Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
 

3.  Die Opfer unter den ausländischen zivilen Zwangsarbeitern
 sowie den Kriegsgefangenen

Seite 128 von 131 Seiten - 655 Einträge - 671 Opfer
 

Wojcik, Wladyslaw

wurde am 11. September 1908 in Kutno geboren. Er musste seit April 1940 in einer Hamelner Kiesgrube arbeiten.
Wojcik wurde nach einem Luftangriff auf das Basberg-Viertel am 7. Juli 1944 zusammen mit dem Russen Jozef Bogdanow verschüttet und wie dieser nur tot geborgen. Wojcik wurde auf dem „alten Kriegsgefangenenfriedhof“ am Rande des Friedhofs Wehl bestattet (Feld KGF B 27). Sein Name und die Lebensdaten stehen – neben anderen – auf einer der Grabstelen, die der Volksbund in den 1950 Jahren errichtet ließ.

Gruppenzugehörigkeit:  Zwangsarbeitende / Polen

Wojcyk, Sigmund

wurde am 15. Februar 1913 geboren. Sein Heimatort ist nicht bekannt. Wojcyk dürfte in oder bei Bad Münder im Arbeitseinsatz gewesen sein.
Wojcyk starb um den 16. Januar 1946 in Bad Münder und wurde am 19. Januar 1946 auf dem örtlichen Friedhof bestattet. Mit der Umbettung Anfang der 1950er Jahre auf die zentrale „Ehrenstätte für Fremdarbeiter und andere Ausländer“ in Bad Münder hat Wojcyk einen beschrifteten Grabstein erhalten.

Gruppenzugehörigkeit:  Zwangsarbeitende / Polen

Wojek (oder Wojnik), Stephan

wurde am 15. September 1943 in Stadthagen geboren. Seine ledige Mutter Anna, eine polnische Zwangsarbeiterin, war als Landarbeiterin in Bad Nenndorf, Erlengrundstr. 13, im Einsatz.
Der Säugling starb am 7. Dezember 1943 im „Ausweichkrankenhaus“ der Kinderheilanstalt Hannover in Nienstedt an „Ernährungsstörung“ und wurde in Nienstedt bestattet.

Gruppenzugehörigkeit:  Zwangsarbeitende / Kinder / Nienstedt

Wojnarowsky, January

wurde am 18. September 1926 in Sarny im Kreis Rowno geboren. Er musste in einer Hamelner Gärtnerei arbeiten.
Wojnarowsky starb 18jährig am 4. Oktober 1944 im Stadtkrankenhaus Hameln an einer Sepsis und an Kreislaufschwäche und wurde auf dem „alten Kriegsgefangenenfriedhof“ am Rande des Friedhofs Wehl bestattet (Feld KGF B 39). Sein Name und die Lebensdaten stehen – neben anderen – auf einer der Grabstelen, die der Volksbund in den 1950er Jahren setzen ließ.

Wiederverlegung eines Grabsteins für den polnischen Zwangsarbeiter January Wojnarowski, verstorben am 4. Oktober 1944

