Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
 

2.  Die Opfer unter den Gefangenen des Zuchthauses Hameln

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Wanschura, Adolf

wurde am 24. Dezember 1891 in Bremen-Walle geboren. Der Landarbeiter wohnte in Hannover, Osterstr. 46.
Seit 1943 in Haft, wurde Adolf Wanschura am 8. August 1944 mit einem Sammeltransport von 100 Gefangenen aus dem Celler in das Hamelner Zuchthaus verlegt.
Wie die Mehrzahl der Transportteilnehmer kam er unverzüglich in das neu eingerichtete Zuchthaus-Außenlager Holzen zum mörderischen Arbeitseinsatz; diesen überlebten mindestens 36 Mann der Erstbelegung nicht lange. Die erlittenen Strapazen ließen Adolf Wanschura erkranken, so dass er bald als „nicht außenarbeitsfähig“ nach Hameln zurückverlegt wurde.
Adolf Wanschura starb am 28. Februar 1945 im Zuchthaus und wurde auf dem Friedhof Wehl bestattet (Feld C I/13).

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Hameln

Wasylkiew, Andreas

Ukrainer, wurde am 1. Oktober 1923 in Hujcz bei Lemberg geboren. Der Schuhmacher wohnte in Hujcz. Er war zuletzt in Hannover, Schönwortherstr. 7a, als Zwangsarbeiter im Arbeitseinsatz.
Nach sehr langer Untersuchungshaft am 29. März 1944 nach „Kriegssonderstrafrecht“ zu einem Jahr Zuchthaus verurteilt, wurde Andreas Wasylkiew am 7. April aus dem Untersuchungsgefängnis Hannover in das Zuchthaus Celle gebracht.
Am 10. Mai 1944 kam er zur Verbüßung seiner restlichen Strafzeit in das Zuchthaus Hameln und wurde am 26. Juli 1944 in das neu eingerichtete Zuchthaus-Außenlager Holzen zum mörderischen Arbeitseinsatz verlegt; diesen überlebten mindestens 36 Mann der Erstbelegung nicht lange.
Am Tage seiner Entlassung, dem 28. August, soll er der Polizei Hameln übergeben worden sein, angeblich um ihn an das Arbeitsamt zur Neuvermittlung eines Arbeitsplatzes zu überstellen. Ob es dazu kam oder ob Wasylkiew vielmehr in „Schutzhaft“ genommen wurde, ist nicht bekannt.
Überliefert ist lediglich, dass Andreas Wasylkiew am 11. April 1945, kurz vor der Befreiung, im Zuchthaus-Lazarett Celle starb und auf dem zuchthauseigenen Friedhof begraben wurde.
Am 8. Dezember 1947 wurde Andreas Wasylkiew auf den Celler Waldfriedhof umgebettet (1203/45).

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Celle

Watrice, Marcel

Belgier, wurde am 26. Juni 1920 in Volaines/Sambre geboren. Der Postbeamte wohnte in Bouvignes, rue Cardinal Mecier 81.
Als Widerstandskämpfer am 3. Februar 1942 bei „Nacht und Nebel“ in Bouvignes verhaftet und zunächst in den Gefängnissen von Dinant und Brüssel-St. Gilles festgehalten, wurde Marcel Watrice am 4. Mai 1942 als NN-Gefangener heimlich nach Deutschland in die Untersuchungshaftanstalt Essen verschleppt. Das Sondergericht Essen verurteilte ihn in einem Massenprozess am 17. September 1942 wegen „bolschewistischer Bestrebungen“ zu einer drastischen Freiheitsstrafe.
Gemeinsam mit anderen in dem Prozess verurteilten Belgiern kam Marcel Watrice im Oktober 1942 aus dem Gefängnis Essen in das Zuchthaus Hameln.
Mit einem Sammeltransport von 80 vor allem belgischen Widerstandskämpfern wurde Watrice am 19./20. Mai 1943 in das Zuchthaus Sonnenburg/Neumark in Ostbrandenburg verlegt.
Marcel Watrice starb am 26. Januar 1944 im Zuchthaus Sonnenburg.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Sonnenburg

