Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
2. Die Opfer unter den Gefangenen des Zuchthauses Hameln
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Druet, Jacques
Belgier, wurde am 12. November 1922 in Brüssel-Ixelles geboren. Der Student wohnte in Braine l´Alleud bei Brüssel, rue Odegaicen 64.
Als Widerstandskämpfer am 12. März 1942 in Braine l´Alleud bei „Nacht und Nebel“ verhaftet und zunächst im Gefängnis von Brüssel-St. Gilles festgehalten, wurde Jacques Druet am 28. Juli 1942 als NN-Gefangener heimlich nach Deutschland in das Untersuchungsgefängnis Bochum verschleppt. Das Sondergericht Essen verurteilte ihn am 12. Februar 1943 wegen „verbotenen Waffenbesitzes“ zu einer hohen Freiheitsstrafe.
Zusammen mit vielen anderen kurz zuvor verurteilten Belgiern und Franzosen kam Jacques Druet wenig später aus dem Gefängnis Bochum in das Zuchthaus Hameln.
Mit einem Sammeltransport von 80 westeuropäischen, vor allem belgischen Widerstandskämpfern wurde Druet am 19./20. Mai 1943 in das Zuchthaus Sonnenburg/Neumark in Ostbrandenburg verlegt.
Jacques Druet überlebte diesen Transport nicht lange, er starb am 8. Juni 1943 im Zuchthaus Sonnenburg.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Sonnenburg
Dudelheim, Siegbert
wurde am 19. September 1909 in Lissa in der derzeit preußischen Provinz Posen geboren. Der Handlungsgehilfe, der jüdischen Glaubens war, wohnte in Hamburg, Schulterblatt 82.
Seit 1938 als rassisch Verfolgter in Haft, wurde er zusammen mit anderen jüdischen Gefangenen am 28. August 1940 aus dem Zuchthaus Celle in das Zuchthaus Hameln verlegt. In den Celler Außenlagern Mulmshorn oder Lührsbockel hatten diese Männer Hunger und schwere Misshandlungen zu erleiden. Dudelheim blieb die letzen zwei Jahre seiner Strafzeit in Hameln.
Mit Ablauf seiner Strafe am 6. September 1942 nahm ihn die Polizei Hameln in „Schutzhaft“ und sperrte ihn für drei Tage in das Gerichtsgefängnis Hameln, bis zu seinem Abtransport in das Gestapogefängnis Hamburg-Hütten. Von dort wurde Dudelheim in das KZ Mauthausen verschleppt. Er gilt als verschollen.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Gestapogefängnis-Ghetto-KZ
Dudkowiak, Johann
Pole, wurde am 27. Januar 1916 in Herten im Kreis Recklinghausen geboren. Der Arbeiter mit polnischem Pass wohnte in Herten, Friedrichstr. 12.
Seit 1936 in Haft, wurde er am 20. Juni 1939 in das Zuchthaus Hameln eingeliefert.
Nach Strafverbüßung am 25. Mai 1944 von der Polizei Hameln auf Weisung der Gestapo in das Gerichtsgefängnis Hameln verbracht, kam Dudkowiak am 31. Mai in das Gestapogefängnis Hannover, um am 22. Juli in das KZ Mauthausen verschleppt zu werden. Dudkowiak kam am 4. Februar 1945 im mörderischen Außenlager Gusen ums Leben.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Gestapogefängnis-Ghetto-KZ
Duesberg, André-Marie
Belgier, wurde am 5. August 1902 in Aubel, Provinz Hainaut (Hennegau), geboren. Der Benediktinermönch lebte in der Abtei Maredsous, Gemeinde Anhée-Denée, in der wallonischen Provinz Namur. Als Geistlicher führte er den Namen „Dom Daniel“.
Zugleich Leutnant der belgischen Armee gehörte André Duesberg zu den Offizieren, die nach der Okkupation durch NS-Deutschland 1940 sogleich in den Widerstand gingen, indem sie die königstreue „Légion Belge“ gründeten, einen Vorläufer der „armée secrète“ („A.S.“). Die „geheime Armee“ war die größte, konservative Widerstandsorganisation Belgiens.
Als Chef der „Legion“ in der wallonischen Provinz Hainaut war André Duesberg am Aufbau eines geheimen Nachrichtennetzes im Hainaut maßgeblich beteiligt.
Seine besondere Führungsrolle als Militär und als Geistlicher brachte André Duesberg die Kennzeichnung als „Mönch unter Waffen“ ein (so vorgestellt in der KZ-Gedenkstätte Breendonk/Belgien).
Wohl aufgrund von Verrat wurden André Duesberg und mehrere seiner Mitstreiter am 22. Juni 1942 in der Nähe von Mons verhaftet (einige durchliefen ganz oder teils dieselben Stationen der Gefangenschaft und überlebten nicht, s. Namensartikel Lestarquit, Parent, Wauters und Zavaro).
