Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
 

 
 
Kratzenstein, Siegmund, Dr.

wurde am 3. Juni 1876 in Höringhausen, Kreis Frankenberg, geboren. Im Jahre 1904 heiratete Siegmund die Niederländerin Sara Sabina Elze. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor; Leon Elias, Margot, verheiratete Altmann, und Ernst.
Margot und Ernst gelang die Flucht aus Deutschland, Leon Elias wurde deportiert.
Nach dem Abitur in Korbach studierte Siegmund Kratzenstein Medizin in Göttingen, Marburg und Straßburg. Am jüdischen Krankenhaus in Köln lernte er seine spätere Frau kennen. 1903 kamen die beiden nach Hameln. Siegmund Kratzenstein eröffnete hier eine Praxis als praktischer Arzt. Im Ersten Weltkrieg diente er als Stabsarzt im Reservelazarett und später in einem Kriegsgefangenenlager in Hameln. Im Dritten Reich wurde dem Arzt zunächst die Kassenzulassung entzogen, schließlich traf ihn ein allgemeines Behandlungsverbot. Eine geplante Auswanderung misslang.
Am 9. November 1938 wurde die Praxis von Dr. Kratzenstein verwüstet, er selbst vor die brennende Synagoge geführt. Die Hamelner Polizei nahm ihn zusammen anderen jüdischen Männern in „Schutzhaft“ und sperrte ihn in das Gefängnis des Amtsgerichts. Anderntags wurde er in das Gestapo-Gefängnis Hannover verschleppt und anschließend in das Konzentrationslager Buchenwald. Der totkranke Mann wurde am 25. November 1938 aus den KZ nach Hameln entlassen.
Dr. Siegmund Kratzenstein starb mit 62 Jahren am 28. November 1938 in seiner Wohnung Kastanienwall 3 infolge der Misshandlungen, die er im Konzentrationslager Buchenwald erlitten hatte. Er wurde auf dem Hamelner jüdischen Friedhof begraben.

Gruppenzugehörigkeit:  Juden / Hameln