Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
 

 
 
Wauters, Etienne

Belgier, wurde am 14. Dezember 1906 in Lillois Witterzée bei Nivelles in Wallonisch-Brabant südlich von Brüssel geboren. Der Ingenieur wohnte in Ghlin bei Mons in der Provinz Hainaut (Hennegau), rue de Baudour.
Etienne Wauters war Mitglied der königstreuen Widerstandsgruppe „Légion Belge“, die 1944 in der „armée secrète“, der größten, konservativen Widerstandsorganisation Belgiens, aufging; er wurde am 22. Juni 1942 „bei Nacht und Nebel“ mit mehreren Mitstreitern am Bahnhof von Mons verhaftet.
Diese durchliefen ganz oder teils dieselben Stationen der Gefangenschaft und überlebten nicht (s. Namensartikel Duesberg, Lestarquit, Parent und Zavaro).
Vermutlich wurde Etienne Wouters wie die mit ihm Verhafteten zunächst in deutschen Wehrmachtsgefängnissen in Belgien festgehalten, um zusammen mit diesen im Sommer 1943 heimlich nach Deutschland in das Gefängnis Essen verschleppt zu werden.
Hier dürfte der Staatsanwalt des vor Ort tagenden „Volksgerichtshofes“ Berlin im Rahmen eines Sammelverfahrens Anklage erhoben haben. Jedoch ist über einen etwaigen Prozess nichts bekannt.
Die Tatvorwürfe müssen gravierend gewesen sein, denn das höchste NS-Gericht zog nur „schwere Fälle“ der NN-Verfahren an sich.
Etienne Wouters gehörte zu einem Sammeltransport von zehn NN-Gefangenen, der am 8. September 1943 in Hameln eintraf, unter ihnen André Duesberg, Louis Lestarquit, Octave Parent und Emile Zavaro.
Für NN-Gefangene bestand auch in Hameln eine strenge Isolationshaft mit Informations- und Kontaktverbot.
Am 29. April 1944 wurde Etienne Wouters zusammen mit knapp 70 Belgiern und Franzosen in das derzeit fernab des Bombenkriegs liegende Zuchthaus Groß Strehlitz in Oberschlesien weiterverlegt, den zentralen Zielort für NN-Verschleppte seit Frühjahr 1944 und bis zur Deportation in KZs im Herbst 1944.
Mit Räumung dieses Zuchthaus am 30. Oktober 1944 vor der herannahenden Roten Armee wurde Etienne Wouters auf einen mörderischen Todesmarsch zum KZ Groß Rosen in Niederschlesien gezwungen, dem Hunderte seiner vornehmlich belgischen Leidensgenossen zum Opfer fielen, darunter auch die vier oben genannten.
Etienne Wouters soll im Februar 1945 im KZ Groß Rosen umgekommen sein. Möglicherweise starb er aber an einem anderen unbekannten Todesort.

Gruppenzugehörigkeit:  Zuchthausgefangene / Strafanstalten / Groß Strehlitz