Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
 

2.  Die Opfer unter den Gefangenen des Zuchthauses Hameln

     Todesorte 2

2.4  Nach der Verschleppung aus dem Zuchthaus Hameln in andere Strafanstalten

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Terwische van Scheltinga, Jacques Johannes Cornelius

Niederländer, wurde am 8. Juli 1922 in Schiedam geboren. Der Kontrolleur wohnte in Weert.
1944 von einem Kriegsgericht als Widerstandskämpfer wegen „Feindbegünstigung“ verurteilt, wurde Jacques Terwische van Scheltinga nach Deutschland gebracht.
Er kam im Zuge der Räumung frontnaher Strafanstalten im Westen mit einem vielköpfigen Sammeltransport aus dem Zuchthaus Remscheid-Lüttringhausen, darunter 50 Niederländern, am 2. November 1944 in das Zuchthaus Hameln.
Am 18. Januar 1945 wurde Jacques Terwische van Scheltinga über Hannover in das Zuchthaus Celle verlegt, vermutlich mit einem knapp 20köpfigen Transport vor allem vormaliger Celler Häftlinge.
Jacques Terwische van Scheltinga starb am 11. April 1945 im Zuchthaus-Lazarett Celle und wurde vermutlich auf dem zuchthauseigenen Friedhof begraben.
1947 befand sich sein Grab auf dem Waldfriedhof Celle; vermutlich wurde Jacques Terwische van Scheltinga in diesem Jahr dorthin umgebettet.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Celle

Thiers, Ernest

Belgier, wurde am 1. Mai 1884 in Lüttich geboren. Der Filmhersteller wohnte in Brüssel, rue Francois Gaz 296.
Als Widerstandskämpfer vermutlich 1942 bei „Nacht und Nebel“ verhaftet und zunächst wohl in einem deutschen Wehrmachtsgefängnis in Belgien festgehalten, wurde Ernest Thiers heimlich nach Deutschland verschleppt, vermutlich Anfang 1943 in das Gefängnis Bochum.Vermutlich verurteilte ihn das Sondergericht Essen umgehend zu einer Freiheitsstrafe.
Am 22. Mai 1943 kam Ernest Thiers mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen aus dem Gefängnis Bochum in das Zuchthaus Hameln. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Nach knapp drei Wochen, am 9. Juni 1943, wurde Ernest Thiers in die Strafanstalt Berlin-Tegel verlegt. In dieses Gefängnis kamen NN-Gefangene, die bereits zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden waren.
Später war Ernest Thiers Insasse des KZ Dachau. Wie lange er in Berlin war und welche Stationen der Gefangenschaft er vor dem KZ Dachau womöglich noch hatte durchleiden müssen, ist nicht bekannt.
Ernest Thiers starb im KZ Dachau. Das Todesdatum ist nicht bekannt.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Weitere

Tilman, Robert

Belgier, wurde am 4. Mai 1904 in Rivière geboren. Der Beamte wohnte in Brüssel-Schaerbeek, rue des Páquerettes 11. Er war verheiratet und hatte zwei Kinder.
Robert Tilman war als Mitglied einer Brüsseler Widerstandsgruppe an Aktionen gegen die deutsche Besatzung beteiligt. Am 16. November 1941 nahm ihn die Geheime Feldpolizei in Brüssel-Wavre offenbar zusammen mit Gustave Mallit (s. dessen Namensartikel) fest und sperrte ihn in das zentrale deutsche Wehrmachtsgefängnis Brüssel-St. Gilles.
Am 22. Januar 1942 wurde Robert Tilman heimlich nach Deutschland in das Gestapo-Gefängnis Brauweiler bei Köln verschleppt. Nach neun Monaten in der Gewalt der Gestapo gehörte er am 15. Oktober 1942 zu einem Transport belgischer NN-Gefangener in das Gefängnis Bochum, ebenso wie zumindest drei spätere Gefangene des Zuchthauses Hameln.
Am 22. Mai 1943 kam Robert Tilman mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen in das Zuchthaus Hameln. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 19. Januar 1944 wurde Robert Tilman in das Strafgefangenenlager Esterwegen weiterverlegt (wie auch Gustave Mallit).
Über 50 Mann des genannten NN-Transportes nach Hameln vom 22. Mai 1943 kamen zumeist Anfang 1944 von Hameln nach Esterwegen bzw. ins Emsland, während knapp 70 Mann dieses Transportes im April 1944 in das oberschlesische Zuchthaus Groß Strehlitz gebracht wurden.
Robert Tilman wurde am 15. März 1944 (oder am 6. Mai) wie viele NN-Gefangene aus Esterwegen in das von alliierten Bomben nicht bedrohte Zuchthaus Groß Strehlitz deportiert, den zentralen Zielort für NN-Verschleppte seit Frühjahr 1944 und bis zur Deportation in KZs im Herbst 1944.
Am 30. Oktober 1944 wurde Robert Tilman auf einen mörderischen Todesmarsch zum KZ Groß Rosen in Niederschlesien gezwungen, dem Hunderte seiner zumeist belgischen Leidensgenossen zum Opfer fielen. Als das KZ bis Anfang Februar 1945 ebenfalls geräumt wurde, musste Robert Tilman einen der Todesmärsche der KZ-Insassen in Richtung Westen mitmachen. Über Neubrandenburg erreichte er schließlich das KZ Ravensbrück.
Robert Tilman starb im Februar 1945 im KZ Ravensbrück, sicherlich an den Folgen der erlittenen Strapazen.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Groß Strehlitz