Die Geheime Feldpolizei brachte André Duesberg noch am selben Tag in das deutsche Wehrmachtsgefängnis in Loos-lez-Lille, auf der französischen Seite der Grenze gelegen, und am 8. August 1942 für ein halbes Jahr in das zentrale deutsche Wehrmachtsgefängnis Brüssel-St. Gilles. Hier war es ihm als katholischem Geistlichem möglich, Andachten abzuhalten.
Aus St. Gilles wurde André Duesberg am 16. Februar 1943 in das KZ Breendonk verschleppt, das einzige KZ auf belgischem Boden, das die deutsche Besatzungsmacht bei Mechelen errichtet hatte. An In diesem größten Schreckensort Belgiens musste er – abgesehen von zwei kurzen Transporten ins Wehrmachtsgefängnis Charleroi – ein halbes Jahr bleiben.
Am 14. August 1943 kam André Duesberg zurück in das Wehrmachtsgefängnis Brüssel-St. Gilles, nur um nach einer Woche, am 21. August 1943, heimlich, „bei Nacht und Nebel“, nach Deutschland in das Gefängnis Essen verschleppt zu werden.
Hier dürfte der Staatsanwalt des vor Ort tagenden „Volksgerichtshofes“ Berlin im Rahmen eines Sammelverfahrens Anklage gegen André Duesberg erhoben haben. Jedoch ist über einen etwaigen Prozess nichts bekannt. Von der Zuständigkeit des höchsten NS-Gerichts, das nur besonders „schwere Fälle“ der NN-Verfahren an sich zog, ist angesichts von Duesbergs führender Position im Widerstand auszugehen.
André Duesberg gehörte zu einem Sammeltransport von zehn NN-Gefangenen, der am 8. September 1943 in Hameln eintraf, unter ihnen auch Louis Lestarquit, Octave Parent, Etienne Wauters und Emile Zavaro.
Wie für NN-Gefangene allgemein angeordnet, hätte André Duesberg in Hameln in strenger Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot sitzen müssen. Trotzdem soll geduldet worden sein, dass ihn – und andere Geistliche – der katholische Gefängnispfarrer seelsorgerisch betreute.
Am 29. April 1944 wurde André Duesberg zusammen mit knapp 70 Belgiern und Franzosen des genannten Transports in das von alliierten Bomben nicht bedrohte Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien weiterverlegt, den zentralen Zielort für NN-Verschleppte seit Frühjahr 1944 und bis zur Deportation in KZs im Herbst 1944.
André Duesberg kam umgehend in das Zuchthaus-Außenlager Blechhammer. Dort musste er Schwerstarbeit wie z. B Zementsäcke schleppen verrichten. Die überharte Arbeit und der unmenschliche Lageralltag schwächten ihn nachdrücklich und ließen ihn erkranken.
Mit Räumung des Zuchthauses und seiner Außenlager vor der herannahenden Roten Armee Ende Oktober 1944 wurde André Duesberg auf einen mörderischen Todesmarsch zum KZ Groß Rosen in Niederschlesien gezwungen, den Hunderte seiner vornehmlich belgischen Leidensgenossen nicht überlebten, darunter er selbst und die vier oben genannten.
André Duesberg starb am 15. November 1944 im KZ Groß Rosen.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Groß Strehlitz
Dumont, Eugène
Belgier, wurde am 16. April 1895 in Haine-St. Pierre in der wallonischen Provinz Hainaut (Hennegau) geboren. Der Gemeindeangestellte wohnte in Brüssel-Uccle, rue du Papenkasteel 21. Er war verheiratet und hatte drei Kinder.
Die Geheime Feldpolizei nahm Eugène Dumont am 11. August 1942 „bei Nacht und Nebel“ unter dem Vorwurf der Spionage fest und lieferte ihn am 13. August in das zentrale deutsche Wehrmachtsgefängnis Brüssel-St. Gilles ein.
Am 28. August 1942 wurde Eugène Dumont heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Essen verschleppt, womöglich auch für kurze Zeit in das Strafgefangenenlager Esterwegen, ein KZ-artiges Moorlager im Emsland. Das Sondergericht Essen klagte ihn an. Über ein mögliches Urteil ließ sich bislang nichts ermitteln.
Eugène Dumont gehörte zu einem Sammeltransport von zehn NN-Gefangenen, der am 8. September 1943 in Hameln eintraf. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 29. April 1944 wurde Eugène Dumont zusammen mit knapp 70 Belgiern und Franzosen in das von alliierten Bomben nicht bedrohte Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien weiterverlegt, den zentralen Zielort für NN-Verschleppte seit Frühjahr 1944 und bis zur Deportation in KZs im Herbst 1944.
Mit Räumung dieses Zuchthauses am 30. Oktober 1944 vor der herannahenden Roten Armee wurde Eugène Dumont auf einen mörderischen Todesmarsch zum KZ Groß Rosen in Niederschlesien gezwungen, den er wie Hunderte seiner zumeist belgischen Leidensgenossen nicht überlebte.
Eugène Dumont soll Ende 1944 oder Anfang Februar 1945 im KZ Groß Rosen umgekommen sein. Möglicherweise starb er aber an einem anderen, unbekannten Ort.
Gruppenzugehörigkeit: Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Groß Strehlitz


