Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
 

Einführung zu den Opfergruppen
 

Kapitel 3

Die Opfer unter den ausländischen zivilen Zwangsarbeitern sowie den Kriegsgefangenen

Die Opfer unter den Kindern

Besonders bedrückend ist das Schicksal der Kinder und ihrer Eltern. Viele Kinder und Kleinkinder wurden zusammen mit ihren Eltern nach Deutschland verschleppt. Noch größer jedoch dürfte die Zahl der Kinder gewesen sein, die von – vielfach ledigen – Müttern in Deutschland geboren wurden.

Das Leid, das den Kindern und ihren Eltern aus den katastrophalen Lebensbedingungen erwuchs, lässt sich kaum ermessen.

Offiziell wurden aus Polen und der Sowjetunion Kinder ab 14 Jahren – auch ohne Eltern – zur Arbeit nach Deutschland geschafft. Sie hatten ähnlich lange Arbeitszeiten wie die Erwachsenen, weil der gesetzliche Jugendschutz für die von den NS-Rassisten als minderwertig betrachteten „Fremdvölkischen“ außer Kraft gesetzt war. Für jüngere Kinder galt auf dem Papier eine Begrenzung auf maximal vier Stunden leichter Arbeit. In der Realität mussten aber auch sie wesentlich länger arbeiten, besonders in der Landwirtschaft.

Über 800 ganz überwiegend polnische, ukrainische und russische Kinder lassen sich namentlich dokumentieren. Angesichts ausgesprochen lückenhafter Quellen dürfte ihre Gesamtzahl bei weit über 1000 gelegen haben. Damit war jeder zehnte Zwangsarbeiter Hameln-Pyrmonts jünger als 14 Jahre.

234 Kinder – also etwa jedes fünfte Kind – überlebten die Zeit in Hameln-Pyrmont nicht. Der Anteil der Kinder an der Gesamtzahl der Toten (672) liegt bei mehr als einem Drittel. Kinder und Säuglinge hatten den katastrophalen Bedingungen in den Lagern und „Heimen“ (siehe unten) bei weitem nicht gewachsen, so dass sie schneller als Erwachsene und in großer Zahl starben.

Als eine besondere Gruppe erfahren die 234 gestorbenen Kinder (bis 14 Jahre) eine zusammenhängende, von den Erwachsenen getrennte Darstellung. Dabei werden zwei besondere Todesorte, das „Ausweichkrankenhaus“ des Kinderkrankenhauses („Kinderheilanstalt“) Hannover in Nienstedt mit 107 und das „Fremdvölkische Kinderheim“ in Hemeringen mit zwölf toten Kindern, gesondert aufgeführt.
 

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