Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
 

2.  Die Opfer unter den Gefangenen des Zuchthauses Hameln

     Todesorte 2

2.4  Nach der Verschleppung aus dem Zuchthaus Hameln in andere Strafanstalten

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Hoogeweys, Maurice

Belgier, wurde am 5. November 1895 in Zeveneeken geboren. Der Bauer wohnte in Zele, Konterstr. 10.
Als Widerstandskämpfer und Mitglied der „Belgischen Freiwilligen Legion“ in Ostflandern bei „Nacht und Nebel“ verhaftet und heimlich nach Deutschland verschleppt, kam Maurice Hoogeweys in einer Gruppe von 13 belgischen NN-Gefangenen über das Strafgefängnis Vechta am 15. September 1943 in das Zuchthaus Hameln.
Der Berliner „Volksgerichtshof“ verurteilte Hoogeweys und 20 andere belgische NN-Gefangene aus Hameln zwischen dem 20. und 22. Oktober wegen „Feindbegünstigung“ und teils wegen „Freischärlerei“ zum Tode.
Anschließend nach Hameln zurückverlegt, wurden die 21 Männer am 9. November 1943 zur Hinrichtung in das Zuchthaus Brandenburg gebracht.
Maurice Hoogeweys war einer von fünf Männern, die als erste am 15. November 1943 mit dem Fallbeil getötet wurden.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Brandenburg

Hubert, Joseph

Belgier, wurde am 11. Juli 1893 in Boncelles bei Lüttich geboren. Der Tischler wohnte in Esnaux, Provinz Lüttich, rue Foxhalle 3. Er war verheiratet und hatte einen erwachsenen Sohn.
Wegen Beherbergung von Widerstandskämpfern und anderen besatzerfeindlichen Aktivitäten wurde Joseph Hubert am 23. Juli 1942 von der deutschen „Sicherheitspolizei“ (SiPo-SD) bei „Nacht und Nebel“ verhaftet und in das deutsche Wehrmachtsgefängnis Lüttich gesperrt, sodann – am 27. Oktober 1942 – in das zentrale deutsche Wehrmachtsgefängnis Brüssel-St. Gilles.
Aus St. Gilles wurde Joseph Hubert heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Aachen verschleppt und bald weiter in das Gefängnis Bochum.
Am 22. Mai 1943 kam Joseph Hubert mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen in das Zuchthaus Hameln. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Aus dieser Zeit, vom 30. Dezember 1943, datiert eine Sammel-Anklage des Sondergerichts Essen gegen Joseph Hubert und weitere NN-Gefangene. Ein Urteil ist allerdings nicht überliefert.
Am 26. Januar 1944 wurde Joseph Hubert in das Strafgefangenenlager Esterwegen, eines der KZ-artigen Moorlager im Emsland, verschleppt.
Damit teilte er das Schicksal von mehr als 50 Männern des NN-Transportes vom 22. Mai 1943, die zumeist Anfang 1944 von Hameln nach Esterwegen kamen.
Später lieferte die Justiz Joseph Hubert an die Gestapo aus, die ihn in das KZ Sachsenhausen deportierte. Ob er aus Esterwegen direkt in dieses KZ kam oder auf Umwegen, ist nicht bekannt.
Möglicherweise wurde er im April 1944 wie viele NN-Gefangene aus Esterwegen zunächst auf Transport in das Zuchthaus Sonnenburg/Neumark in Ostbrandenburg gesetzt. Dort saßen zwischen 1942 und 1945 über 1500 NN-Gefangene strikt isoliert ein und mussten überharte, für viele zum Tod führende Zwangsarbeit leisten.
Als die deutsche Justiz die NN-Gefangenen im Herbst 1944 an die Gestapo auslieferte und die Rote Armee näher rückte, könnte Roger Bayez mit vielen anderen Sonnenburger Häftlingen in das KZ Sachsenhausen verschleppt worden sein.
Joseph Hubert starb im März 1945 im KZ Sachsenhausen.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Esterwegen

