Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
 

2.  Die Opfer unter den Gefangenen des Zuchthauses Hameln

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Büsselberg, Heinrich

wurde am 4. Mai 1882 in Bruchhausen/Weser geboren. Der Schlosser wohnte in Wilhelmshaven, Oldrogestr. 3a.
Im Februar 1943 in Haft genommen und am 6. Juli 1943 nach „Kriegssonderstrafrecht“ verurteilt, wurde Büsselberg am 28. Juli 1943 in das Zuchthaus Hameln verlegt.
Heinrich Büsselberg starb nach der Befreiung am 27. April 1945 im Zuchthaus. Er gehörte zu den 27 Toten deutscher Nationalität, die im April und Mai 1945 vorläufig auf dem Zuchthausgelände begraben wurden. Heinrich Büsselberg wurde gegen Ende Mai (oder bereits am 30. April) auf den Friedhof Wehl ohne Sarg in ein doppelt belegtes Grab umgebettet (Feld C I/49).

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Hameln

Buys, Jozef

Belgier, wurde am 25. Januar 1895 in Aalst, Ostflandern, geboren. Der Kaufmann wohnte in Aalst, Sint-Janstr. 10. Er war verheiratet und hatte zwei Kinder.
Jozef Buys war Mitglied der Widerstandsgruppe „B.V.L.“ (niederl.: „Bevrijdingsleger“/„Belgisch Vrijwilligerslegioen“; franz.: „A.L.“ = „armée de la libération“).
Die Geheime Feldpolizei verhaftete ihn am 12. Oktober 1942 bei „Nacht und Nebel“ und lieferte ihn zunächst in das deutsche Wehrmachtsgefängnis Gent ein.
Vermutlich um die Jahreswende 1942/43 wurde Jozef Buys heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Bochum verschleppt.
Am 22. Mai 1943 kam Jozef Buys mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen in das Zuchthaus Hameln. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 29. April 1944 wurde Jozef Buys zusammen mit knapp 70 Belgiern und Franzosen des genannten Transports in das nicht von alliierten Bomben bedrohte Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien weiterverlegt, den zentralen Zielort für NN-Verschleppte seit Frühjahr 1944 und bis zur Deportation in KZs im Herbst 1944.
Mit Räumung dieses Zuchthauses am 30. Oktober 1944 vor der herannahenden Roten Armee wurde Jozef Buys auf einen mörderischen Todesmarsch zum KZ Groß Rosen in Niederschlesien gezwungen, den er wie Hunderte seiner zumeist belgischen Leidensgenossen nicht überlebte.
Jozef Buys starb am 20. November 1944 im KZ Groß Rosen.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Groß Strehlitz

Cahn, Fritz

wurde am 23. April 1908 in Bochum geboren. Der Metzger, der jüdischen Glaubens war, wohnte in Bochum, Moltke-Markt 29.
Cahn war seit 1938 in Haft und 1939 erstmals für drei Monate im Zuchthaus Hameln. Zusammen mit anderen jüdischen Gefangenen wurde er am 7. August 1940 aus dem Zuchthaus Celle in das Zuchthaus Hameln verlegt. In den Celler Außenlagern Mulmshorn oder Lührsbockel hatten diese Männer Hunger und schwere Misshandlungen zu erleiden.
Mit Ablauf seiner Strafe am 19. Februar 1942 nahm die Polizei Hameln Cahn fest und lieferte ihn als „Schutzhäftling“ in das Gerichtsgefängnis Hameln ein, um ihn drei Tage später der Gestapo Dortmund zu übergeben. Cahn kam anschließend in das KZ Buchenwald, wo er wenige Monate später ums Leben kam. Über seinen Tod gibt es zwei widersprüchliche Angaben. Nach der einen wurde er im April 1942 „auf der Flucht erschossen“; nach der anderen starb er am 3. August 1942 an einer Lungenentzündung.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Gestapogefängnis-Ghetto-KZ

Calle, Edouard

Belgier, wurde am 19. Januar 1911 in St. Amandsberg geboren. Der Gastwirt wohnte in Lokeren, Markt 33.
Als Widerstandskämpfer am 26. September 1942 bei „Nacht und Nebel“ verhaftet und zunächst im Gefängnis von Gent festgehalten, wurde Edouard Calle am 24. März 1943 als NN-Gefangener heimlich nach Deutschland in das Untersuchungsgefängnis Bochum verschleppt.
Edouard Calle gehörte einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen aus dem Gefängnis Bochum an, der am 22. Mai 1943 im Zuchthaus Hameln eintraf.
Der „Volksgerichtshof“ Berlin verurteilte Calle in einem Massenprozess gegen Widerstandskämpfer am 21. Oktober 1943 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu einer hohen Freiheitsstrafe.
Gemeinsam mit drei im selben Prozess verurteilten Belgiern wurde Eduard Calle am 26. Januar 1944 in das Zuchthaus Sonnenburg/Neumark in Ostbrandenburg verlegt.
Eduard Calle starb vermutlich im August 1944 im Zuchthaus Sonnenburg.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Sonnenburg

Callevaert, Louis

Franzose, wurde am 13. April 1900 in Tourcing bei Roubaix, nahe der belgischen Grenze, geboren. Der Monteur wohnte in Tourcing, Rue de Houmpline 176.
Als Widerstandskämpfer 1942 bei „Nacht und Nebel“ verhaftet, wurde Louis Callevaert vermutlich 1943 heimlich nach Deutschland in das Untersuchungsgefängnis Bochum verschleppt.
Am 22. Mai 1943 kam Louis Callevaert mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen aus dem Gefängnis Bochum in das Zuchthaus Hameln.
Am 29. April 1944 wurde Louis Callevaert zusammen mit knapp 70 Belgiern und Franzosen des genannten Transports in das Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien weiterverlegt.
Im weiteren Verlauf des Jahres 1944 wurde Louis Callevaert in das KZ Groß Rosen in Niederschlesien verschleppt. Die letzte Nachricht über Callevaert stammt vom Februar 1945 aus dem KZ.
Louis Callevaert ist verschollen; vermutlich ist er im KZ Groß Rosen oder auf einem der Todesmärsche in Richtung Westen umgekommen.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Groß Strehlitz