Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
2. Die Opfer unter den Gefangenen des Zuchthauses Hameln
Todesorte 1 (in Hameln, in Holzen und auf Todesmärschen)
2.3.3 Todesmärsche
Von Hameln über Celle nach Bützow-Dreibergen in Mecklenbur
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Paap, Viktor
wurde am 9. Januar 1900 in Hannover geboren. Der Händler wohnte in Liebenau, Kirchstr. 102.
Paap hatte bereits zwischen 1937 und 1939 im Zuchthaus Hameln eingesessen. Nachdem er 1943 erneut eine mehrjährige Freiheitsstrafe erhalten hatte, wurde er am 8. August 1944 mit einem Sammeltransport von 100 Gefangenen aus dem Celler in das Hamelner Zuchthaus verlegt.
Wie die Mehrzahl der Transportteilnehmer kam Paap unverzüglich in das neu eingerichtete Zuchthaus-Außenlager Holzen zum mörderischen Arbeitseinsatz; diesen überlebten mindestens 36 Mann der Erstbelegung nicht lange. Die erlittenen Strapazen ließen ihn bald erkranken, so dass er als "nicht außenarbeitsfähig" nach Hameln zurückverlegt wurde.
Am 22. Januar 1945 kam Paap zurück in das Zuchthaus Celle.
Viktor Paap starb nach dem Todesmarsch vom Zuchthaus Celle zum Zuchthaus Bützow-Dreibergen am 24. April 1945 in Dreibergen.
Pape, Cornelius
Niederländer, wurde am 28. August 1894 in Amsterdam geboren. Der Bote wohnte in Den Haag, Beetstr. 47. Er war verheiratet und hatte ein Kind.
Cornelius Pape wurde am 18. April 1944 wegen eines „Ordnungsschutzvergehens“ festgenommen und in das „Polizeiliche Durchgangslager“ Amersfoort eingeliefert, das die deutsche „Sicherheitspolizei“ wie ein KZ führte. Von dort brachte ihn die niederländische Polizei am 30. Juni 1944 in das „Deutsche Untersuchungs- und Strafgefängnis Utrecht. Ein deutsches Besatzungsgericht in Nijmegen verurteilte Cornelius Pape am 10. Juli 1944 wegen „deutschfeindlicher Betätigung“ zu eineinhalb Jahren Gefängnis.
Zur „Strafverbüßung“ wurde Cornelius Pape nach Deutschland gebracht. Nach kurzem Zwischenaufenthalt im Gefängnis Kleve kam er am 24. Juli 1944 in das Gefängnis Bochum.
Im Zuge der Räumung frontnaher Strafanstalten im Westen wurde Cornelius Pape am 22. März 1945 mit einem 200köpfigen Sammeltransport, dem überwiegend Ausländer angehörten, aus dem Gefängnis Bochum in das Zuchthaus Hameln gebracht.
Am 27. März 1945, kurz vor der Befreiung Hamelns, wurde Cornelius Pape wiederum per Bahn mit mindestens 150 Männern auf Transport gesetzt. Ziel war das Zuchthaus Celle bzw. das südöstlich von Celle gelegene Zuchthaus-Außenlager Krümme bei Wesendorf im Landkreis Gifhorn. Cornelius Pape gehörte zu der Gruppe, die am 31. März 1945 im Außenlager Krümme eintraf.
Die erneuten Transport-Strapazen überlebte Cornelius Pape nur wenige Tage – er starb am 2. April 1945 an „allgemeiner Körperschwäche“. Cornelius Pape wurde auf dem Friedhof der Gemeinde Wesendorf bestattet.
Stoll, Heinrich
wurde am 6. August 1892 in Offenbach geboren. Der Kaufmann wohnte in Frankfurt/M., Neue Krämerstr. 27.
Er war Untersuchungsgefangener; Grund und Zeitpunkt seiner Inhaftierung sind nicht bekannt.
Stoll wurde im Zuge der Räumung frontnaher Strafanstalten im Osten mit einem Sammeltransport am 8. August 1944 in das Zuchthaus Hameln verlegt. Dieser Transport bestand aus 50 Untersuchungsgefangenen, die vermutlich aus Gefängnissen im okkupierten Polen kamen.
Der Transport wurde nach einer Woche, am 16. August, in das Zuchthaus Celle weiterverlegt.
