Orte der Erinnerung für die Opfer des Nationalsozialismus
im Kreis
Hameln-Pyrmont und angrenzenden Orten
Hameln - Jüdische Orte
Texte und Fotos: Bernhard Gelderblom
Jüdischer Friedhof

Von Westen

Von Osten. Fotos 2011
Lage und Größe: | an der Sandstraße (östlich
des alten Zentrums); 2001 qm von ursprünglich 2126 qm |
|
Bestand an Steinen: | 173 Steine (1741 bis 1937);
zahlreiche leere Grabfelder und -sockel; ein Bestand von ca. 100
Steinen ist durch Zerstörung verloren gegangen |
|
Daten zur Geschichte: | Vorgängerfriedhof 1761/62
durch den Festungsbau ruiniert 1743 Kauf eines Grundstücks durch die jüdische Gemeinde außerhalb der Stadt "Am Sandfelde" Torpfosten aus dem Jahre 1827 1880 Erweiterung des Friedhofs um 1248 qm durch Zukauf eines westlich angrenzenden Gartens und Schaffung eines neuen Zugangs von Norden (Scharnhorststraße) 9. 11. 1938 Zerstörung des gesamten Steinbestandes 1943 Verpachtung des Geländes und Verkauf des gesamten Bestandes an Steinen durch die RV an einen Steinmetzen (1945 rückgängig gemacht) 1946 auf Anordnung der Besatzungsmacht Wiederherstellung des Friedhofes und Versuch einer Rekonstruktion der alten Ordnung; 1963 Abriss der alten Backsteinumfassung und Bau einer neuen Einfriedung durch die Stadt Hameln (im Gegenzug Abtretung von ca. 120 qm an die Stadt Hameln für eine Straßenerweiterung im Bereich Sandstraße) seit Ende der 90er Jahre neue Belegungen und Übernahme der Pflege durch die jüdische Kultusgemeinde Hameln |
Die Aufstellung der Info-Stele für den Hamelner jüdischen Friedhof


Frau Irina Pirogova, die Vorsitzende der jüdischen Kultusgemeinde bei Ihrer Ansprache anlässlich der Einweihung der Informationstafel
(Fotos Gelderblom 2019)
Die Tafel ist ein Geschenk des Vereins für regionale Kultur- und Zeitgeschichte Hameln.
Text und die Bildauswahl: Bernhard Gelderblom
Unter www.juedische-geschichte-hameln.de findet sich vom Verfasser eine ausführliche und reich bebilderte Darstellung des Hamelner Friedhofes. Die genannte Website enthält neben Ausführungen zur Geschichte des Friedhofes z. B. auch einen Rundgang.
Mahnmal für die zerstörte Synagoge in der Bürenstraße

Die 1879 eingeweihte und 1938 zerstörte Synagoge
(Foto um 1900; Quelle Stadtarchiv Hameln)

Der 1963 gesetzte Gedenkstein
Die Inschrift auf dem Gedenkstein
Menschen verstummen - Steine reden immer.
Zum Gedenken an den Untergang
der jüdischen Gemeinde Hameln
in den Jahren 1933-1945.



Das am 30. August 1996 eingeweihte Mahnmal des Künstlers Hans-Jürgen Breuste; von li. n. re.: Überblick; die Tafeln mit den
Namen der Deportierten; Widmungstafel (im Hintergrund) mit Säule und Texttafel (Elie Wiesel)
Künstlerische Gestaltung: | Hans-Jürgen Breuste, Hannover | |
Auftraggeber: | Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Hameln | |
Eingeweiht: | 30. August 1996 |
Die fünf Namenstafeln
Dieses Mahnmal ist zur Erinnerung an die jüdischen Bürgerinnen und Bürger Hamelns errichtet worden. Sie waren Deutsche, und viele lebten seit Generationen in dieser Stadt.
In der Zeit des Nationalsozialismus – 1933-1945 – wurden sie ohne nennenswerten Protest der Bevölkerung von Bürgern der Stadt entrechtet und gedemütigt. Sie wurden verjagt, in den Selbstmord getrieben oder deportiert und in den Vernichtungslagern ermordet.
Ihre Namen sind, soweit bekannt, auf diesen Tafeln verzeichnet.
Es folgen 99 Namen.
"Mögen ihre Seelen eingebunden sein in
das Bündel des Lebens."
Die Widmungstafel
An dieser Stelle stand seit 1879 die Synagoge,
das Gebetshaus der jüdischen Gemeinde Hameln. In der Nacht des 9. November
1938 haben Hamelner Nationalsozialisten die Synagoge geplündert und niedergebrannt.
Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof wurden zerschlagen und zehn jüdische
Männer in das Konzentrationslager Buchenwald verschleppt.
Die Textplatte mit einem Zitat von Elie Wiesel
Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, sondern
Gleichgültigkeit.
Das Gegenteil von Hoffnung ist nicht Verzweiflung,
das Gegenteil von Erinnerung und Gedächtnis nicht Vergessen,
es
ist wiederum Gleichgültigkeit.
Nur Erinnerung kann gegen sie ankämpfen.
Wenn wir aus dieser Gleichgültigkeit ausbrechen,
kann die Vergangenheit mit all dem Grauen, das sie enthält,
ein
Schutzschild für die Menschheit werden.
Elie Wiesel

