Erster Weltkrieg in Hameln und der Region
Aufsätze
Erinnerung an den Beginn
Von Wilfried Altkrüger
Stadt und Kreis Hameln haben sich nicht nur seit der Jahrhundertwende bei der Vorbereitung auf einen Krieg besonders hervorgetan, sondern waren auch während des Krieges Standort für militärisch wichtige Einrichtungen in der Provinz Hannover.
Sowohl der Kommandierende General des X. Armeekorps Otto von Emmich, der die militärische Jugenderziehung in Hameln durch mehrfache Besuche besonders würdigte, genoss die größte Aufmerksamkeit der hiesigen Spitzen von Politik und Verwaltung, auch der damals ranghöchste Militär, Generalfeldmarschall Colmar Freiherr von der Goltz Pascha, der zur Einweihung des Jungdeutschlandhauses (später: „Goltzhaus“) 1913 zwei Tage in Hameln verbrachte, wurde nahezu staatsmännisch geehrt.

Auszug der Soldaten der Hamelner Garnison nach dem Besuch des
evangelischen Gottesdienstes im Hamelner Münster am 2. August 1914,
wenige Tage vor Kriegsbeginn. Foto: Museum Hameln

Eine frühe Postkarte („Schwere Kämpfe bei Ypern“) zeigt eine Szene der
ersten Flandern-Schlacht von 1914: Ohne Deckung und Schutz voran-
stürmende, fallende und getötete Soldaten, mit Pickelhaube und
Marschgepäck, vor sich Granateneinschläge und lodernde Flammen.

Einweihung des Lagerfriedhofs Am Wehl im Jahre 1917.
Stadtarchiv Hameln
Hamelns Bürgerschaft hatte sich bereitwillig in außerparlamentarischen Agitationsverbänden zusammengeschlossen, die von der Regierung eine expansionistische Außenpolitik forderten und dafür Heer und Kriegsflotte aufzurüsten bereit waren. Diese Aktivitäten gingen einher mit der herausragende Unterstützung der militärischen Jugenderziehung durch die Vertreter von Wirtschaft und Verwaltung in Hameln. Der Jungdeutschlandbund in Hameln hatte gar den Ruf des Vorbildhaften für die militärische Jugenderziehung in Deutschland gewonnen.
Die hiesige Garnison des Infanterie-Regiments 164 und die Ersatzgestellung für vier Infanterie-Regimenter hat Hameln während des Krieges zu einem militärisch bedeutenden Standort werden lassen. Die Errichtung des Sammellagers für Beutegut hat diese Bedeutung noch verstärkt und ist von führenden Vertretern von Wirtschaft, Politik und Verwaltung ebenso als Bereicherung begrüßt worden wie die Einrichtung eines der größten Kriegsgefangenenlager. Die Betreuung von mehr als 500 Verwundeten in den Reserve-Lazaretten in Stadt und Kreis hat besondere Anstrengungen der dort zusätzlich beschäftigten Ärzte, Schwestern, ehrenamtlichen Helfer und Helferinnen erfordert. Die Fürsorge für die Hinterbliebenen und die Sicherung der Lebensmittelversorgung für die Bevölkerung und die Bewirtschaftung von Rohstoffen waren zusätzliche Aufgaben, mit denen sich die Verwaltung über die gesamte Kriegszeit befassen musste und bei denen sie uneigennützig von hiesigen Vereinen unterstützt wurde.
Über all diese Aktivitäten vor und während des Krieges liegen nur wenige, unvollständige Berichte oder historische Darstellungen vor. Anlässlich des hundertsten Jahrestags des Beginns des Ersten Weltkriegs haben der Verein für regionale Kultur- und Zeitgeschichte Hameln und die Archive von Stadt und Landkreis im März 2013 vereinbart, die vorhandenen Archivalien systematisch auszuwerten und durch die Berichterstattung der hiesigen Presse zu ergänzen. Die hier veröffentlichte Dokumentation soll die bisherige Lücke in den Chroniken von Stadt und Landkreis mindestens zum Teil schließen.
Diese Dokumentation ist keine Monographie über Stadt und Kreis Hameln im Ersten Weltkrieg, sondern legt amtliche Dokumente offen und zitiert Presseveröffentlichungen, die dem geschichts-interessierten Leser einen Einblick in die Vorgänge der zivilen und militärischen Verwaltung und deren Auswirkungen auf die Lebensumstände der Bevölkerung gewähren sollen. Die Auswahl bleibt auf wenige Themenbereiche beschränkt.
Die Deister- und Weserzeitung hat im Juli d.J. mit der Veröffentlichung einer Artikelserie zum selben Themenkreis begonnen und in einem eigenen Themendossier zusammengestellt. Bernd Gelderblom, Wilfried Altkrüger und Olaf Piontek haben selbst Beiträge dazu verfasst, die zum größten Teil auf dieser Dokumentation beruhen und die hier seitens des Vereins für Regionale Kultur- und Zeitgeschichte ebenfalls veröffentlicht werden.