Wauters, Etienne

Belgier, wurde am 14. Dezember 1906 in Lillois Witterzée bei Nivelles in Wallonisch-Brabant südlich von Brüssel geboren. Der Ingenieur wohnte in Ghlin bei Mons in der Provinz Hainaut (Hennegau), rue de Baudour.
Etienne Wauters war Mitglied der königstreuen Widerstandsgruppe „Légion Belge“, die 1944 in der „armée secrète“, der größten, konservativen Widerstandsorganisation Belgiens, aufging; er wurde am 22. Juni 1942 „bei Nacht und Nebel“ mit mehreren Mitstreitern am Bahnhof von Mons verhaftet.
Diese durchliefen ganz oder teils dieselben Stationen der Gefangenschaft und überlebten nicht (s. Namensartikel Duesberg, Lestarquit, Parent und Zavaro).
Vermutlich wurde Etienne Wouters wie die mit ihm Verhafteten zunächst in deutschen Wehrmachtsgefängnissen in Belgien festgehalten, um zusammen mit diesen im Sommer 1943 heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Essen verschleppt zu werden.
Hier dürfte der Staatsanwalt des vor Ort tagenden „Volksgerichtshofes“ Berlin im Rahmen eines Sammelverfahrens Anklage erhoben haben. Jedoch ist über einen etwaigen Prozess nichts bekannt.
Die Tatvorwürfe müssen gravierend gewesen sein, denn das höchste NS-Gericht zog nur „schwere Fälle“ der NN-Verfahren an sich.
Etienne Wouters gehörte zu einem Sammeltransport von zehn NN-Gefangenen, der am 8. September 1943 in Hameln eintraf, unter ihnen André Duesberg, Louis Lestarquit, Octave Parent und Emile Zavaro.
Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 29. April 1944 wurde Etienne Wouters zusammen mit knapp 70 Belgiern und Franzosen in das derzeit fernab des Bombenkriegs liegende Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien weiterverlegt, den zentralen Zielort für NN-Verschleppte seit Frühjahr 1944 und bis zur Deportation in KZs im Herbst 1944.
Mit Räumung dieses Zuchthaus am 30. Oktober 1944 vor der herannahenden Roten Armee wurde Etienne Wouters auf einen mörderischen Todesmarsch zum KZ Groß Rosen in Niederschlesien gezwungen, dem Hunderte seiner vornehmlich belgischen Leidensgenossen zum Opfer fielen, darunter auch die vier oben genannten.
Etienne Wouters soll im Februar 1945 im KZ Groß Rosen umgekommen sein. Möglicherweise starb er aber an einem anderen unbekannten Todesort.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Groß Strehlitz

Wautier, Honore

Belgier, wurde am 1. Februar 1894 in Marlewetz geboren. Der Grubenarbeiter wohnte in Marlewetz, rue Weuters 43.
Als Widerstandskämpfer am 18. Januar 1942 bei „Nacht und Nebel“ verhaftet und zunächst in den Gefängnissen von Charleroi und Brüssel-St. Gilles festgehalten, wurde Honore Wautier am 7. August 1942 als NN-Gefangener heimlich nach Deutschland in das Untersuchungsgefängnis Bochum und später in das in Essen verschleppt. Das Sondergericht Essen verurteilte ihn am 9. Januar 1943 wegen „bolschewistischer Umtriebe“ zu einer Freiheitsstrafe.
Aus der Untersuchungshaftanstalt Essen kam Honore Wautier am 24. Februar 1943 in das Zuchthaus Hameln.
Mit einem Sammeltransport von 80 vor allem belgischen Widerstandskämpfern wurde Wautier am 19./20. Mai 1943 in das Zuchthaus Sonnenburg/Neumark in Ostbrandenburg verlegt.
Honore Wautier war später Häftling im KZ Sachsenhausen, vermutlich seit November 1944. Von Sachsenhausen führte sein Leidensweg am 26. Februar 1945 weiter in das KZ Mauthausen.
Honore Wautier starb einen Monat später, am 16. März 1945, im Krankenrevier des KZ Mauthausen.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Sonnenburg