Orte der Erinnerung für die Opfer des Nationalsozialismus
im Kreis
Hameln-Pyrmont und angrenzenden Orten
Bodenwerder
Texte und Fotos: Bernhard Gelderblom
Jüdischer Friedhof
Foto 2010
Lage und Größe: | "Vor dem Mühlentore";
nördlich der Altstadt nahe am Weserufer am Rande eines
Parkplatzes; 194 von ursprünglich 339 qm |
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Bestand an Steinen: | 4 Steine (1925 und 1935);
zahlreiche leere Grabfelder, auch Grabsockel |
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Daten zur Geschichte: | 1677 zum ersten Male
erwähnt 1942 von der Stadt Bodenwerder widerrechtlich an die angrenzende Werft als Lagergelände verpachtet und dabei völlig zerstört nach 1945 unter Wiederaufstellung von 2 Steinen auf einem Teil der Fläche wiederhergerichtet; ein anderer Teil des Friedhofes weiter von der Werft genutzt 1954 zurückerstattet; dabei Verkauf eines Teils des Friedhofes durch JTC und LV an die Werft im Jahre 2002 aus Privatspenden grundlegend neu gestaltet 2005 Aufstellung einer Erinnerungstafel |
Erinnerungstafel auf dem jüdischen Friedhof Bodenwerder
Foto 2010
Zur Geschichte des jüdischen Friedhofes in Bodenwerder
Der außerhalb der alten Stadt vor dem Mühlentore liegende Friedhof wird zum ersten Male im Jahre 1677 erwähnt. Es handelt sich um den ältesten jüdischen Friedhof der Umgebung.
Das jüdische Leben in Bodenwerder ist sehr alt. Die ersten jüdischen Männer und Frauen sind in dieser Stadt bereits im Jahre 1392 nachgewiesen. In der Blütezeit des jüdischen Lebens in der Stadt gegen Ende des 19. Jahrhunderts lebten hier zehn jüdische Familien (mit den Namen Scharlach, Jacobsen, Lindner, Katzenstein, Bachrach, Philippson und Blumenthal u.a.).
In der NS-Zeit hat es auf diesem Friedhof in den Jahren 1933 bis 1937 noch vier Beerdigungen gegeben. Während der Bestattungen kam es zu schlimmen Störungen durch SA-Männer aus Bodenwerder und Umgebung. Auch wurde den Angehörigen die Benutzung des Totenwagens verweigert.
Zahlreiche in Bodenwerder geborene Juden wurden aus verschiedenen Städten des Deutschen Reiches deportiert und ermordet. Es handelt sich um Adolf, Friedrich und Rudolf Bachrach, Johanna und Louis Ballin, Walter Katzenstein und Klara Kühn, geb. Katzenstein, Louis Lindner und David Philippson. Im Jahre 1944 wurde Margarete Pieper, geb. Frank, aus Kirchbrak in das KZ Ravensbrück verschleppt. Ihr Todesdatum ist der 17. April 1945.
Das Grundstück des Friedhofs verpachtete die Stadt Bodenwerder im Jahre 1942 eigenmächtig an die benachbarte Oberweserwerft. Alle Grabsteine wurden abgeräumt und das Grundstück von der Werft als Lagerfläche genutzt.
Nach dem Kriege wurde ein Teil des Geländes wieder als Friedhof hergerichtet. Von den zahlreichen früher vorhandenen Grabsteinen fanden sich nur die beiden Steine der Eheleute Frank aus Kirchbrak wieder. Der andere Teil des Geländes wurde bis 1985 weiter von der Werft genutzt.
Das Gelände des Friedhofes erstreckte sich
früher weiter in Richtung Weser. Von seiner ursprünglichen Fläche in der
Größe von 339 qm sind noch 194 qm geblieben. Der Friedhof ist heute der
einzige Zeuge der einst bedeutenden jüdischen Gemeinde der Stadt
Bodenwerder.
Text: | Bernhard Gelderblom |
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Auftraggeber: | Stadt Bodenwerder | |
Eingeweiht: | 28. Juni 2005 |
„Russenfriedhof“ im Junkersgrund
Südlich von Bodenwerder liegt im Junkersgrund ein kleiner Friedhof, der „Russenfriedhof“, wie die Leute noch heute sagen. Er ist das letzte Zeugnis von der Anwesenheit zahlreicher Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, die vor allem in den Werften der Stadt arbeiten mussten.
Über die insgesamt sechs Bestatteten ist nur wenig bekannt. Der Ukrainer Nikolai Mucha starb am 8. Mai 1945 in der Arminiuswerft bei einem Arbeitsunfall. Der Russe Alexander Kosorow erhängte sich am 2. November 1943. Sein Landsmann Nikolai Petro wurde am 28. Juni 1944 „auf der Flucht erschossen“. Unter den Bestatteten ist ein Säugling: Die kleine Monika Pelka lebte kaum 20 Tage und starb am 15. August 1944. Ihre Mutter Janina, eine Polin, war in Kemnade beschäftigt.
Für Ortsunkundige ist das Gräberfeld mangels eines Hinweisschildes kaum zu finden.
Foto 2010
Erinnerungstafel am sogenannten Russenfriedhof
Auf einem vor dem Friedhof liegenden Findling ist eine zweisprachige (russisch-deutsche) Erinnerungstafel angebracht.
Foto 2010
Ihr deutscher Text lautet:
Hier ruhen Menschen aus dem
Osten Europas.
Sie mußten als Zwangsarbeiter verschleppt
zwischen 1943
und 1945 fern der Heimat sterben.
Ihnen zum Gedenken – Uns zur Mahnung
Die Bürger von Bodenwerder
Auftraggeber: Stadt Bodenwerder