Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
2. Die Opfer unter den Gefangenen des Zuchthauses Hameln
Todesorte 2
2.4 Nach der Verschleppung aus dem Zuchthaus Hameln in andere Strafanstalten
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Verbeeck, Joseph
Belgier, wurde am 17. April 1890 in Willebroek bei Mechelen in Flandern geboren. Der Polizeibeamte wohnte in Willebroeck, Overwinningstraat 162. Er war verheiratet und hatte vier Kinder.
Als Widerstandskämpfer im Frühjahr 1942 verhaftet und zunächst vermutlich in einem deutschen Wehrmachtsgefängnis in Belgien festgehalten, wurde Joseph Verbeeck vor November 1942 heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Wuppertal verschleppt.
Das Sondergericht Essen verurteilte ihn am 30. November 1942 wegen verbotenen Waffenbesitzes zu drei Jahren Zuchthaus.
Zur „Strafverbüßung“ wurde Joseph Verbeeck aus dem Gefängnis Wuppertal am 13. Januar 1943 in das Zuchthaus Hameln überstellt. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Mit einem Sammeltransport von 80 vor allem belgischen Widerstandskämpfern wurde Joseph Verbeeck am 19./20. Mai 1943 in das Zuchthaus Sonnenburg/Neumark in Ostbrandenburg überführt. Dort saßen zwischen 1942 und 1945 über 1500 NN-Gefangene strikt isoliert ein und mussten überharte, für viele zum Tod führende Zwangsarbeit leisten.
Joseph Verbeeck starb am 24. Februar 1944 (oder 1. März 1944) im Zuchthaus Sonnenburg und wurde mit der Grab-Nr. 603 beerdigt.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Sonnenburg
Vermaesen, Jozef
Belgier, wurde am 16. Juli 1922 in Malderen geboren, gelegen in Flämisch-Brabant zwischen Antwerpen und Brüssel. Der Schüler wohnte in Malderen, Dorp 26.
Jozef Vermaesen war Mitglied einer regionalen Widerstandsgruppe, der „Schwarzen Hand“ (niederl.: „Zwarte Hand“ / franz.: “La Main Noire”). Diese entwickelte schon kurz nach der Okkupation, seit August 1940, im Raum Antwerpen-Brüssel vielfältige Aktivitäten, die von dem Anbringen von Wandinschriften und Verteilen von Flugblättern gegen die NS-Besatzung bis hin zu kleineren Sabotageaktionen und Spionage für die Alliierten reichten. Im Herbst 1941 konnte die Besatzungsmacht die Gruppe zerschlagen und viele Mitglieder verhaften, ermöglicht teils durch Verrat, teils durch Aussagen, die durch Folter erzwungen worden waren.
Jozef Vermaesen war unter anderem an der Verbreitung von besatzerfeindlichen Flugschriften beteiligt. Er wurde am 27. Oktober 1941 festgenommen und vermutlich über das zentrale deutsche Wehrmachtsgefängnis Brüssel-St. Gilles – zusammen mit Jozef Maris, Hendrik Spiessens sowie Frans und Hendrik Jozef van Beneden (s. deren Namensartikel) und weiteren Mitgliedern der Gruppe – heimlich nach Deutschland in das Untersuchungsgefängnis Wuppertal verschleppt.
Vor dem vor Ort tagenden „Volksgerichtshof“ Berlin kam es zu einem Massenprozess gegen die „Schwarze Hand“. Dieses höchste NS-Gericht zog nur „schwere Fälle“ der NN-Verfahren an sich. Es verurteilte Jozef Vermaesen am 15. Januar 1943 wegen „Zuwiderhandlung gegen Verbote der Besatzungsmacht“ zu sieben Jahren Zuchthaus.
Während führende „Schwarze Hand“-Mitglieder in das Strafgefangenenlager Esterwegen kamen und dort ermordet wurden, gehörten Jozef Vermaesen und acht weitere Mitglieder zu einer Gruppe von 20 verurteilten NN-Gefangenen aus Wuppertal, die am 17. und 24. Februar 1943 im Zuchthaus Hameln eintraf. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Drei Monate später, am 19./20. Mai 1943, wurden Jozef Vermaesen und die anderen Gruppenmitglieder in einem Sammeltransport von 80 vor allem belgischen Widerstandskämpfern in das Zuchthaus Sonnenburg/Neumark in Ostbrandenburg überführt. Dort saßen zwischen 1942 und 1945 über 1500 NN-Gefangene strikt isoliert ein und mussten überharte, für viele zum Tod führende Zwangsarbeit leisten.
