geräumten Zuchthaus Rheinbach bei Bonn angehörten.
Alfred Voigt starb am 4. April 1945 im Zuchthaus und wurde am 17. April 1945 auf dem Friedhof Wehl ohne Sarg in einem doppelt belegten Grab bestattet (Feld C I/99).

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Hameln