Hurwitz, Schmerl

Litauer, wurde am 17. Juli 1889 in Radoilliskis geboren. Der Uhrmacher, der jüdischen Glaubens war, wohnte in Berlin, Rosenthalerstr. 40.
Am 20. März 1941 wegen „Devisenvergehens“ zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe verurteilt, verbrachte Schmerl Hurwitz die ersten neun Monate seiner Gefangenschaft im Zuchthaus Brandenburg.
Am 17. Dezember 1941 kam Hurwitz mit einem 25köpfigen Sammeltransport, darunter acht Männer jüdischen Glaubens, in das Zuchthaus Hameln.
Nach knapp einem Jahr, am 13. November 1942, wurde Hurwitz mit zwölf ehemaligen Brandenburg-Häftlingen jüdischen Glaubens in das Zuchthaus Celle weiterverlegt. Die Gruppe sollte 1943 der Gestapo ausgeliefert und nach Auschwitz oder ein anderes KZ verschleppt werden.
Schmerl Hurwitz starb am 21. April 1943 im Zuchthaus-Lazarett Celle, kurz vor seinem „Umzug“ nach Auschwitz, so die zynische Sprachregelung der Zuchthausverwaltung.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Celle

Jacob, Leon

Belgier, wurde am 9. April 1920 in Moerzeke bei Dendermonde geboren. Der Maler wohnte in Moerzeke, Omergangstr. 1.
Als Widerstandskämpfer und Mitglied der „Belgischen Freiwilligen Legion“ in Ostflandern bei „Nacht und Nebel“ verhaftet und heimlich nach Deutschland verschleppt, kam Leon Jacob in einer Gruppe von 13 belgischen NN-Gefangenen über das Strafgefängnis Vechta am 15. September 1943 in das Zuchthaus Hameln.
Der Berliner „Volksgerichtshof“ verurteilte Leon Jacob und 20 andere belgische NN-Gefangene aus Hameln zwischen dem 20. und 22. Oktober wegen „Feindbegünstigung“ und teils wegen „Freischärlerei“ zum Tode.
Anschließend nach Hameln zurückverlegt, wurden die 21 Männer am 9. November 1943 zur Hinrichtung in das Zuchthaus Brandenburg gebracht.
Leon Jacob war einer von fünf Männern, die als erste am 15. November 1943 mit dem Fallbeil getötet wurden.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Brandenburg

Jacobs, Camille

Belgier, wurde am 2. Juli 1917 geboren (in Welkenraedt?). Der Dreher wohnte in Welkenraedt, nördlich von Eupen, rue de Dison 60.
Camille Jacobs gehörte dem Widerstand in den belgischen Grenzgemeinden an, die 1940 zusammen mit Eupen-Malmedy von NS-Deutschland annektiert wurden. Die Gestapo Eupen verhaftete ihn am 1. August 1942 bei „Nacht und Nebel“ in Aachen und sperrte ihn in das Gefängnis Aachen.
Camille Jacobs scheint zu einer größeren Gruppe von Angeklagten gehört zu haben, die um die Jahreswende 1942/43 vor dem (auswärts tagenden?) Berliner „Volksgerichtshof“ stand. Näheres ist nicht bekannt. Die Tatvorwürfe müssen aber gravierend gewesen sein, denn das höchste NS-Gericht zog nur „schwere Fälle“ der NN-Verfahren an sich.
Um den 1. April 1943 soll Camille Jacobs Häftling des Untersuchungsgefängnisses Bochum gewesen sein.
Am 22. Mai 1943 kam Camille Jacobs mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen in das Zuchthaus Hameln. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 29. April 1944 wurde Camille Jacobs zusammen mit knapp 70 Belgiern und Franzosen des genannten Transports in das von alliierten Bomben nicht bedrohte Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien weiterverlegt, den zentralen Zielort für NN-Verschleppte seit Frühjahr 1944 und bis zur Deportation in KZs im Herbst 1944.
Mit Räumung dieses Zuchthauses am 30. Oktober 1944 vor der herannahenden Roten Armee wurde Camille Jacobs auf einen mörderischen Todesmarsch zum KZ Groß Rosen in Niederschlesien gezwungen, dem Hunderte seiner zumeist belgischen Leidensgenossen zum Opfer fielen. Als das KZ Anfang Februar 1945 ebenfalls geräumt wurde, musste Camille Jacobs einen Todesmarsch zum KZ Mittelbau-Dora in Thüringen mitmachen, den er nicht überlebte.
Camille Jacobs starb am 17. Februar 1945 im KZ Mittelbau-Dora.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Groß Strehlitz