Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
 

Einführung zu den Opfergruppen
 

Kapitel 2

Die Opfer unter den Gefangenen des Zuchthauses Hameln

Todesorte 3: Nach der Auslieferung an die Gestapo und
 
Verschleppung in Gestapogefängnisse, KZs und Ghettos

Bislang ließen sich unter den mehr als 9600 Hamelner Gefangenen der Jahre 1933-1945 mehr als 500 ermitteln, welche die Zuchthausverwaltung nach Strafverbüßung zwecks Übergabe an die Gestapo an die Hamelner Polizei auslieferte. Bis zum Abtransport aus Hameln wurden die Männer, die oftmals erst bei „Entlassung“ von ihrem Schicksal erfuhren, im Amtsgerichtsgefängnis festgehalten. Die Justiz in Gestalt der Hamelner Zuchthausverwaltung, die durch negative Entlassungsgutachten die Gestapo oftmals erst auf den Plan rief, ist für das Schicksal dieser Männer mit verantwortlich.

Nach dem gegenwärtigen Forschungsstand (Januar 2016) lässt sich das Schicksal von knapp der Hälfte der Männer, die der Gestapo übergeben wurden, weiter verfolgen.

Nachweislich 208 frühere Gefangene des Zuchthauses Hameln – vor allem Juden, „Politische“, Homosexuelle und Ausländer – befanden sich in den Händen der Gestapo, in einem KZ oder Ghetto, als sie ums Leben kamen. Es ist anzunehmen, dass die Zahl der Ermordeten deutlich höher liegt.

Die größte Gruppe bilden 76 jüdische Häftlinge, die – oftmals mit der Zwischenstation Zuchthaus Celle – in unterschiedlichen Ghettos und KZs zu Tode kamen.

Zwölf Männer kamen in Gefangenschaft der Gestapo Hannover ums Leben. Darunter waren neun niederländische NN-Gefangene, die kurz vor Kriegsende im „Arbeitserziehungslager“ Lahde, einem nördlich von Minden gelegenen KZ-ähnlichen Lager der Gestapo Hannover, ermordet wurden.

Unter den 208 Toten waren 50 politische Häftlinge, darunter nachweislich 18 KPD- und fünf SPD-Mitglieder. Drei der SPD-Männer gehörten der hannoverschen „Sozialistischen Front“ (SF) an. Da ein weiteres Mitglied der SF im Zuchthaus Brandenburg umkam, war das Zuchthaus Hameln für insgesamt vier SF-Mitglieder eine Zwischenstation auf dem Weg in den Tod. Vier „Politische“ kamen als Soldaten der SS-Sondereinheit Dirlewanger ums Leben, nachdem sie im KZ für diese berüchtigte SS-Truppe zwangsrekrutiert worden waren.

Auch einige „Kriegstäter“, welche die Gestapo ins KZ verschleppt hatte, gehören zu den Toten.
 

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