Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
2. Die Opfer unter den Gefangenen des Zuchthauses Hameln
Seite 3 von 165 Seiten - 821 Einträge - 834 Opfer
André, Georges
Belgier, wurde am 10. Februar 1914 in Fayt-lez-Manage geboren. Der Elektriker wohnte in Fayt-lez-Manage, rue Trigaux 220.
Als Widerstandskämpfer vermutlich 1942 bei „Nacht und Nebel“ verhaftet und zunächst im Gefängnis von Brüssel-St. Gilles festgehalten, wurde Georges André heimlich nach Deutschland in das Untersuchungsgefängnis Bochum verschleppt.
Am 22. Mai 1943 kam André mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen aus Bochum in das Zuchthaus Hameln.
Nach einem Monat, am 23. Juni 1943, wurde Georges André in das Zuchthaus Rheinbach südlich von Köln gebracht, um vom Berliner „Volksgerichtshof“ wegen Spionage zum Tode verurteilt zu werden.
Am 4. November 1943 wurde Georges André in der Hinrichtungsstätte des Gefängnisses Köln-Klingelpütz mit dem Fallbeil getötet.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Köln
Andres, Ernst
wurde am 11. Januar 1879 in Hohenbüssow geboren. Der Landarbeiter wohnte in Harnekop im Kreis Oberbarnim.
Grund und Zeitpunkt seiner Inhaftierung sind nicht bekannt.
Andres kam im Zuge der Räumung frontnaher Strafanstalten im Osten am 15. Februar 1945 mit einem vielköpfigen Sammeltransport in das Zuchthaus Hameln, vermutlich aus dem Zuchthaus Brandenburg oder einer weiter östlich – so auch im besetzten Polen – gelegenen Strafanstalt. Er gehörte zu den über 40 Teilnehmern, die den Transport nicht lange überlebten.
Ernst Andres starb nach der Befreiung am 28. April 1945 im Zuchthaus. Er gehörte zu den 27 Toten deutscher Nationalität, die im April und Mai 1945 vorläufig auf dem Zuchthausgelände begraben wurden. Ernst Andres wurde gegen Ende Mai (oder bereits am 2. Mai) auf den Friedhof Wehl ohne Sarg in ein doppelt belegtes Grab umgebettet (Feld C I/102).
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Hameln
Androsch, Johann
Österreicher, wurde am 11. Dezember 1893 in Goslaren bei Horn in Niederösterreich geboren. Der frühere Offizier und Ministerialbeamte wohnte in Wien, Waldgasse 29.
1942 von einem Kriegsgericht wegen „Wehrkraftzersetzung“ verurteilt, wurde Androsch am 16. März 1944 in das Zuchthaus Hameln verlegt.
Johann Androsch starb nach längerem Leiden am 15. Januar 1945 im Zuchthaus-Lazarett. Johann Androsch wurde auf dem Friedhof Wehl bestattet (Feld C I/6).
Der Mitgefangene Bernhard Huys, der im Lazarett als Hilfskraft eingesetzt war, schreibt über Androschs letzte Lebensphase im Tbc-Raum des Lazaretts:
„Ich erinnere mich besonders an einen österreichischen Offizier, der Abteilungsleiter im Sozialministerium in Wien gewesen war und hier mit übermenschlichen Anstrengungen gegen seine Krankheit ankämpfte, immer wieder auf bessere Lebensbedingungen drang, dafür immer wieder rohe Abfuhr erlebte und hinfälliger wurde. Ich sehe ihn vor mir, wie er mich morgens beim Kaffeebringen … mit großen Augen anblickte und seine Lippen wie allmorgendlich die Frage formten. ´Was Neues? Ist der Krieg bald vorbei?´ Wenn er noch drei Wochen dauert, sagte er mir dann zum letzten Mal, als ich ihn sah, dann ist es für mich zu spät. Und er hatte recht, er starb, ohne sein geliebtes Wien, seine Frau und Kinder, deren Foto er ständig bei sich versteckt trug, wiedergesehen zu haben.“
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Hameln
Andrzejewski, Friedrich Heinrich
wurde am 28. Juli 1894 in Lehrte geboren. Der Regierungsassistent wohnte in Lehrte, Burgdorferstr. 49.
Seit 1942 in Haft und am 18. Januar 1943 nach „Kriegssonderstrafrecht“ verurteilt, wurde Andrzejewski am 17. Februar 1942 in das Zuchthaus Hameln verlegt.
Andrzejewski starb am 21. September 1944 im Zuchthaus-Lazarett an einem Schädelbasisbruch. Diesen soll er sich bei einem unglücklichen Sturz vom Zuchthaus-Lkw zugezogen haben, als er sich während eines Außeneinsatzes auf dem Rückweg von Bad Pyrmont befand.
Friedrich Andrzejewski dürfte auf dem Friedhof Wehl bestattet worden sein.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Hameln
Ansorge, Arthur
wurde am 9. September 1886 in Spansberg im Kreis Großenhain geboren. Der Buchhalter wohnte in Leipzig, Raustr. 13.
Am 28. Juni 1940 zu einer langjährigen Freiheitsstrafe verurteilt, saß Arthur Ansorge für knapp ein Jahr im Zuchthaus Zwickau ein.
Am 22. Mai 1941 kam er in das Zuchthaus Hameln, und wurde ein Jahr später, am 15. Juni 1942, in das Zuchthaus Celle weiterverlegt.
Arthur Ansorge starb am 12. November 1943 im Zuchthaus Celle.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Celle