Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
 

2.  Die Opfer unter den Gefangenen des Zuchthauses Hameln

     Todesorte 2

2.4.2  Nach der Verschleppung aus dem Zuchthaus Hameln in andere Strafanstalten -
 Andere Strafanstalten sowie Hinrichtungsstätten
 
 Weitere Strafanstalten

Seite 1 von 1 Seite - 4 Eintrag/Einträge
 

Dorin, Otto

wurde am 2. Oktober 1905 in Gelsenkirchen-Buer im Kreis Recklinghausen geboren. Der Zigarrenhändler wohnte in Bad Oeynhausen, Weststr. 10.
Am 18. Dezember 1936 zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe verurteilt, kam Otto Dorin am 2. Februar 1937 aus dem Gerichtsgefängnis Bielefeld zur Strafverbüßung in das Zuchthaus Hameln.
Anschließend wurde er zur Sicherungsverwahrung in das Zuchthaus Butzbach verlegt.
Otto Dorin starb am 16. Januar 1944 im Zuchthaus Butzbach.

Reiser, Johann Peter

Luxemburger, wurde am 11. August 1904 in Useldingen-Everlingen nordwestlich von Luxemburg-Stadt geboren. Ob der Eisenbahner dort auch wohnte, ist nicht überliefert.
Johann Peter Reiser wurde wegen „verbotenen Rundfunkempfangs“ verhaftet und am 29. September 1943 in das Gefängnis Luxemburg-Grund verschleppt.
Sicherlich verurteilte ihn das deutsche Sondergericht Luxemburg Anfang 1944 zu einer mehrjährigen Zuchthausstrafe.
Zur „Strafverbüßung“ wurde Johann Peter Reiser am 3. März 1944 nach Deutschland in das Zuchthaus Rheinbach bei Bonn verlegt.
Wie viele ausländische politische und andere Gefangene kam Johann Peter Reiser im Zuge der Räumung frontnaher Strafanstalten im Westen mit einem vielköpfigen Sammeltransport aus Rheinbach am 16. September 1944 in das Zuchthaus Hameln.
Nach wenigen Tagen, am 26. September, wurde Johann Peter Reiser zusammen mit 200 zumeist ausländischen Gefangenen auf Transport in das Zuchthaus Bernau in Oberbayern gesetzt.
Während diese Gefangene fast alle im Frühjahr 1945 die Befreiung erlebten, wurde Johann Peter Reiser im Januar 1945 in das KZ Dachau verschleppt.
Johann Peter Reiser starb am 8. Februar 1945 im KZ Dachau.

Thiers, Ernest

Belgier, wurde am 1. Mai 1884 in Lüttich geboren. Der Filmhersteller wohnte in Brüssel, rue Francois Gaz 296.
Als Widerstandskämpfer vermutlich 1942 bei „Nacht und Nebel“ verhaftet und zunächst wohl in einem deutschen Wehrmachtsgefängnis in Belgien festgehalten, wurde Ernest Thiers heimlich nach Deutschland verschleppt, vermutlich Anfang 1943 in das Gefängnis Bochum.Vermutlich verurteilte ihn das Sondergericht Essen umgehend zu einer Freiheitsstrafe.
Am 22. Mai 1943 kam Ernest Thiers mit einem großen Sammeltransport von 150 NN-Gefangenen aus dem Gefängnis Bochum in das Zuchthaus Hameln. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Nach knapp drei Wochen, am 9. Juni 1943, wurde Ernest Thiers in die Strafanstalt Berlin-Tegel verlegt. In dieses Gefängnis kamen NN-Gefangene, die bereits zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden waren.
Später war Ernest Thiers Insasse des KZ Dachau. Wie lange er in Berlin war und welche Stationen der Gefangenschaft er vor dem KZ Dachau womöglich noch hatte durchleiden müssen, ist nicht bekannt.
Ernest Thiers starb im KZ Dachau. Das Todesdatum ist nicht bekannt.

Vervust, Georges

Belgier, wurde am 4. August 1920 in Brüssel geboren. Der Angestellte wohnte in Brüssel-Ixelles, rue Francart 10/12.
Georges Vervust war als Chef einer Brüsseler Widerstandsgruppe an Anschlägen auf deutsche Munitionsdepots und Waffentransporte beteiligt. Am 24. September 1941 nahm ihn die Geheime Feldpolizei fest und sperrte ihn in das zentrale deutsche Wehrmachtsgefängnis Brüssel-St. Gilles.
Am 30. Januar 1942 wurde Georges Vervust heimlich nach Deutschland in das Gestapo-Gefängnis Brauweiler bei Köln verschleppt. Nach mehr als acht Monaten in der Gewalt der Gestapo, am 15. Oktober 1942, kam er – zusammen mit zumindest drei späteren belgischen NN-Gefangenen des Zuchthauses Hameln – in das Gefängnis Bochum.
Noch 1942 verurteilte ihn das Sondergericht Essen in einem Sammelprozess zu einer dreijährigen Freiheitsstrafe.
Insgesamt zählten sieben spätere Hamelner Gefangene zu den Verurteilten, die alle dem Brüsseler Widerstand angehörten. Einschließlich Vervust sollten fünf ihre Gefangenschaft nicht überleben (s. auch Namensartikel Destaercke, Dewael, Eysganck und Spruyt).
Ab 28. Mai 1943 war Georges Vervust Häftling im Strafgefangenenlager Esterwegen, einem der KZ-artigen Moorlager im Emsland.
Georges Vervust wurde am 6. Oktober 1943 – zusammen mit den anderen Verurteilten – in das Zuchthaus Hameln verlegt. Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Nach wenigen Monaten wurde Georges Vervust unter anderem mit den genannten Verurteilten in das Strafgefangenenlager Esterwegen zurückverlegt.
Im April 1944 kam Georges Vervust in das zuchthausähnliche „Gefangenenhaus“ Graz. Der Grund für die Verschleppung nach Österreich ließ sich bislang nicht ermitteln.
Schwer erkrankt starb Georges Vervust am 24. Oktober 1944 im „Gefangenenhaus“ Graz.