Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
2. Die Opfer unter den Gefangenen des Zuchthauses Hameln
Todesorte 2
2.4 Nach der Verschleppung aus dem Zuchthaus Hameln in andere Strafanstalten
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van Horenbeek, Jean
Belgier, wurde am 16. November 1886 in Brüssel-Schaerbeek geboren. Der Gastwirt wohnte in Brüssel-Schaerbeek, rue Cossens 3.
Als Widerstandskämpfer vermutlich 1942 bei „Nacht und Nebel“ verhaftet, dürfte Jean van Horenbeek zunächst in das zentrale deutsche Wehrmachtsgefängnis Brüssel-St. Gilles gesperrt worden sein.
Wohl Anfang 1943 wurde er heimlich nach Deutschland verschleppt, auf direktem Wege oder über Zwischenstationen in das Gefängnis Bochum.
Am 22. Mai 1943 kam Jean van Horenbeek mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen aus dem Gefängnis Bochum in das Zuchthaus Hameln. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 2. Februar 1944 wurde Jean van Horenbeck in das Strafgefangenenlager Esterwegen, eines der KZ-artigen Moorlager im Emsland, verschleppt.
Jean van Horenbeek starb am 24. März 1944 im Strafgefangenenlager Esterwegen.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Esterwegen
van Impe, Frans
Belgier, wurde am 4. Juni 1910 in Iddergem geboren. Der Metzger wohnte in Denderhoutem, Vondelstr. 80.
Als Widerstandskämpfer und Mitglied einer „deutschfeindliche(n) Geheimorganisation“ in Ostflandern 1942 bei „Nacht und Nebel“ verhaftet und heimlich nach Deutschland verschleppt, kam Frans van Impe in einer Gruppe von 13 belgischen NN-Gefangenen über das Strafgefängnis Vechta am 15. September 1943 in das Zuchthaus Hameln.
Der Berliner „Volksgerichtshof“ verurteilte van Impe und 20 andere belgische NN-Gefangene aus Hameln zwischen dem 20. und 22. Oktober wegen „Feindbegünstigung“ und teils wegen „Freischärlerei“ zum Tode.
Anschließend nach Hameln zurückverlegt, wurden die 21 Männer am 9. November 1943 zur Hinrichtung in das Zuchthaus Brandenburg gebracht.
Frans van Impe war einer von 13 Männern, die am 22. November 1943 mit dem Fallbeil getötet wurden.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Brandenburg
van Nuffel, Edgar Petrus
Belgier, wurde am 20. Februar 1903 in Lebbeke, Ostflandern, geboren. Der Schuhmacher wohnte in Lebbeke, Stationstraat 47b.
Edgar van Nuffel war seit 1. Juni 1941 Mitglied der Widerstandsgruppe „B.V.L.“ (niederl.: „Bevrijdingsleger“ / „Belgisch Vrijwilligerslegioen“; franz.: „A.L.“ = „armée de la libération“). Am 12. Oktober 1942 nahmen Geheime Feldpolizei und „Sicherheitsdienst“ (SD) in einer gemeinsamen nächtlichen Aktion Edgar van Nuffel „bei Nacht und Nebel“ in seiner Wohnung fest und sperrten ihn zunächst in das deutsche Wehrmachtsgefängnis Gent.
Nach mehr als fünf Monaten, am 23. März 1943, wurde er heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Bochum verschleppt.
Am 22. Mai 1943 kam van Nuffel mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen aus Bochum in das Zuchthaus Hameln. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 29. April 1944 wurde Edgar van Nuffel zusammen mit knapp 70 Belgiern und Franzosen des genannten Transports in das von alliierten Bomben nicht bedrohte Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien weiterverlegt, den zentralen Zielort für NN-Verschleppte seit Frühjahr 1944 und bis zur Deportation in KZs im Herbst 1944.
Mit Räumung dieses Zuchthauses am 30. Oktober 1944 vor der herannahenden Ostfront wurde van Nuffel auf einen mörderischen Todesmarsch zum KZ Groß Rosen in Niederschlesien gezwungen, den er wie Hunderte seiner zumeist belgischen Leidensgenossen nicht lange überlebte.
