Orte der Erinnerung für die Opfer des Nationalsozialismus
im Kreis Hameln-Pyrmont und angrenzenden Orten

Hameln - Zuchthaus Hameln

Texte und Fotos: Bernhard Gelderblom
 

Gebäude des ehemaligen Zuchthauses Hameln (heute Hotel Stadt Hameln)

Der Abriss des Zellenhauses (1986) und die Errichtung des Hotels Stadt Hameln (1992) im ältesten Gebäudebestand haben das ehemalige Zuchthaus gänzlich aus dem Stadtbild getilgt. Es scheint, als sei damit auch die Erinnerung an das Leiden und den Tod vieler Häftlinge in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft ausgelöscht.

Unmittelbar nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten wurden in der Hamelner Strafanstalt politische Häftlinge, vor allem Sozialdemokraten und Kommunisten, eingeliefert. 1935 wurde das Gefängnis zum Zuchthaus. Seit 1939 kamen "Kriegswirtschaftsverbrecher", "Sittlichkeitsverbrecher", Verbrecher gegen "die deutsche Ehre" und Fahnenflüchtige hinzu. 1940 wurden die ersten Ausländer eingeliefert, 1944 z.B. 200 politische Häftlinge aus Frankreich, den Niederlanden und Belgien, die in strengster Isolation leben mussten.

Im Herbst 1944 verschlechterte sich die Situation im Hamelner Zuchthaus dramatisch. Hameln wurde eine Art Umschlaghafen für frontnahe Zuchthäuser im Westen und Osten. Im März 1945 war das Zuchthaus mit 1350 Insassen völlig überbelegt.

In den letzten Kriegstagen ordnete der NSDAP-Kreisleiter an, die politischen bzw. kommunistischen Häftlinge zu ermorden, um sie nicht in die Hände der Amerikaner fallen zu lassen. Ein "Todesmarsch" führte am 5. April 1945 von Hameln den Ith entlang in das Außenlager Holzen des Zuchthauses (bei Eschershausen), ein zweiter vom Außenlager Holzen über ca. zehn Tage ins Zuchthaus Bützow-Dreibergen in Mecklenburg. Über 600 Häftlinge starben wegen der unmenschlichen Haftbedingungen und auf den Todesmärschen.


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Tafel für die Toten des Zuchthauses Hameln am Weserufer

Lange fehlte jeglicher Hinweis, der an das schreckliche Leid, das zahlreiche Häftlinge hier erdulden mussten, erinnerte. Am 8. Mai 2006 errichtete die Stadt Hameln eine Gedenktafel am Weserufer auf städtischem Grund.

Erinnerungstafel an die Opfer des Zuchthauses Hameln in der NS-Zeit

Im Bereich der heutigen Park- und Hotelanlage befand sich bis 1980 eine Strafanstalt. In den Jahren der NS-Diktatur von 1933-1945 waren im damaligen Zuchthaus überwiegend politische Gegner der Nationalsozialisten inhaftiert, vor allem Sozialdemokraten und Kommunisten, aber auch Homosexuelle und Juden. Von 1942 bis 1945 wurden zahlreiche Widerstandskämpfer aus Frankreich, Belgien und den Niederlanden eingeliefert.

Die unmenschlichen Haftbedingungen im Zuchthaus forderten allein während des 2. Weltkrieges über 300 Todesopfer. Die Evakuierung des Zuchthauses in den ersten Apriltagen 1945 wurde für weitere Häftlinge ein Marsch in den Tod.

Im Bewusstsein des begangenen Unrechts erinnern wir an die Opfer.

Stadt Hameln Der Oberbürgermeister
 

Text: Bernhard Gelderblom
Auftraggeber:   Stadt Hameln
Eingeweiht:   8. Mai 2006
 


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Das ehemalige Gerichtsgefängnis des Hamelner Amtsgerichts

Das im Hauptstaatsarchiv Hannover erhaltene Gefangenenbuch des Gerichtsgefängnisses verzeichnet Zu- und Abgänge für die Zeit des Dritten Reiches. Schaut man auf die langen Reihen der Eintragungen, so wird deutlich, in welch hohem Maße die Polizei damals ausländische Zwangsarbeiter einlieferte, um sie anschließend teilweise in ein Arbeitserziehungslager zu überstellen.

Das Gerichtsgefängnis diente aber noch zu einem anderen Zweck. Hier brachte die Justiz Häftlinge unter, die, obwohl sie ihre Strafe im Hamelner Zuchthaus abgesessen hatten, der Gestapo zur Einlieferung in ein Konzentrationslager übergeben wurden. Dies betraf vor allem politische Häftlinge, homosexuelle Mehrfachtäter und – ausnahmslos – Juden. Viele dieser Häftlinge haben die Zeit im Konzentrationslager nicht überlebt.


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