Jozef Vermaesen starb im Mai 1944 im Zuchthaus Sonnenburg an körperlicher Erschöpfung.
Von den „Schwarze Hand“-Mitgliedern im Zuchthaus Hameln kamen die vier namentlich genannten ebenfalls ums Leben, davon zwei in Sonnenburg. Insgesamt sollen knapp zwei Drittel von über 100 verschleppten Mitgliedern ihren Widerstand mit dem Leben bezahlt haben.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Sonnenburg
Versari, Simon
Belgier, wurde am 11. Januar 1917 in Tournai in der wallonischen Provinz Hainaut (Hennegau) geboren. Der Angestellte wohnte in Brüssel, Square Margueritte 12.
Simon Versari wurde als Widerstandskämpfer vermutlich 1942 „bei Nacht und Nebel“ festgenommen und dürfte, da er in Brüssel wohnte, in das zentrale deutsche Wehrmachtsgefängnis Brüssel-St. Gilles eingeliefert worden sein.
Vermutlich um die Jahreswende 1942/43 wurde er heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Bochum verschleppt. Über eine Anklage ist nichts bekannt.
Simon Versari kam am 22. Mai 1943 mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen in das Zuchthaus Hameln. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 29. April 1944 wurde Simon Versari zusammen mit knapp 70 Belgiern und Franzosen des genannten Transports in das von alliierten Bomben nicht bedrohte Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien weiterverlegt, den zentralen Zielort für NN-Verschleppte seit Frühjahr 1944 und bis zur Deportation in KZs im Herbst 1944.
Mit Räumung dieses Zuchthauses am 30. Oktober 1944 vor der herannahenden Roten Armee wurde Simon Versari auf einen mörderischen Todesmarsch zum KZ Groß Rosen in Niederschlesien gezwungen, den er wie Hunderte seiner zumeist belgischen Leidensgenossen nicht überlebte.
Simon Versari starb am 9. Dezember 1944 im KZ Groß Rosen.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Groß Strehlitz
Verstichel, Marcel
Franzose, wurde am 8. Oktober 1921 in Huy geboren. Der Bäcker wohnte in Huy, rue Tonarge 3.
Als Widerstandskämpfer vermutlich 1942 bei „Nacht und Nebel“ verhaftet und zunächst im Gefängnis Namur festgehalten, wurde Marcel Verstichel heimlich nach Deutschland in das Untersuchungsgefängnis Bochum verschleppt.
Am 22. Mai 1943 kam Verstichel mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen aus Bochum in das Zuchthaus Hameln.
Am 2. Februar 1944 wurde Marcel Verstichel in das Strafgefangenenlager Esterwegen, eines der KZ-artigen Moorlager der Justiz im Emsland, gebracht, um vom dort tagenden Sondergericht Essen wegen Sabotage zum Tode verurteilt zu werden.
Über die Strafanstalt Lingen wurde Verstichel in das Gefängnis Dortmund gebracht, in dem sich eine Hinrichtungsstätte befand.
Dort wurde Marcel Verstichel am 26. Mai 1944 mit dem Fallbeil getötet.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Dortmund
Vervaene, Leon Eugen
Belgier, wurde am 20. November 1899 in Mons geboren. Der Büroangestellte wohnte in Cuesmes, Emilie Vanderwellestr. 117.
Als Widerstandskämpfer am 4. April 1942 in Cuesmes bei „Nacht und Nebel“ verhaftet und zunächst im Gefängnis von Mons festgehalten, wurde Leon Vervaene am 7. August 1942 als NN-Gefangener heimlich nach Deutschland in das Untersuchungsgefängnis Bochum verschleppt. Der Berliner „Volksgerichtshof“ verurteilte ihn in einem Massenprozess gegen Widerstandskämpfer am 26. Februar 1943 wegen „Feindbegünstigung“ zu einer hohen Freiheitsstrafe.
Zusammen mit vielen anderen kurz zuvor verurteilten Belgiern und Franzosen wurde Leon Vervaene wenig später aus dem Gefängnis Bochum in das Zuchthaus Hameln verlegt.
Als Angehöriger eines Sammeltransports von 80 vor allem belgischen Widerstandskämpfern traf Vervaene am 19./20. Mai 1943 im Zuchthaus Sonnenburg/Neumark in Ostbrandenburg ein.
Leon Eugen Vervaene starb am 26. Juni 1944 im Zuchthaus Sonnenburg.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Sonnenburg