Am 8. Juni diesen Jahres entdeckte Edward Menking, Vorstandsmitglied des Vereins für regionale Kultur- und Zeitgeschichte Hameln e.V., auf dem Friedhof Wehl in einem zur Abfuhr bestimmten Haufen von Grabmälern aufgelassener Gräber des Friedhofes per Zufall eine Platte. Bei näherem Hinschauen stellte sich heraus, dass es sich um die Grabplatte des polnischen Zwangsarbeiters January Wojnarowski, verstorben am 4. Oktober 1944, gehandelt hat.
Wie Edward Menking im Stadtarchiv ermittelte, wurden bei der im Jahre 1963 begonnenen Umgestaltung des Gräberfeldes für die ausländischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter durch den Volksbund für Kriegsgräberfürsorge insgesamt ca. 190 Platten entfernt und durch Sammelinschriften auf mehreren Stelen ersetzt, die dekorativ auf der großen Gräberfläche verteilt wurden.
Dass sich von den ca. 190 Platten die Grabplatte für den polnischen Zwangsarbeiter January Wojnarowski erhalten hat, ist einem weiteren Zufall zu verdanken. Sie ist – mit der Schriftseite nach unten – vermutlich als Trittstein verwendet worden. Als die Familiengrabstätte, auf der sie vermutlich gelegen hat, 2016 abgeräumt wurde, wanderte sie zum Steinschutt.
In den Hamelner Forschungen zur Zwangsarbeit wird January Wojnarowski an zwei Stellen erwähnt:
• im Buch „Ausländische Zwangsarbeit 1939-1945 in Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont“ von Bernhard Gelderblom und Mario Keller-Holte aus dem Jahre 2006 auf Seite 473
sowie
• in der Online-Publikation „Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont“ von Bernhard Gelderblom und Mario Keller-Holte aus dem Jahre 2013 (http://www.geschichte-hameln.de/gedenkbuch).
Über das Leben von January Wojnarowski war nur wenig in Erfahrung zu bringen. Danach wurde er wahrscheinlich am 18. September 1926 in Sarny im Kreis Rowno in der heutigen Ukraine geboren. Deutsche Behörden verschleppten ihn als Jugendlichen zusammen mit seiner Mutter Alexandra Wojnarowska zu einem nicht überlieferten Zeitpunkt zur Zwangsarbeit nach Hameln. January musste in der Hamelner Gärtnerei Schrader (seinerzeit Breiter Weg 5a) arbeiten.
January Wojnarowski starb im Alter von 18 Jahren am 4. Oktober 1944 im Stadtkrankenhaus Hameln. Die Eintragung im Sterbebuch nennt als Todesursache eine Sepsis bzw. Gesichtsphlegmone sowie Kreislaufschwäche. Er wurde auf dem Kriegsgefangenenfriedhof am Rande des Friedhofs Wehl (Feld KGF B 39) am 6. Oktober 1944 durch den römisch-katholischen Pfarrer Hövelmann bestattet.
Die Mitarbeiter des Friedhofsamtes, Herrn Bruns, Frau Vogt, Herrn Marcek und Herr Mitschke, waren sofort dazu zu gewinnen, den Stein erneut zu verlegen. Der Ort, den der Stein nun erhalten hat, entspricht nicht ganz der ursprünglichen Grablage. Auf dem Feld KGF B 39 liegen – dekorativ verteilt – Grabplatten der russischen und serbischen Kriegsgefangenen des Ersten Weltkriegs.
Da bei der Beschriftung der Stelen die Eintragung des Namens von January Wojnarowski offenkundig vergessen wurde, erinnert nun der neu verlegte Grabstein an sein kurzes Leben.
Am 11. Oktober 2016 um 11 Uhr wurde in einer kleinen Gedenkzeremonie die Grabplatte von January Wojnarowski wiederverlegt. Bürgermeisterin Ursula Wehrmann, Vertreter der Verwaltung der Stadt Hameln sowie des Vereins für regionale Kultur- und Zeitgeschichte e.V. waren anwesend.

Gruppenzugehörigkeit:  Zwangsarbeitende / Polen

Wowsja, Walja

wurde am 20. Mai 1943 in Hameln geboren, vermutlich im „Ostarbeiterlager“ Kuhbrückenstraße. Ihre Mutter Nina stammte aus Drewjiwka im Gebiet Kirowograd in der Ukraine und musste in der Rüstungsfabrik Domag arbeiten.
Das Kind starb am 1. September 1944 im „Ostarbeiterlager“ im Alter von einem Jahr an Darmkatarrh und Herzschwäche und wurde auf dem „alten Kriegsgefangenenfriedhof“ am Rande des Friedhofs Wehl bestattet (Feld KGF B 34). Ihr Name und die Lebensdaten stehen – neben anderen – auf einer der Grabstelen, die der Volksbund in den 1950er Jahren setzen ließ.

Gruppenzugehörigkeit:  Zwangsarbeitende / Kinder / Hameln-Pyrmont