Heinrich Stoll starb nach dem Todesmarsch vom Zuchthaus Celle zum Zuchthaus Bützow-Dreibergen am 18. Mai 1945 in Dreibergen.
Strauch, Rudolf
wurde am 30. Juli 1895 in Berlin geboren. Der gelernte Kellner, der in verschiedenen Berufen arbeitete, wohnte mit seiner Familie in Berlin-Prenzlauer Berg, Stargarderstr. 18.
Seit den 1920er Jahren war er in der KPD aktiv. 1941 wurde er für die Firma Rheinmetall-Borsig als Metallarbeiter dienstverpflichtet.
Schon 1940 wegen „Arbeitsverweigerung“ zu einer kurzen Gefängnisstrafe verurteilt, wurde Rudolf Strauch am 10. November 1943 als Angehöriger der Widerstands-„Gruppe Mannhart“ verhaftet. Der „Volksgerichtshof“ verurteilte ihn am 25. Juli 1944 zu sieben Jahren Zuchthaus, während andere Mitglieder der Gruppe die Todesstrafe erhielten.
Zur Strafverbüßung in das Zuchthaus Brandenburg eingeliefert, wurde Rudolf Strauch im Zuge der Räumung frontnaher Strafanstalten am 15. Februar 1945 mit einem mörderischen Sammeltransport per Bahn – über 40 Teilnehmer überlebten nicht lange – in das Zuchthaus Hameln gebracht. Aus Hameln erhielt seine Ehefrau im März ein letztes Lebenszeichen.
Am 27. März 1945, kurz vor der Befreiung Hamelns, wurde Rudolf Strauch wiederum per Bahn mit über 100 Männern auf Transport gesetzt. Ziel war das Zuchthaus Celle bzw. das südöstlich von Celle gelegene Zuchthaus-Außenlager Krümme bei Wesendorf im Landkreis Gifhorn. Rudolf Strauch dürfte zu der Gruppe gehört haben, die am 31. März 1945 im Außenlager Krümme eintraf.
Die erneuten Transport-Strapazen überlebte Rudolf Strauch nur wenige Tage – er starb am 3. April 1945 an „allgemeiner Körperschwäche“. Rudolf Strauch wurde auf dem Friedhof der Gemeinde Wesendorf bestattet.
Nach Mitteilung der AG Stolpersteine Berlin-Reinickendorf, der auch die meisten Lebens- und Verfolgungsdaten zu verdanken sind, soll in 2015 für Rudolf Strauch in Berlin ein Stolperstein verlegt werden (Stand Januar 2015).
van der Auwera, Jan August
Belgier, wurde am 11. Oktober 1901 in Mechelen geboren. Der Schlosser wohnte in Mechelen, Elektriciteitstraat 70. Er war verheiratet und hatte zwei Kinder.
August van der Auwera wurde als Mitglied der Widerstandsorganisation „Groep Bayard Lijn K“ am 7. April 1944 verhaftet und von einem deutschen Militärgericht in Antwerpen am 11. Mai 1944 zu fünf Jahren Freiheitsentzug wegen „Störung des inneren Friedens“ verurteilt.
Danach wurde er nach Deutschland deportiert, zunächst vermutlich in das Zuchthaus Bonn, anschließend in das Gefängnis Bochum.
Als im Frühjahr 1945 westdeutsche Haftanstalten wie Bochum vor den heranrückenden Westalliierten geräumt wurden, war August van der Auwera einer von über 60 Belgiern, die mit einem 200köpfigen Gefangenentransport um den 22. März 1945 im Zuchthaus Hameln eintrafen.
Wenige Tage später, am 27. März, gehörte er einem ebenfalls sehr großen „Evakuierungstransport“ an, der während eines mehrtägigen Zwischenaufenthalts in Hannover offenbar ohne Versorgung blieb und geteilt wurde. Der Teil mit August van der Auwera erreichte am 31. März das Zuchthaus Celle.
August van der Auwera erlebte am 12. April 1945 noch die Befreiung des Zuchthauses durch US-Truppen.
Er starb am 18. April 1944 in „Buchelberg“ (Örtlichkeit bislang nicht identifiziert). Die Strapazen der tagelangen Transporte in der drangvollen Enge von Viehwaggons, ohne oder mit völlig unzureichender Versorgung, werden (mit) zu seinem Tod geführt haben.


