Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft
in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont
 

Einführung zu den Opfergruppen
 

Kapitel 3

Die Opfer unter den ausländischen zivilen Zwangsarbeitern sowie den Kriegsgefangenen

Die Opfer unter den Kindern

Kinderlager Hemeringen

Im Landkreis Hameln-Pyrmont wurde im Juli 1944 in einer Baracke in Hemeringen, in der zuvor sowjetische Kriegsgefangene untergebracht waren, das sogenannte „Fremdvölkische Kinderheim“ eingerichtet.

„Kinderheim“ war eine beschönigende Bezeichnung für rassistisches Handeln; denn tatsächlich handelte es sich um ein Lager, in dem Kleinkinder slawischer („fremdvölkischer“) Herkunft auf primitivstem, menschenverachtendem Niveau verwahrt wurden. Sie waren ihren Müttern gegen ihren Willen weggenommen worden, um die Arbeitskraft der Frauen voll nutzen zu können.

Das Kinderlager Hemeringen bestand bis April 1945. Für diese neun Monate sind 26 Kinder und Säuglinge als Lagerinsassen bezeugt: ein Mädchen von vier Jahren, sechs etwa einjährige Kleinkinder sowie 19 Säuglinge und Neugeborene. 18 Kinder waren polnischer und acht russischer oder ukrainischer Herkunft. Die meisten Kinder waren zum Zeitpunkt ihrer Unterbringung zwischen zwei und vier Monate alt.

Zwölf der 26 Kinder, acht polnische und vier russische bzw. ukrainische, haben das Lager nicht überlebt. Vier von ihnen starben wenige Tage nach ihrer Verlegung ins Hamelner Krankenhaus. Die meisten Todesfälle (8) wurden in den Monaten August bis Oktober 1944 registriert, als im Lager – Zufall oder nicht – nur eine Pflegekraft für die Kinder zuständig war.
Angesichts einer Sterblichkeit von fast 50 Prozent war das Hemeringer Kinderlager – wie viele andere in Deutschland – ein Todeslager.

Die Leichen der Kinder wurden auf dem Gemeindefriedhof in Hemeringen bestattet, die Gräber zu einem nicht bekannten Zeitpunkt, vermutlich nach 25 Jahren Liegezeit, eingeebnet.
 

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