Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
 

2.  Die Opfer unter den Gefangenen des Zuchthauses Hameln

Seite 85 von 165 Seiten - 821 Einträge - 834 Opfer
 

Lenk, Herbert Emil

wurde am 10. Juli 1908 in Annaberg im Erzgebirge geboren. Der Beifahrer wohnte in Annaberg, Wolkensteinerstr. 40.
Seit Mai 1943 in Haft, wurde Lenk am 2. Juli 1943 in das Zuchthaus Hameln verlegt.
Herbert Lenk starb am 15. November 1944 im Zuchthaus und wurde auf dem Friedhof Wehl bestattet (F I/17).

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Hameln

Lenz, Emil Paul

wurde am 18. März 1885 in Wuppertal-Elberfeld geboren. Der Landwirt und Milchhändler wohnte in Wuppertal-Barmen, Schwanenstr. 20.
Grund und Zeitpunkt seiner Inhaftierung sind nicht bekannt.
Lenz kam vermutlich im Zuge der Räumung frontnaher Strafanstalten im Westen mit einem vielköpfigen Sammeltransport aus dem Zuchthaus Remscheid-Lüttringhausen am 2. November 1944 in das Zuchthaus Hameln.
Emil Lenz starb nach der Befreiung am 11. Mai 1945 im Zuchthaus. Er gehörte zu den 27 Toten deutscher Nationalität, die im April und Mai 1945 vorläufig auf dem Zuchthausgelände begraben wurden. Emil Lenz wurde gegen Ende Mai (oder bereits am 14. Mai) auf den Friedhof Wehl ohne Sarg in ein doppelt belegtes Grab umgebettet (Feld C I/129). 1946 ließ ihm seine Familie einen beschrifteten Grabstein setzen.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Hameln

Leopold, Berthold

wurde am 17. Oktober 1879 in Honnef im Rheinland geboren. Der Viehhändler, der jüdischen Glaubens war, wohnte in Gelsenkirchen.
Als Gast auf der Durchreise im damaligen Hamelner Hotel „Calenberger Hof“ in der Deisterstraße abgestiegen, wurde Leopold am 1. April 1933 von der Polizei Hameln in „Schutzhaft“ genommen und – vermutlich wegen Überfüllung des „zuständigen“ Gerichtsgefängnisses Hameln – in das damalige Strafgefängnis Hameln eingeliefert. Am 6. April 1933 holte ihn die Polizei von dort wieder ab, um ihn erneut in Polizeigewahrsam zu nehmen.
Leopolds Schicksal ist im einzelnen nicht bekannt. Seit 1935 gilt er als verschollen.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Gestapogefängnis-Ghetto-KZ

Lestarquit, Louis

Belgier, wurde am 17. November 1906 in Vaulx bei Tournai in der wallonischen Provinz Hainaut (Hennegau) geboren. Der Verwaltungsdirektor und Armee-Offizier wohnte in Tournai, chaussee de Bruxelles 27.
Louis Lestarquit war Mitglied der königstreuen „Légion Belge“, die 1944 in der „armée secrète“, der größten, konservativen Widerstandsorganisation Belgiens, aufging. Wegen seiner Aktivitäten gegen die deutsche Besatzungsmacht wurde er am 22. Juni 1942 am Bahnhof von Mons mit mehreren Mitstreitern aus Tournai „bei Nacht und Nebel“ festgenommen.
Diese durchliefen ganz oder teils dieselben Stationen der Gefangenschaft und überlebten nicht (s. Namensartikel Duesberg, Parent, Wauters und Zavaro).
Die Geheime Feldpolizei brachte Louis Lestarquit gleichentags noch am selben Tag in das deutsche Wehrmachtsgefängnis in Loos-lez-Lille im nahen Frankreich. Über das zentrale Wehrmachtsgefängnis Brüssel-St. Gilles wurde Louis Lestarquit im August 1943 heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Essen verschleppt.
Hier dürfte der Staatsanwalt des vor Ort tagenden „Volksgerichtshofes“ Berlin im Rahmen eines Sammelverfahrens Anklage erhoben haben. Über einen etwaigen Prozess ist jedoch nichts bekannt.
Die Tatvorwürfe müssen gravierend gewesen sein, denn das höchste NS-Gericht zog nur „schwere Fälle“ der NN-Verfahren an sich.
Louis Lestarquit gehörte zu einem Sammeltransport von zehn NN-Gefangenen, der am 8. September 1943 in Hameln eintraf, unter ihnen André Duesberg, Octave Parent, Etienne Wauters und Emile Zavaro, die mit ihm verhaftet und verurteilt worden waren. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 29. April 1944 wurde Louis Lestarquit zusammen mit knapp 70 Belgiern und Franzosen in das von alliierten Bomben nicht bedrohte Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien weiterverlegt, den zentralen Zielort für NN-Verschleppte seit Frühjahr 1944 und bis zur Deportation in KZs im Herbst 1944.
Mit Räumung dieses Zuchthaus am 30. Oktober 1944 vor der herannahenden Roten Armee wurde Louis Lestarquit auf einen mörderischen Todesmarsch zum KZ Groß Rosen in Niederschlesien gezwungen, dem Hunderte seiner vornehmlich belgischen Leidensgenossen zum Opfer fielen, darunter auch die vier oben genannten.
Louis Lestarquit starb am 6. Februar 1945 im KZ Groß Rosen.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Groß Strehlitz

Letonja, Johannes

Slowene, wurde am 25. August 1907 in Dolena im östlichen Slowenien geboren. Der „Besitzer“ (= Landbesitzer?) wohnte in Dolena.
Seit 1939 „lebenslänglich“ in Haft, kam Letonja am 15. Februar 1945 mit einem vielköpfigen Sammeltransport im Zuge der Räumung frontnaher Strafanstalten im Osten in das Zuchthaus Hameln, vermutlich aus dem Zuchthaus Brandenburg oder einer weiter östlich – so auch im besetzten Polen – gelegenen Strafanstalt.
Vermutlich am 27. März 1945 wurde Letonja wiederum mit einem vielköpfigen Sammeltransport in das Zuchthaus Celle weiterverlegt.
Johannes Letonja starb nach dem Todesmarsch vom Zuchthaus Celle zum Zuchthaus Bützow-Dreibergen am 12. Mai 1945 in Bützow im "Lazarett Mittelschule“.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Von Celle nach Bützow-Dreibergen