Das Mahnmal nach seiner durch den Neubau der Synagoge nötigen
Umgestaltung im Jahre 2011. Foto 2011
Tafel am „Judenhaus“ Neue Marktstraße 13
Im „Judenhaus“ Neue Marktstraße 13 wurden auf Anordnung der Stadtverwaltung die Hamelner jüdischen Menschen seit Herbst 1939 auf engstem Raum untergebracht, bis sie im März bzw. Juli 1942 deportiert wurden.

Foto Gelderblom 2022
Die Tafel wurde auf Anregung der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit zu einem nicht genauer bekannten Zeitpunkt in den frühen 1980er Jahren angebracht. Sie wies mehrere Fehler auf, weil damals sowohl über den Zeitpunkt der Einrichtung der Judenhäuser wie der Deportationen Unkenntnis bestand. 2022 wurden diese Fehler korrigiert. Nach wie vor fehlt aber ein Hinweis auf den Verantwortlichen für die Einrichtung der "Judenhäuser", die Hamelner Stadtverwaltung.
„Judenhaus“ Pferdemarkt 8
Das zweite der beiden von der Stadtverwaltung eingerichteten Hamelner „Judenhäuser“ war das Haus Pferdemarkt 8. Dieses Haus weist bis heute keine Erinnerungstafel auf.

Foto 2007
Tafel am Michaelishof
Der 1989 so genannte Michaelishof hat 2013 eine korrigierte Tafel zur Erläuterung der Namensgebung erhalten.
Die Tafel befindet sich am Museumsgebäude.

Foto 2015

Seit 2021 erinnert eine Straße im Neubaugebiet Breslauer Allee/Rennacker
an das jüdische Holocaustopfer Ingrid Friedheim.
Foto Bernhard Gelderblom 2021
Das Zusatzschild lautet:
Geboren am 14.11.1936 in Hameln
im Alter von sechs Jahren als Jüdin
am 2.3.1943 zusammen mit ihrer Mutter
ins KZ Auschwitz deportiert und dort ermordet
Ingrid Friedheim wurde am 14. November 1936 in Hameln geboren. Ingrids Mutter war Sophie Culp. Da ihr nichtjüdischer Vater nicht an Heirat dachte, war Ingrid war ein uneheliches Kind. Wenigstens scheint ihre Mutter nicht wegen 'Rassenschande' verfolgt worden zu sein.
Auch ihre Mutter und ihre Großmutter wurden deportiert und umgebracht.
1939 heiratete Sophie Culp den Viehhändler Hermann Friedheim und zog mit ihrer Tochter Ingrid zu ihrem Mann nach Bad Münder. Sie trug nun den Namen des Stiefvaters.
Am 6. Juli 1942 musste Ingrids Eltern mit ihrer Tochter von ihrem Wohnort Münder nach Hannover in das Ahlemer „Judenhaus“ ziehen.
Am 2. März 1943 wurde Ingrid Friedheim im Alter von 6 Jahren zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Stiefvater aus Hannover-Ahlem in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Sie gilt als verschollen.
Zur Erinnerung an Ingrid Culp und ihre Familie wurden am 26. November 2013 vor dem Haus Neue Marktstraße 14 drei Stolpersteine verlegt.