Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
 

2.  Die Opfer unter den Gefangenen des Zuchthauses Hameln

     Todesorte 1 (in Hameln, in Holzen und auf Todesmärschen)

2.3.3   Todesmärsche
 
 Von Hameln über Celle nach Bützow-Dreibergen in Mecklenbur

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Vanhuyse, Moritz

Belgier, wurde am 4. Januar 1907 in Mooslede in Westflandern geboren. Er war Tischler, sein Wohnort ist unbekannt.
Zuletzt war er vermutlich als Zwangsarbeiter in Hannover, Essenstr. 9b, im Einsatz.
Seit Anfang 1944 in Haft, wurde Vanhuyse am 26. August 1944 mit einem Transport von 50 Gefangenen aus dem Celler in das Hamelner Zuchthaus verlegt.
Wie die Mehrzahl der Transportteilnehmer kam er unverzüglich in das neu eingerichtete Zuchthaus-Außenlager Holzen zum mörderischen Arbeitseinsatz; diesen überlebten mindestens 36 Mann der Erstbelegung nicht lange. Die erlittenen Strapazen ließen Vanhuyse bald erkranken, so dass er als "nicht außenarbeitsfähig" nach Hameln zurückverlegt wurde.
Vermutlich am 27. März 1945 kehrte Vanhuyse mit einem vielköpfigen Sammeltransort zurück in das Zuchthaus Celle.
Moritz Vanhuyse starb nach dem Todesmarsch vom Zuchthaus Celle zum Zuchthaus Bützow-Dreibergen am 22. April 1945 in Dreibergen.

Wève, Emile

Belgier, wurde am 2. Februar 1886 in Rèves bei Nivelles in Wallonisch-Brabant südlich von Brüssel geboren. Der Elektriker wohnte in Rèves.
Emile Wève wurde wohl Anfang 1944 verhaftet, weil er sich dem von der Besatzungsmacht zwangsweise angeordneten Arbeitseinsatz in Deutschland entzogen hatte. Ein deutsches Militärgericht in Charleroi verurteilte ihn am 23. Mai 1944 zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten.
Vermutlich umgehend wurde Emile Wève nach Deutschland in das Strafgefängnis Bochum deportiert.
Als im Frühjahr 1945 westdeutsche Haftanstalten, darunter die in Bochum, vor den heranrückenden Westalliierten geräumt wurden, war er einer von über 60 Belgiern, die mit einem 200köpfigen Gefangenentransport um den 22. März 1945 im Zuchthaus Hameln eintrafen.
Wenige Tage später, am 27. März, gehörte er einem ebenfalls sehr großen „Evakuierungstransport“ an, der während eines mehrtägigen Zwischenaufenthalts in Hannover offenbar ohne Versorgung blieb und geteilt wurde. Der Teil mit Emile Wève erreichte am 31. März das Zuchthaus Celle.
Emile Wève erlebte am 12. April 1945 noch die Befreiung durch US-Truppen.
Er starb in Celle im Alter von 61 Jahren zu einem unbekannten Zeitpunkt. Die Strapazen der tagelangen Transporte in der drangvollen Enge von Viehwaggons, ohne oder mit völlig unzureichender Versorgung, werden seinen Tod (mit) herbeigeführt haben.