Edgar van Nuffel starb am 7. Dezember 1944 im KZ Groß Rosen.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Groß Strehlitz
Vanhulle, Joseph (Josephus),
Vanhulle, Joseph
Belgier, wurde am 1. Februar 1903 in Gent geboren. Der Ingenieur wohnte in Gent, rue de Meulestede 61. Er war verheiratet und hatte vier Kinder.
Joseph Vanhulle war Mitglied einer kleineren Widerstandsgruppe, der „O.M.B.R“ (franz.: „Organisation Militair Belge de Résistance“). Er beteiligte sich an der Verbreitung illegaler Zeitungen („La Libre Belqique“, „Vrij“) und betrieb Spionage für die Alliierten. Die Geheime Feldpolizei nahm ihn am 2. Juli 1942 bei „Nacht und Nebel“ fest und brachte ihn in das zentrale deutsche Wehrmachtsgefängnis Brüssel-St. Gilles.
Nach über einem Jahr wurde Joseph Vanhulle am 25. August 1943 heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Essen verschleppt. Möglicherweise verurteilte ihn das Sondergericht Essen zu einer empfindlichen Strafe.
Joseph Vanhulle gehörte zu einem Sammeltransport von zehn NN-Gefangenen, der am 8. September 1943 in Hameln eintraf. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 29. April 1944 wurde Joseph Vanhulle zusammen mit knapp 70 Belgiern und Franzosen des genannten Transports in das von alliierten Bomben nicht bedrohte Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien weiterverlegt, den zentralen Zielort für NN-Verschleppte seit Frühjahr 1944 und bis zur Deportation in KZs im Herbst 1944.
Mit Räumung dieses Zuchthauses am 30. Oktober 1944 vor der herannahenden Roten Armee wurde Joseph Vanhulle auf einen mörderischen Todesmarsch zum KZ Groß Rosen in Niederschlesien gezwungen, dem Hunderte seiner zumeist belgischen Leidensgenossen zum Opfer fielen.
Als das KZ Anfang Februar 1945 ebenfalls geräumt wurde, musste Joseph Vanhulle einen Todesmarsch Richtung Westen mitmachen, der zum KZ Mittelbau-Dora in Thüringen führte. Diesen überlebte er nicht.
Josephus Vanhulle starb am 22. Februar 1945 im KZ Mittelbau-Dora.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Groß Strehlitz
Vanryckeghem, Oskar
Belgier, wurde am 11. Februar 1901 in Koekelare bei Diksmuide geboren. Der Landarbeiter war zwischenzeitlich in Berlin-Lichterfelde, Bollestr. 135, im Arbeitseinsatz.
Als Widerstandskämpfer 1941 oder 1942 bei „Nacht und Nebel“ verhaftet, wurde Oskar Vanryckeghem am 30. Juli 1942 als NN-Gefangener heimlich nach Deutschland in das Untersuchungsgefängnis Bochum verschleppt. Das Sondergericht Essen verurteilte ihn am 17. Dezember 1942 wegen „verbotenen Waffenbesitzes“ zu einer hohen Freiheitsstrafe.
Zusammen mit vielen anderen kurz zuvor verurteilten Belgiern und Franzosen kam Oskar Vanryckeghem Anfang 1943 aus dem Gefängnis Bochum in das Zuchthaus Hameln.
Mit einem Sammeltransport von 80 vor allem belgischen Widerstandskämpfern wurde Vanryckeghem am 19./20. Mai 1943 in das Zuchthaus Sonnenburg/Neumark in Ostbrandenburg verlegt.
Vermutlich seit November 1944 war Vanryckeghem Häftling im KZ Sachsenhausen und wohl im Außenlager Heinkel-Flugzeugwerke in Oranienburg im Arbeitseinsatz.
Oskar Vanryckeghem starb am 17. April 1945 im Außenlager Heinkel-Flugzeugwerke des KZ Sachsenhausen.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Sonnenburg