Toutin, Raoul

Belgier, wurde am 23. November 1920 in Gilly bei Charleroi geboren. Der Eisenbahner wohnte in Gilly.
Als Widerstandskämpfer vermutlich 1942 bei „Nacht und Nebel“ verhaftet und zunächst in den Gefängnissen von Charleroi und St. Gilles festgehalten, wurde Raoul Toutin heimlich nach Deutschland in das Untersuchungsgefängnis Bochum verschleppt.
Am 22. Mai 1943 kam Toutin mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen aus Bochum in das Zuchthaus Hameln.
Drei Monate später, am 18. August, wurde Raoul Toutin mit zwei anderen Eisenbahnern aus Charleroi, Marcel Creusiaux und Francois Levens, in das Strafgefangenenlager Esterwegen, eines der KZ-artigen Moorlager der Justiz im Emsland, gebracht, um vom dort tagenden Berliner „Volksgerichtshof“ wegen Feindbegünstigung zum Tode verurteilt zu werden.
Am 16. September 1943 wurde Raoul Toutin zusammen mit den Todeskandidaten Creusiaux und Levens in das Gefängnis Dortmund überstellt, in dem sich eine Hinrichtungsstätte befand.
Dort wurde Raoul Toutin am 18. Oktober 1943 mit dem Fallbeil getötet.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Dortmund

van Acker, Alfred

Belgier, wurde am 1. August 1889 in Lokeren geboren. Der Postbeamte wohnte in Lokeren, Graendreef 144.
Als Widerstandskämpfer am 28. September 1942 in Lokeren bei „Nacht und Nebel“ verhaftet und zunächst im Gefängnis von Gent festgehalten, wurde Alfred van Acker am 24. März 1943 als NN-Gefangener heimlich nach Deutschland in das Untersuchungsgefängnis Bochum verschleppt und anschließend für mehrere Monate in das Strafgefangenenlager Esterwegen, eines der KZ-artigen Moorlager im Emsland.
Von dort kam Alfred van Acker über das Strafgefängnis Vechta zusammen mit zwei anderen belgischen NN-Gefangenen am 15. September 1943 in das Zuchthaus Hameln.
Der „Volksgerichtshof“ Berlin verurteilte van Acker in einem Massenprozess gegen Widerstandskämpfer am 21. Oktober 1943 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu einer hohen Freiheitsstrafe.
Gemeinsam mit drei in diesem Prozess Verurteilten wurde Alfred van Acker am 26. Januar 1944 auf Transport in das Zuchthaus Sonnenburg/Neumark in Ostbrandenburg gesetzt. Offenbar erreichte er dieses Ziel wegen einer Krankheit nicht, denn am 5. Juni 1944 befand er sich im Krankenhaus Magdeburg-Altstadt. Hier oder im Zuchthaus Sonnenburg starb Alfred van Acker Ende 1944.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Sonnenburg