Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
 

2.  Die Opfer unter den Gefangenen des Zuchthauses Hameln

     Todesorte 1 (in Hameln, in Holzen und auf Todesmärschen)

2.1  Zuchthaus Hameln und andere Todesorte in der Stadt

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Abidinovic, Mohamed

Albaner, wurde am 22. April 1912 in Prizren geboren und wohnte in Prizren. Zuletzt war er als Bäckergeselle in Hannover, Limmerstr. 59, im Einsatz.
1943 nach „Kriegssonderstrafrecht“ verurteilt, wurde Abidinovic am 16. Mai 1944 für die letzten Wochen seiner Strafzeit in das Zuchthaus Hameln verlegt.
Mit Ablauf seiner Zuchthausgefangenschaft am 9. Juli 1944 wurde er von der Polizei Hameln in „Schutzhaft“ genommen und im Gefängnis des Amtsgerichtes festgehalten, vermutlich um ihn an die Gestapo Hannover auszuliefern. Eine schwere Erkrankung dürfte der Grund dafür gewesen sein, dass Abidinovic stattdessen in das Stadtkrankenhaus Hameln gebracht wurde.
Mohamed Abidinovic starb am 5. Oktober 1944 im Stadtkrankenhaus Hameln und wurde auf dem Friedhof Wehl bestattet (F I/13). Mit 16 weiteren zumeist ausländischen Zuchthaus-Toten sowie 23 toten Zwangsarbeitern wurde Mohamed Abidinovic im März 1972 auf Feld F II umgebettet (F II/197) und erhielt einen beschrifteten Grabstein.

Achenbach, Martin

wurde am 9. Mai 1899 in Jesberg im Kreis Fritzlar geboren. Der Landarbeiter wohnte in Siebenhöfen Nr. 6 bei Blomberg/Lippe.
Im Mai 1944 nach „Kriegssonderstrafrecht“ zu einer langjährigen Freiheitsstrafe verurteilt, wurde Martin Achenbach am 8. August 1944 mit einem Sammeltransport von 100 Gefangenen aus dem Celler in das Hamelner Zuchthaus verlegt.
Wie die Mehrzahl der Transportteilnehmer kam Martin Achenbach unverzüglich zum „verschärften“ Arbeitseinsatz in das Zuchthaus-Außenlager Holzen.
Die erlittenen Strapazen ließen Martin Achenbach bald erkranken, so dass er als „nicht außenarbeitsfähig“ nach Hameln zurückverlegt wurde.
Martin Achenbach starb am 20. Dezember 1944 im Zuchthaus und wurde auf dem Friedhof Wehl auf Feld C I vermutlich mit der Grab-Nr. 25 bestattet (Feld C I/25).

Adriaenssens, Constant

Belgier, wurde am 19. Juli 1907 in Gravenwezel geboren und wohnte in Berchem. Zuletzt war er als Güterbodenarbeiter in Kiel, Flintbeckerstr. 43a, im Einsatz.
Im April 1943 nach „Kriegssonderstrafrecht“ verurteilt, wurde Adriaenssens am 12. Mai 1943 in das Zuchthaus Hameln verlegt.
Es war geplant, Adriaenssens nach Ablauf seiner Strafzeit, am 19. Februar 1945 nicht freizulassen, sondern ihn der Polizei Hameln in „Schutzhaft“ zu übergeben, vermutlich um ihn anschließend an die Gestapo Hannover auszuliefern. Eine Gestapohaft führte in der Regel ins KZ.
Eine schwere Erkrankung dürfte der Grund dafür gewesen sein, dass Adriaenssens noch vor Strafablauf in das Stadtkrankenhaus Hameln gebracht wurde.
Constant Adriaenssens starb einen Tag vor dem Ende seiner Gefangenschaft, am 18. Februar 1945, im Stadtkrankenhaus Hameln und dürfte auf dem Friedhof Wehl bestattet worden sein.

Allers, Johannes Hendrikus Karel

Niederländer, wurde am 18. Dezember 1877 in Amsterdam geboren. Der Pensionär und ehemalige Berufssoldat wohnte in Den Haag, De Perponcherstraat 94.
Nach der Okkupation der Niederlande 1940 wurde Johannes Allers mitsamt seiner Familie im Widerstand aktiv, indem in seiner Wohnung ein Funkgerät stationiert wurde, mit dem sein Schwiegersohn heimlich Berichte nach Großbritannien absetzte.
Im Herbst 1940 wurden Johannes Allers, seine Tochter, sein Schwiegersohn und weitere Personen seiner Widerstandsgruppe verhaftet und im Juni 1941 wegen Spionage von einem Kriegsgericht zu teils hohen Freiheitsstrafen verurteilt. Seine Tochter Emmy musste für ein halbes Jahr ins Gefängnis, sein Schwiegersohn erhielt lebenslänglich und Johannes Allers selbst eine zehnjährige Freiheitsstrafe.
Nachdem Johannes Allers zu Beginn seiner Strafzeit das KZ-ähnliche Straflager Brual-Rhede im Emsland erduldet hatte, wurde er am 22. Oktober 1941 in das Zuchthaus Hameln verlegt.
Johannes Allers starb am 12. Oktober 1943 im Zuchthaus-Lazarett und wurde auf dem Friedhof Wehl bestattet (Feld F III/122). Seit seiner Umbettung in den Nachkriegsjahren befindet sich sein Grab auf dem Seelhorster Friedhof in Hannover (19f/C34).
Am 11. Februar 2017 wurde zur Erinnerung an Johannes Allers vor dem Haus De Perponcherstraat 94 ein Stolperstein verlegt.
siehe www.joodserfgoeddenhaag.nl/stolpersteine-struikelstenen-in-den-haag/

Anderson, William August

wurde am 16. März 1908 in Travemünde, Kurgartenstr. 45/46, geboren. Der Dreher wohnte in Lübeck, Brockstr. 15.
1941 nach „Kriegssonderstrafrecht“ verurteilt, wurde Anderson am 10. Juni 1942 in das Zuchthaus Hameln verlegt.
Ende 1944 kam er in das Zuchthaus-Außenlager Holzen zum mörderischen Arbeitseinsatz. Die erlittenen Strapazen ließen ihn bald erkranken, so dass er als 'nicht außenarbeitsfähig' nach Hameln zurückverlegt wurde.
William Anderson starb am 15. Februar 1945 im Zuchthaus und wurde auf dem Friedhof Wehl bestattet (Feld C I/85).